Borderlands
nichts an«, meinte ich und hob gespielt
beschwichtigend die Hand.
»Ich weiß«,
sagte sie. »Und das ist auch besser so. Es sei denn, Sie möchten so enden wie
Ihr Hund.«
»Schon gut.
Ich wollte mich nur erkundigen, wie es ihm geht. Wegen der McKelvey-Sache.«
»So weit gut«,
meinte sie. »Er sagt nicht viel dazu. Übrigens glaubt er, dass er in der
Terry-Boyle-Geschichte auf was gestoßen ist. Ein Barkeeper meint, ihn gesehen
zu haben, wie er in der Tatnacht in Begleitung eines Mädchens einen Nachtclub
in Raphoe verlassen hat. Kleines Mädchen – braune Haare. Er geht da heute wegen
einer Beschreibung hin, will vielleicht ein Phantombild machen lassen.« Sie
kurbelte das Fenster herunter und warf ihr Kaugummi hinaus.
»He, das ist
Umweltverschmutzung«, protestierte ich.
»Wie ich schon
sagte«, fuhr sie fort und ignorierte meinen Einwand, »ich glaube, er kommt
damit klar. Solange er glaubt, dass McKelvey schuldig war.«
»Haben Sie ihm
gesagt, wohin wir fahren?«
»Ja,
allerdings habe ich gesagt, wir gehen einer Spur zu McKelvey nach, verknüpfen
lose Fäden, überprüfen den Ring. Er wollte wissen, was er verpasst hat.
Verstehen Sie?«
»Verständlich«,
sagte ich.
Eine Stunde später erreichten wir die
Außenbezirke von Donegal. Zuerst fuhren wir zu dem Juwelier Hendershot &
Sons, dessen Geschäft sich tatsächlich immer noch neben dem Restaurant Atlantic
befand. Von außen wirkte der Laden ziemlich heruntergekommen: Der Anstrich des
Holzes um die Tür und des Ladenschilds über dem Fenster war verblichen und
blätterte ab. Die Fenster waren staubig, und das Innere des Geschäfts war so
düster, dass wir zunächst glaubten, es sei geschlossen. Die Inneneinrichtung
war altmodisch, voller Mahagonikästen, in denen Gold und Diamanten im Licht der
in die Decke eingelassenen Strahler glitzerten. Es roch nach Frischluftspray,
das vielleicht den starken Rauchgestank überdecken sollte.
Der Geschäftsführer war ein junger Mann mit
lockigem braunen Haar und einem kostspieligen Lächeln, das strahlte wie der
Stein in seiner Krawattennadel. Wir erläuterten den Anlass unseres Besuchs und
zeigten ihm den Ring. Er untersuchte ihn und schlug vor, wir sollten ihn eine
Stunde bei ihm lassen, während er sich mit seinem Vater in Verbindung setzte,
der in den 1960er und 1970er Jahren den Großteil des Schmucks, den sie verkauft hatten,
angefertigt hatte.
Also fuhren
wir die vierzig Minuten Richtung Küste nach Bundoran. Jahrelang wäre Bundoran
als Küstenort aus den 50er Jahren durchgegangen: getünchte Cottages,
heruntergekommene Geschäfte mit sich wellendem vergilbtem Sonnenschutz an den
Fenstern und ein Atlantik, der die Küste selbst an windstillen Tagen peitschte.
Seit kurzem wandelte sich der Ort jedoch, mit Spielhallen, Geschäften für
Surfbedarf, flackernden Neonschildern, Restaurants mit Wildwestfassaden und
Kneipen mit altem irischem Nippes. Frühmorgens sieht man überall auf den
Straßen Scherben von Bierflaschen und Pfützen mit Erbrochenem. Bis zum Mittag
jedoch präsentiert das Örtchen wieder sein familienfreundliches Gesicht.
Wir parkten
vor der Polizeiwache und gingen hinein. Das Fenster am Empfang war so niedrig,
dass man sich ein wenig bücken musste, um mit dem Mann dahinter zu sprechen,
beinahe, als unterhielte man sich durch ein Autofenster mit jemandem. Williams
stellte uns beide vor und fragte nach Daly.
Bald darauf
wurden wir eingelassen und von einem mittelalten Mann mit an den Schläfen
ergrauendem Haar in Empfang genommen. Seine Haut war sonnengegerbt wie Leder,
um die Augen herum saßen tiefe Falten, und im grellen Licht der Neonröhren über
unseren Köpfen blinzelte er ein wenig. Er führte uns in einen Verhörraum.
Dann
entschuldigte Daly sich kurz und kehrte wenig später mit einem kleinen Karton
zurück, auf dem er drei Tassen Kaffee und eine dünne grüne Mappe balancierte.
Er stellte den Karton ab und setzte sich uns gegenüber, blies auf seinen Kaffee
und blickte Williams misstrauisch an.
»Sie sind also
wegen Ratsy hier. Sehen Sie sich das da an; fragen Sie mich, was immer Sie
wollen«, sagte er und deutete auf die grüne Mappe.
Williams
öffnete sie und legte sie zwischen uns auf den Tisch. Die Notizen waren knapp
und präzise.
Man hatte
Ratsy Donaghey am fünften November geknebelt und an einen Stuhl gefesselt in
seiner Wohnung mit Blick auf den öffentlichen Spielplatz und das Schwimmbad
gefunden. Seine Arme waren mit Brandmalen übersät gewesen. Am Ende hatte
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