Borderlands
Nacht auf das Vieh durch die »Wildkatze von Lifford« sagen wollten.
Ich
schlenderte zum Empfang und hörte zu. Mark Anderson hatte sich am Morgen mit
dem Sender in Verbindung gesetzt und behauptet, eines seiner Schafe sei letzte
Nacht angefallen worden. Sämtliche Eingeweide seien aus dem Kadaver
herausgerissen worden. Anderson hatte der Rezeptionistin bei 108 FM erzählt, er
habe die Gardai zwei Mal um Hilfe gebeten, doch beide Male sei nichts
geschehen.
Ich hoffte,
weitere Einzelheiten zu erfahren, doch Costello schnitt die Diskussion ab,
indem er der jungen Dame sagte, er werde später eine Erklärung abgeben, und bis
dahin gäbe es keinen Kommentar.
Unsere
Besprechung war kurz. Zunächst informierte Costello uns darüber, dass die
Ballistik die Waffe, mit der Terry Boyle ermordet worden war, identifiziert
habe. Offenbar war die Waffe rund ein Jahr zuvor bei einem Raubüberfall auf
eine Tankstelle in Bundoran eingesetzt worden.
Dann lenkte
Costello unsere Aufmerksamkeit auf Angela Cashell und die Folgen von McKelveys
Tod. Er hatte beschlossen, einstweilen bei McKelvey als unserem Mörder zu
bleiben, während wir sämtliche Hintergrundinformationen nochmals überprüften.
Falls jemand Neues ins Bild träte, wie er es formulierte, würden wir uns mit
dem McKelvey-Fiasko so befassen, wie die Situation es erforderte. Sollten
unsere Ermittlungen nichts Neues ergeben, würden wir sie still und leise zu den
Akten legen, und McKelvey bliebe dann nach außen hin Angela Cashells Mörder.
Ich fragte ihn
nach dem Ring, den McKelvey angeblich verkauft hatte.
»Vergessen Sie
den verdammten Ring, Benedict. Ich will ein schnelles Ergebnis. Ignorieren Sie
das Naheliegende nicht bloß deshalb, weil es naheliegend ist!«
Williams und
ich kehrten mit den Akten zurück in unser Büro. Wir arbeiteten den Vormittag
durch, gingen Unregelmäßigkeiten und ungeklärten Fragen aus den ursprünglichen
Ermittlungen nach. Ich kam immer mehr zu der Überzeugung, dass der Ring, den
Angela Cashell getragen hatte, von zentraler Bedeutung für die Lösung des Falls
war.
»Warum?«
»Sie war
nackt; die Täter haben ihre Kleider behalten oder zerstört; jemand hat ihre
Leiche gewaschen; ein Kondom benutzt. Alles scheint darauf angelegt, die
Möglichkeiten der Spurensicherung einzuschränken. Alles wurde entfernt, bis auf
die Unterhose und diesen Ring. Warum hat man ihr die Unterhose gelassen?«
»Na ja, die
Unterhose deutet auf einen gewissen Respekt vor der Toten hin. Irgendein Rest
von Zuneigung zu dem Mädchen. Jemand wollte, dass ihr eine gewisse Würde
blieb.«
»Ihr Vater?«
»Vielleicht.
Lohnt sich bestimmt, da noch mal nachzubohren. Oder eine Frau«, schlug sie vor.
»Warum?«
»Weiß nicht.
Es wirkt einfach wie etwas, was eine Frau tun würde. Es war ja eine bewusste
Entscheidung, ihr die Unterhose wieder anzuziehen. Ich glaube nicht, dass ein
Mann das tun würde. Eigentlich sollte man meinen, wenn es dabei irgendwie um
Sex ging, hätte er etwas so Intimes lieber behalten – als Trophäe, verstehen
Sie?«
Das klang
logisch. »Was ist mit dem Ring? Er hat irgendeine Bedeutung. Keiner aus ihrer
Familie oder von ihren Freunden wusste von ihm.«
»Whitey
McKelvey schon. Vielleicht hat er ihn ihr gegeben.«
»Wahrscheinlicher,
als dass er ihn jemandem verkauft hat, der dann zurückgekommen ist und sie
umgebracht hat.«
»Also, er
stiehlt ihn Ratsy Donaghey, schenkt ihn Angela Cashell, und dann wird sie
ermordet, als sie ihn trägt.«
»Glauben Sie,
er ist so viel wert, dass jemand deswegen töten würde?«
»Ich weiß
nicht. Vielleicht sollten wir ihn schätzen lassen.«
»Aber wenn er
etwas wert war, dann hätte Angelas Mörder ihn doch bestimmt mitgehen lassen«,
wandte ich ein.
»Stimmt. Also
ist er eine Botschaft.«
»An wen?«
»Das weiß ich
nicht. Aber Sie haben recht. Wir gehen dem nach.«
Ich fragte
Williams, ob sie den Polizisten in Bundoran erreicht hatte, der den Mord an
Donaghey bearbeitet hatte.
»Bis jetzt
nicht. Er hat bis morgen frei, hat man mir gesagt. Ich muss mit ihm auch über
die Waffe sprechen, mit der Terry Boyle ermordet wurde. Was glauben Sie, welche
Verbindung besteht zwischen dem Mord an Donaghey und dem an Cashell? Drogen?«
»Möglich«,
erwiderte ich. »Aber er war aus einer anderen Generation. Er war eher in Johnny
Cashells Alter als in Angelas. Gehen Sie der Sache trotzdem nach. Besorgen Sie
sich auch noch mal das Video aus diesem Nachtclub. McKelvey hat geleugnet, dass
er an dem
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