Borderlands
andere Stelle und zündete eine
Zigarette an.
»Besser
nicht«, sagte der andere Mann, der Tony Soundso hieß. »Katzen können Rauch noch
auf mehrere Meilen Entfernung riechen. Das verjagt sie nur.«
»Wenn diese
Katze den Rauch einer einzigen Zigarette, aber nicht den Gestank von dreißig
Männern riechen kann, die auf einer Weide voller Schafsköttel liegen, dann
verdient sie es, dass man ihr die Rübe wegpustet«, versetzte ich und nahm einen
bewusst tiefen Zug, doch die Luft war so kalt, dass es in der Lunge brannte.
Der Mann aus Raphoe lachte und zog eine Tabakdose hervor, um sich eine
Zigarette zu drehen, deshalb gab ich ihm eine aus meinem Päckchen.
»Jagen Sie
nicht mit?«, fragte er, als ihm auffiel, dass ich der einzige unbewaffnete Mann
auf der Weide war.
»Nein. Ich
passe nur auf, dass keiner erschossen wird«, sagte ich und fügte hinzu, »oder
jemand meinen Hund erschießt.«
»Was?«
»Anderson
dachte, es wäre mein Hund, der seine Schafe angefallen hat. Ich sollte
vermutlich dankbar sein, dass diese Katze aufgetaucht ist.«
»Das sollten
Sie wohl, Officer«, sagte er lachend.
Ich lächelte.
»Ich kenne Ihr Gesicht. Aber ich kann Sie nicht einordnen.«
»Sie haben
mich vor ein paar Jahren wegen zu schnellen Fahrens angehalten. Damals fuhren
Sie noch Streife.«
»Mist«, sagte
ich. »Tut mir leid.«
»Das braucht
es nicht. Ich war mit über hundert Meilen die Letterkenny Road entlanggebraust.
Ich hatte Glück, dass ich das überlebt habe. Alles in allem bin ich glimpflich
davongekommen.«
Nun erinnerte
ich mich, auch an sein Gesicht, obwohl er damals einen Schnurrbart getragen
hatte. Er schien anzunehmen, dass ich seinen Namen kannte, deshalb mochte ich
ihn nicht fragen. »Ein roter Celica, stimmt’s?«
»Knapp
daneben. Ein roter Capri.«
»Haben Sie den
noch?«, fragte ich. »War ein schönes Auto, selbst als verwischter Fleck.«
»Nein. Meine
Frau bekam ein Kind; da hab ich den Wagen abgestoßen. Jetzt fahre ich eine
Familienkutsche.«
»Das ist ja
alles hochinteressant«, warf der Mann namens Tony ein, »und ich unterbreche
euch auch nur ungern, aber könntet ihr jetzt wohl den Mund halten?«
Wir hockten eine weitere Stunde schweigend da
und rauchten in regelmäßigen Abständen. Der Abend war so windstill, dass der
Rauch wie eine silberne Wolke über unseren Köpfen hing. Um halb eins stand ich
auf, um meine Beine auszuschütteln, und da sah ich einen schwarzen Schatten, der
vom Rand des Feldes gleich oberhalb von uns herangeschlichen kam. Er kroch
langsam auf eine Gruppe von Schafen zu, die zu schlafen schienen. Der Bauch
schleifte so dicht über den Boden, dass das Fell mit Reif überzogen sein
musste. Ich konnte nicht erkennen, was für ein Tier da die Furchen
entlangschlich, die der Traktor auf dem Feld hinterlassen hatte.
»Stehen Sie auf«, zischte ich den beiden
neben mir zu, und sie gehorchten, rieben sich die Beine und richteten sich auf.
Der Mann aus Raphoe erspähte die Gestalt und lud sein Gewehr; Tony ebenfalls.
Die beiden
legten gleichzeitig an, stützten die Gewehrläufe ab. Der Mann aus Raphoe
veränderte seine Position ein wenig, sodass er festen Halt hatte. Ich sah, dass
die Atemwolke vor seinem Mund verschwand, als er zielte, und hielt selbst
unwillkürlich die Luft an, während ich beobachtete, wie das Tier langsamer
wurde und dann stehen blieb, als wäre es sich dessen, was gleich geschehen
würde, ebenfalls bewusst. Hinterher würde ich mich daran erinnern, dass er die
Ausrichtung des Gewehrs in den letzten Millisekunden vor dem Abdrücken nochmals
ganz leicht korrigierte, aber sicher bin ich nicht.
Dann drückte
er langsam ab, eine fließende Bewegung, und sein Gewehr zuckte, als der Knall
über das Feld tönte, dass mir die Ohren klingelten. Tony feuerte eine Sekunde
später, ein weiterer lauter Knall, als wäre ein Stock durchgebrochen. Dann
rannten wir drei los, stolperten durch die Furchen, schlitterten über die
Schafsköttel und trieben die schlummernden Schafe auseinander, die uns mit
großen erschrockenen Augen anstarrten. Im Laufen sahen wir die schwarze Gestalt
dorthin zurückjagen, woher sie gekommen war; ihr Lauf war unregelmäßig. Als wir
die Stelle erreichten, an der sie angeschossen worden war, entdeckten wir auf
dem weißen Gras schwarzes Blut. Wir folgten ihrer Spur – wo das Tier über den
Reif gekrochen war, war das Gras grüner – und entdeckten noch mehr Blut am
Boden. Dann verschwand die Spur in einer dichten Hecke, und wir
Weitere Kostenlose Bücher