Borderline ein Narco-Thriller
Millionen sehr gut angelegt. Erfüllt von einem Gefühl tiefer Erleichterung marschiert er hinter Avril zurück zu dem wartenden Pick-up.
Auf der Rückfahrt nach Sells bombardiert sie der Colonel mit Fakten über Reichweiten, Flughöhen und die vielfältigen Möglichkeiten zur Überlistung der Grenzüberwachung. Die Daten schwirren Diego nur so durch den Kopf, als sie den Flughafen erreichen und Avril ihm einen weiteren USB-Stick aushändigt. „Hier ist alles drauf. Zum Fire Scout und den Fuerzas, zum U-Boot und den Seals.“
Diego nimmt den Speicher und steckt ihn zu dem anderen Stick in die Tasche. Sie steigen aus.
„Ich rede mit meinen Partnern. Bis übermorgen gebe ich Ihnen Bescheid.“
Die drei gehen über das Flugfeld zur Cessna, die mit bereits laufenden Motoren auf sie wartet.
„Gut. Wenn wir uns geeinigt haben, steht mein Team eine Woche später bereit.“
Diego nickt. „Das Boot?“
„Operiert zurzeit auf Testfahrt bei Oaxaca. Könnte in zwei Tagen vor Guatemala liegen.“
„Klingt gut.“
„Also. Auf bald.“ Der Colonel hebt die Hand zum Gruß, während Diego Pablo in die enge Kabine folgt und dem Piloten auf die Schulter klopft. Langsam rollen sie auf die Startposition.
Als sie in der Luft sind und die Maschine ihren Kurs in Richtung Westen gefunden hat, schaut Diego auf die unter ihnen schrumpfenden Lichter des kleinen Orts. Unvermittelt denkt er an Claire. Er nimmt sich vor, sie gleich nach der Landung anzurufen.
19. Kapitel
Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube öffnet Claire die Tür zu ihrem Appartement, wo zwei Nächte zuvor der grausige Albtraum für sie begann. Einen Moment verharrt sie auf der Schwelle, ehe sie zögernd die Wohnung betritt und das Licht einschaltet. Mit wild klopfendem Herzen sieht sie sich im Raum um. Dann geht sie schnurstracks zu den Fenstern, die sie weit öffnet. Beklommen läuft sie ins Schlafzimmer, wo ihr Blick auf das ungemachte Bett fällt. Ein plötzlicher Ekel überkommt sie, und die Vorstellung, sich dort hineinzulegen, jagt ihr einen kalten Schauer über den Rücken. Hektisch beginnt sie, das Bettzeug abzuziehen. Dann holt sie aus der Küche einen großen Müllsack, in den sie die Laken stopft. Nachdem sie auch Handtücher und ein herumliegendes Baumwolltop hineingesteckt hat, verknotet sie das obere Ende und stellt den Sack vor die Eingangstür.
Aus dem Kühlschrank nimmt sie ein Bier, dazu zieht sie ein scharfes Messer aus der Schublade. Mit beidem geht sie ins Wohnzimmer, wo sie sich seufzend auf das Sofa fallen lässt. Sie nimmt einen großen Schluck, lehnt sich zurück und schließt die Augen. Wieder laufen die Bilder der Entführung wie auf einer Großbildleinwand vor ihr ab. Eine leises Schluchzen entweicht ihrer Kehle, und sie wirft den Kopf herum, um die Erinnerung abzuschütteln.
Nicht durchdrehen
, mahnt sie sich selbst zur Ruhe. Sie überlegt, wie ihre Entführer sie aus der Wohnung geschafft haben. Die Frage, wie sie das selbst bewerkstelligt hätte, geistert ihr durch den Kopf. Sie würde sich zum Transport in einen Sack gesteckt haben.
Und dann? Weg mit dem Körper.
Wie? Am besten in einen Van verfrachten. Einen Van, den sie nah am Eingang abstellen würde. Und da gibt es nur einen Ort: den Parkplatz der Anlage. Der kameraüberwacht ist.
Nur, wie soll sie an die Videos kommen? Doch alles der Polizei erzählen?
Da kommt ihr eine bessere Idee: Jack. Vielleicht kann er weiterhelfen, unorthodox, wie die DEA-Jungs sonst auch bei ihren Ermittlungen vorgehen. Bei der Suche nach einer Strategie, wie sie ihn dazu bringen kann, ihr das Video zu beschaffen, schläft sie ein.
Irgendwann, viel später, wird sie von einem penetranten Brummton aus dem Schlaf gerissen. Verwirrt öffnet sie die Augen und schaut auf das neben ihrem Kopf abgelegte Handy, das beharrlich vibrierend einen Anruf anzeigt. Schlaftrunken nimmt sie ab.
„Oje, ich hab dich geweckt?“
Marc!
Claire richtet sich erfreut auf. „Nein, nein. Wie spät ist es denn?“ Sie kratzt sich am Kopf.
„Kurz nach halb eins. Es tut mir leid. Ich hab dich doch geweckt, stimmt’s?!“
„Ach was. Ich freu mich doch, dass du anrufst.“
„Nicht sauer?“
„Bestimmt nicht! Ich bin nur …“, sie blickt sich unglücklich im Zimmer um.
„Du bist in deiner Wohnung?“
„Ja. Es ist, so sonderbar.“
„Glaub ich. Soll ich vielleicht …“, Marc unterbricht sich für einen Moment. Sie merkt, wie er zögert.
„… vorbeikommen meinst du? Sehr, sehr
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