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Borderline ein Narco-Thriller

Borderline ein Narco-Thriller

Titel: Borderline ein Narco-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Habbe
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lehnenden Sanchez, der lächelnd auf sie zuschlendert.
    „Oberst.“ Avril drückt Sanchez’ ausgestreckte Hand.
    „Neu?“ Mit einer Kopfbewegung zeigt er auf die Begleiter.
    „Relativ.“ Auf seinen Wink hin entfernen sich die beiden und nehmen an einem benachbarten Tisch Platz.
    „Und er?“ Sanchez schaut auf Pablo.
    „Unser Mann aus dem Süden. Genauer, unser zweiter Mann. Pablo.“
    Der Colonel sieht, wie sich der Blick des Mexikaners bei dem zweiten Teil seiner Aussage für einen Moment verfinstert.
Ambitioniert
, denkt Avril. Deswegen auch die Geschichte mit der Frau und Jack? Gut, soll ihm recht sein, wenn es neben Diego weitere Anwärter gibt, mit denen er arbeiten kann.
    Tja, Jack. Sein Verbindungsmann zur DEA. Avril will gar nicht zusammenzählen, wie oft der ihn in den letzten Tagen angerufen hat. Aber mit keinem Zucken hat er sich anmerken lassen, wie sehr ihn das Foto vom Parkplatz irritiert hat.
    Nur ein blöder Zufall, dass die zwei sich kennen?
, fragt er sich, während Sanchez die Karte studiert. Gut möglich, schließlich arbeiten die US-Dienste eng zusammen. Gerade jetzt, nach den Verlusten der Mexikaner. Andererseits gibt es nach der Erfahrung des Colonels keine derartigen Zufälle. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint ihm die Liaison Diegos problematisch. Er wird die Sache beobachten müssen.
    „Und, laufen die Dinge, wie besprochen?“ Sanchez reißt ihn aus seinen trüben Gedanken.
    „Alles wie geplant.“
    „Lieferung?“
    „Ist auf dem Weg ins Zentrallager. Ende der Woche hier.“
    „Wo?“
    „In der Nähe. Nicht zu weit, keine Sorge.“ Avril lässt seinen Finger unbestimmt über sich durch die Luft kreisen.
    „Und der Transport ist sicher?“
    Jetzt kann sich der Colonel ein Grinsen nicht verkneifen. Er denkt an das Seal-Team. Und dann an Sanchez’ Jungs, die die Ladung in Empfang nehmen werden.
    „Was ist daran so lustig?“
    „Ich garantiere dir Sicherheit bis zur Übergabe. Wie sieht es denn mit einer Garantie für die Zeit danach aus?“
    Mit kaltem Blick fixiert er Sanchez, der seinen Ausdruck ruhig erwidert.
    „Keine Sorge. Bei Übergabe liefern wir das Geld. Darauf gebe ich mein Wort.“
    Avril nickt zufrieden. Er glaubt ihm. Sonst würden sie hier gar nicht sitzen. Auch nicht, wenn er davon ausgehen würde, dass hundert Kilo pro Lieferung zu viel für Sanchez wären. In den letzten Wochen hat sein Team die Bande genauestens überprüft. Jack stand ihnen dabei unwissend hilfreich zur Seite und versorgte sie mit wertvollen Informationen über die Entwicklungen der Szene im Grenzgebiet. Was dankbar aufgenommen wurde. Frei nach dem Motto: je bedrohlicher die Gang, desto besser. Und in dem Punkt standen Sanchez und seine Leute ganz oben. Ursprünglich eine unter vielen Latinogangs war es einem seiner Vorgänger gelungen, sie mit einer geschickten und brutalen Strategie mit anderen Gruppierungen zu vereinen. Inzwischen verfügten sie über gute Verbindungen bis rauf nach Chicago, Philly und New York. Ein weit gesponnenes Netz, das sie für die Verteilung der Waren unbedingt benötigten. Am besten für sie aber war, dass die Gruppe mit keinem ihrer mexikanischen Wettbewerber all zu eng verbandelt war. Im Gegenteil, deren Ableger machten ihnen hier im Süden zunehmend das Revier streitig. So waren der Colonel und Diego mit ihrem Angebot bei Sanchez, der bereit war, die Waren zu fairen Konditionen im ganzen Land zu vertreiben, offene Türen eingerannt. Faire Konditionen, das hieß zwölftausend das Kilo bei mindestens 90 Prozent Reinheit. Und davon dreihundert Kilo die Woche.
    Was für sie hieß: sichere Einnahmen und wachsende Offshore-Konten.
    Was für ihn hieß: sichere Einnahmen und Geld für mehr Waffen und Männer.
    Eine klassische Win-win-Situation.
    „Und, immer noch King der Elm Street?“
    Sanchez wirft ihm einen finsteren Blick zu.„Das ist
mein
Viertel. Da geh ich nicht weg!“
    Avril nickt.
Das Problem dieser Typen ist
, denkt er,
dass sie so sehr an ihrer Gegend hängen, sei sie auch noch so elendig und drogenverseucht. Kein Wunder, dass kaum einer länger an der Spitze durchhält.
    „Klar. Man muss vor Ort sein. Das Heft in der Hand behalten. Druck machen.“
    „Eben.“
    Avril schaut auf die Uhr. In dreieinhalb Stunden geht sein Flug. Sie müssen los. „Na, dann zeig uns mal dein Viertel.“ Er gibt Pablo einen Wink. Auch Sanchez erhebt sich, ebenso wie seine Leibwächter am Nebentisch.
     

29. Kapitel
     
    Lauwarm und beständig tropft der Regen auf

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