Borderlands
ich.
»Keine Ahnung.
Außer dass ich glaube, dass es eingraviert wurde, als der Ring geschmiedet
wurde; die Oberfläche innerhalb der Gravur ist genauso matt geworden wie der
übrige Ring. Bei einer nachträglichen Gravur würde deren Oberfläche ein
bisschen mehr glänzen.«
»Was sollten wir
Ihrer Meinung nach jetzt tun?«, fragte ich mit einem Seitenblick zu Williams.
»Nun ja, Sie
sind die Polizisten – und Polizist innen –, da halte
ich mich lieber zurück. Aber ich an Ihrer Stelle würde mich mit Hendershot
& Sons in Verbindung setzen und hören, was die Ihnen erzählen können.«
»Ich dachte,
die wären in der Versenkung verschwunden«, wandte Williams ein.
»Ja«, sagte
er. »Was ihre Bedeutung angeht, schon. Aber es gibt sie immer noch. Beim
letzten Mal, als ich da war, waren sie in einer kleinen Straße nicht weit vom
Atlantic, aber das ist Jahre her, vielleicht sind sie umgezogen. Sehen Sie im
Telefonbuch nach.«
Wir dankten Mr
O’Donnell für seine Hilfe, und ich versprach meinem Vater, wir würden ihn und
meine Mutter bald einmal besuchen. »Tut das«, sagte er. »Und umarm die Kinder
von mir.« Ich versprach es. Dann fuhren Williams und ich zurück.
»Na, wie wär’s
mit einem Ausflug nach Donegal?«, fragte sie, während wir am Prehen Park vorbei
und die Strabane Road entlangfuhren.
»Warum nicht?
Besonders, wenn’s auf Kosten der Firma geht.«
»Wir könnten
zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und gleich weiter nach Bundoran fahren –
und da den Kollegen besuchen, der den Mord an Ratsy Donaghey bearbeitet, wenn
wir schon mal dabei sind.«
Ehe ich mich abends im Büro austrug, erhielt
ich noch einen Anruf von dem Arzt, der mich am Vierundzwanzigsten behandelt
hatte und der, wie ich nun erfuhr, Ian Fleming hieß.
»Mein Vater war Bond-Fan, falls Ihnen das
hilft«, erklärte er, obwohl ich nichts gesagt hatte. Ich nickte. Dann wurde mir
klar, dass er die Bewegung ja nicht sehen konnte, und brachte ein Grunzen
zustande. Meine Kehle war völlig ausgetrocknet.
»Gute
Neuigkeiten, Inspector«, sagte er. »Alles in Ordnung so weit – ein verspätetes
Weihnachtsgeschenk.«
Ich hätte beinahe
geweint, als ich ihm dankte.
»Aber
vergessen Sie nicht: Lassen Sie sich in ein paar Monaten noch mal testen. Aber
ohne allzu viel preisgeben zu wollen – ich habe heute Nachmittag beim
Hunderennen mit dem Hausarzt des Jungen gesprochen. Hab ihm das mit dem Biss
erzählt. Er hat für mich nachgesehen. Er meint, der Junge wäre auch sauber
gewesen. Von daher, hoffen wir das Beste …«
Debbie vergoss ein, zwei Tränen, als ich es
ihr erzählte. Dann kochte sie Tee, weil es die einzig mögliche Reaktion zu sein
schien. Ich schlug ihr vor, Williams und mich am nächsten Tag nach Donegal zu
begleiten, um einkaufen zu gehen, doch sie hatte bereits ihrer Mutter
versprochen, mit ihr nach Derry zu fahren. Wir aßen in einvernehmlichem
Schweigen zu Abend, allerdings vermutete ich, dass meine Entgleisung mit Miriam
Powell ihr immer noch im Kopf herumspukte.
Gegen viertel vor neun hörten wir Penny von
oben rufen. Sie war zwanzig Minuten zuvor zu Bett gegangen, und normalerweise
schlief sie wie ihre Mutter ein, sobald ihr Kopf das Kissen berührt hatte.
Ihr Zimmer
liegt nach vorne hinaus. Sie kniete auf dem Bett, ihr Kopf und der halbe Körper
waren unter der Gardine verborgen, während sie durchs Fenster etwas
beobachtete. Als sie uns hörte, hob sie die Gardine knapp über den Kopf und lud
uns in ihr behelfsmäßiges Tipi ein. Dann sahen wir, was ihre Aufmerksamkeit
erregt hatte.
Auf der Straße
vor dem Haus versammelten sich Landwirte aus der Gegend mit Gewehren und
Taschenlampen. In der Mitte der Gruppe stand Mark Anderson wie ein
Zinnsoldatengeneral, gab Anordnungen und deutete erst auf einen Zettel in
seiner Hand und dann auf verschiedene Punkte in den Feldern um unser Haus
herum. Irgendjemand machte Fotos, und im Licht einer der Taschenlampen
entdeckte Anderson offenbar unsere drei Gesichter am Fenster, denn er machte
den Fotografen auf uns aufmerksam und sagte etwas, das ihn zum Lachen brachte.
Wir konnten sie nicht hören und beobachteten schweigend, wie Anderson den Kopf
zurückwarf, den zahnlosen Mund weit offen, und dann prustete und hustete, bis
er ausspuckte.
Ich ging nach
unten, zog eine Jacke an und ging nachsehen, was da los war. Der Fotograf
schrieb in sein Notizbuch und schien kurz vor dem Aufbruch. Ich rief ihn zu
mir.
»Was ist da
los?«
»Sie suchen
nach der Wildkatze, die Mr
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