Borderline ein Narco-Thriller
Waffen permanent schussbereit.
Diego blickt wieder hinüber nach Tumaco.
Was für ein Unterschied zu dem Lichtermeer San Diegos
, denkt er fast ein bisschen wehmütig. In den wenigen Wochen hat er sich an die Stadt gewöhnt, an den Überfluss, den Luxus, an Claire. Dabei ist er sich nur zu bewusst, dass er dies bald wieder hinter sich lassen müssen wird. Wenigstens regnet es in Mexiko nicht so viel. Nachdenklich nimmt er einen weiteren Schluck von seinem Bier, als er durch das dünne Hemd eine Berührung an seiner Taille spürt. Er schließt die Augen, wartet, dass die Hand auf seiner Hüfte weiter nach unten wandert.
Was sie auch tut. Augenblicklich spürt er, wie er hart wird.
Das kleine Extra
, denkt er und spürt das Ziehen in seiner Lendenregion. Leise stöhnend dreht er sich von der Reling weg, öffnet die Augen und sieht in das hübsche Gesicht der Stewardess. Sie hat ein unschuldiges Lächeln aufgesetzt, während sie ihn mit ihrer Hand durch seine Hose massiert. Dann geht sie langsam vor ihm auf die Knie und öffnet mit geübter Hand den Reißverschluss. Diego stöhnt erneut auf, lauter jetzt.
Der Wachmann, kaum fünf Meter von ihnen entfernt, blickt mit unbewegtem Gesicht in die Nacht, als Diego ihren Kopf gegen seinen Unterleib presst.
* * *
Mit zwei Kaffeebechern in den Händen passiert Patilla den Soldaten am Tor der Scheune und klettert kurz darauf in den Container. Er tritt hinter Gomez, der bereits in seinem Sessel sitzt und gerade den Check-up beendet.
Wortlos reicht Patilla ihm den Becher mit dem heißen frisch von Gonzales aufgebrühten Kaffee und beobachtet die flackernden Monitore vor ihnen. „Und?“
„Läuft, wie geplant. Gabriel ist dran.“ Gomez reicht ihm den Hörer des Satellitentelefons.
„Skip?“
„Es ist alles vorbereitet, wie besprochen. Planen und Sichtwände sind abgeräumt, Ankerplatz fünf Seemeilen vor der Küste, Bug im Wind.“
„Perfekt. Alle Mann unter Deck?“
„Ja.“
Zufrieden reicht Patilla seinem Kameraden den Hörer und sieht zu, wie dieser die Rotoren des Fire Scouts anwirft. Durch die Perspektive der Nachtsichtkamera erkennt er die grünlichen Reihen der Container, aus der sich der Flieger mit einem Mal ruckelnd erhebt. Einen Augenblick später ist das Schiff aus dem Blickfeld verschwunden, und Gomez steuert mit dem Heli in niedriger Höhe die Küste an. Patilla nimmt einen Schluck und spürt den Drang nach einer frühmorgendlichen Portion Nikotin in sich aufsteigen. „Wann ist sie hier?“
„In fünfundvierzig Minuten.“
So lange wird er warten müssen.
* * *
Ungeduldig trommeln Pablos Finger auf das Lederlenkrad. Obwohl die beiden Pick-ups vor ihm die Anhöhe hinauf ein Schneckenrennen veranstalten, zwingt er sich zur Ruhe. Verdammte Staaten. In Mexiko wären seine Finger längst nicht mehr vom Fernlichtschalter und der Hupe zu trennen, würde der Lexus an der Stoßstange des vor ihm kriechenden Autos kleben. Wer weiß, vielleicht wäre sein Griff schon ins Ablagefach gewandert. Zu dem geladenen Revolver.
Hier aber muss er sich in Geduld üben, und es dauert quälend lange, bis die linke Fahrbahn schließlich wieder frei wird. Mit einem weit herausgestreckten Mittelfinger braust Pablo wütend an den beiden lahmen Enten vorbei. Weiter in Richtung San Diego.
Als der Weg vor ihm frei ist und er den Tempomat auf sechzig Meilen gestellt hat, versucht er erneut, Diego zu erreichen. Wieder nur die Mailbox. Zum dritten Mal legt er auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Dabei würde er nur zu gern wissen, wie
el patrón
auf die Sache mit Claire reagiert. Immerhin weiß der Colonel davon. Er hat sich bemüht, sich nichts anmerken zu lassen, als er das Foto des DEA-Agenten gesehen hat, aber Pablo ist seine Überraschung nicht verborgen geblieben. Er ist sich sicher, dass Avril den Mann kennt. Was er davon halten soll, weiß er allerdings nicht.
Er weiß nur, dass es gut war, ihm davon zu berichten.
* * *
Durch die Gläser der verspiegelten Sonnenbrille verfolgt Gabriel von der Brücke aus die vier Fremden, die die Gangway der
Armeria
zu ihm hinaufsteigen. Er nimmt sich aus dem kleinen Kühlschrank eine eiskalte 7up-Dose und geht den Vieren entgegen. Schon von oben hat er zwei von ihnen als Beamte der Hafenpolizei von Mazatlán erkannt und ist gespannt, wer die beiden anderen Vögel sind. Auf dem im hellen Licht der gleißenden Sonne liegenden Oberdeck empfängt er die Besucher, die in ihren Uniformen schwitzend vor ihm
Weitere Kostenlose Bücher