Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
Vom Netzwerk:
Andersons Tiere reißt.« Er war höchstens zwanzig und
trug auf den Wangen und um den Mund immer noch frische rote Aknenarben.
    »Das letzte
Mal, dass ihn jemand Mr Anderson genannt hat, war vor Gericht, Jungchen«, sagte
ich, »von daher würde ich diese Anrede jetzt nicht an ihn verschwenden. Wo
wollen die mit ihren Gewehren hin?«
    »Haben Sie das
denn nicht gehört, Mister ?«, sagte er spürbar
gekränkt wegen des »Jungchens«. »Thomas Powell hat eine Belohnung von tausend
Euro ausgesetzt für den, der die Katze tot oder lebendig fängt. Er sagt, An
Garda tut ja nichts, also muss er es tun. Irgendein Kommentar, Inspector?«,
sagte der Junge und lächelte über seine eigene Gerissenheit.
    »Ja, Sie
stehen in meiner Einfahrt. Verschwinden Sie.«
    Ich ging wieder ins Haus und zog einen
Pullover, eine wasserfeste Jacke und meine Gummistiefel an. Dann schloss ich
Frank in der Hütte ein, nur vorsichtshalber.
    Ich fand Anderson etwa eine Viertelmeile die
Straße hinauf, wo er am Tor zu seiner Weide stand, die sich von dort bis zu unserem
Haus und in die andere Richtung rund eine Meile bis zu seinem Haus erstreckte.
Der Mond stand hoch, der Himmel war klar, und im violetten Licht stachen nach
Jahren des Trinkens die geplatzten Äderchen in Andersons Wangen und Nase
hervor. Als er sprach, wirkte sein zahnloses Zahnfleisch sehr rot und hässlich.
    »Ich hab Sie
gewarnt, ich würd mich drum kümmern«, sagte er, als ich ihn erreichte. »Jetzt
sind Sie’n bisschen spät dran.«
    »Eine
Wildkatze ist aber nicht mein Hund. Sind Sie sicher, dass das, was Ihre Schafe
bedroht, ein Tier ist? Wie geht’s übrigens Malachy?«
    »Gibt’s n
Grund dafür, dass Sie hier sind?«, höhnte er und ignorierte die Anspielung in
meiner Frage.
    »Ich hab
gedacht, ich hab mal ein Auge auf die Sache. Wir wollen schließlich nicht, dass
jemand aus Versehen Sie erschießt, oder, Mark?«
    * * *
    Ich suchte mir eine niedrige Anhöhe auf der Weide
aus und leg-te mich dort neben zwei Männer. Einen erkannte ich als einen
Tontaubenschützen aus Raphoe, obwohl ich seinen Namen nicht wusste. Der Boden
unter uns war hart gefroren, und die Kälte sickerte in meinen Körper, sodass
ich mich hin und wieder bewegen musste, um mich warm zu halten. Und dort lagen
wir nun bei eisigem Frost und warteten, starrten in die Dunkelheit und
versuchten zu erkennen, ob etwas um die Schafe herumschlich, deren Wolle im
Mondlicht umso heller strahlte. Die Ilexhecke um die Weide herum war dicht und
hing voller roter Beeren. Kleine Tiere flitzten hindurch. Direkt über uns erhob
sich eine Trauerbirke, deren Zweige so schwer waren, dass sie den Boden
berührten.
    Gegen halb elf hörten wir einen Ruf. Dann
blitzte an einem Ende der Weide helles Gewehrfeuer auf, und gleich darauf krachten laute
Schüsse. Mehrere Männer in der Nähe sprangen auf und rannten zu der Stelle, wo
man etwas gesehen hatte, während zwei Männer sich darüber stritten, wer zuerst
geschossen hatte.
    »Sieht so aus,
als hätte sich da jemand einen Riesen verdient«, meinte der Mann aus Raphoe und
stand auf. Ich tat es ihm nach, doch meine Beine waren vom langen Liegen in der
Winterkälte so steif, dass sie unter mir nachgaben. Ich humpelte hinter den
Männern her zu der Stelle, wo sich bereits eine Gruppe versammelt hatte, doch
noch bevor ich dort ankam, erkannte ich am kollektiven angewiderten
Kopfschütteln, dass die Beute nicht die erhoffte Wildkatze war. Stattdessen lag
in der Mitte des Kreises, den die Männer gebildet hatten, ein Fuchs, dessen
Flanke von den Schüssen zerfetzt worden war. Blut, so schwarz wie Teer,
sickerte ins reifüberzogene Gras. Die Zunge rutschte ihm immer wieder aus dem
Maul, er röchelte mühsam. Mein Begleiter aus Raphoe lud sein Gewehr, richtete es
auf den Kopf des Fuchses und schoss aus so großer Nähe, dass Blut und
Gewebefetzen auf seine Schuhe und den Gewehrlauf spritzten. Die Luft roch nach
Kordit und verbranntem Fell.
    »Gehen wir
dann jetzt nach Hause?«, fragte einer enttäuscht.
    »Das war kein
Fuchs, was meine Schafe angegriffen hat«, sagte Anderson und spuckte auf den
Kadaver. »Lasst den da liegen – vielleicht lockt er das Biest ja an.«
    Halbherzig
trat er gegen den Kadaver, der sich im Gras überschlug, dann wischte er sich
den Stiefel an der Rückseite seines Hosenbeins ab. »Zurück auf eure
Positionen«, sagte er, setzte die Mütze auf und trottete wieder zu seinem
Versteck.
    Ich kehrte zu
unserem Hügel zurück, legte mich diesmal an eine

Weitere Kostenlose Bücher