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Bordeuax

Bordeuax

Titel: Bordeuax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Torday
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War
das klug?«
    »Wie gesagt, Catherine war ziemlich
aufgebracht nach dem Besuch bei ihren Eltern. Sie wollte, dass wir nach Hause
fahren, zurück nach London, statt wie ursprünglich geplant in Caerlyon zu
übernachten.«
    »Warum haben Sie ihr nicht angeboten
zu fahren?«, fragte der Polizist.
    »Ich hatte ein paar Gläser Wein
getrunken. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir so schnell wieder nach
London zurückfahren würden. Es war eine spontane Entscheidung meiner Frau.«
    Er legte einige Fotos von den
Reifenspuren auf meinen Nachttisch. Sie sagten mir überhaupt nichts. Mir tat
der Kopf weh. Ich konnte mich nur noch daran erinnern, wie das Auto durch die Bäume
flog. Ich wollte Catherine wiedersehen, ich wollte wissen, wie es ihr geht.
Dann fiel mir ein, dass sie mir gesagt hatten, sie sei tot.
    »Es ist ungewöhnlich, dass ein
Fahrzeug so abrupt die Richtung wechselt. Es herrschte kein Frost an dem Abend,
die Straßen waren etwas feucht, und man kann erkennen, wo der Richtungswechsel
in ein Schleudern überging. Aber was hat den Richtungswechsel ausgelöst? Das
müssen wir wissen, bevor wir die Akte für den Gerichtsmediziner schließen
können.«
    »Ich weiß nur, dass wir unterwegs
nach London waren. Ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich ein paar Gläser Wein
intus hatte. Wahrscheinlich habe ich vor mich hin gedöst. Ich weiß es nicht.
Das Letzte, an das ich mich erinnere, sind die Äste der Bäume, die an der
Fensterscheibe entlangkratzen. Dann bin ich mit dem Kopf gegen irgendetwas
gestoßen.«
    Eine Zeit lang hatte ich tatsächlich
jede Erinnerung an das, was passiert war, verloren. Es war nicht meine Schuld -
so viel stand für mich fest. Wenn wir wieder nach Caerlyon fuhren, hatte Catherine
mir versprochen, durfte ich ein paar Kisten Wein mit zurück nach London nehmen.
Sie hatte ihr Versprechen gebrochen, und was dann passiert war, war nun mal
passiert. Jetzt war meine arme Catherine tot. Es zeigte nur, wie schnell die
Dinge aus dem Ruder laufen können, wenn man sich nicht an einen Plan hält.
    Schließlich hörte die Polizei auf,
weitere Fragen zu stellen. Ich vereinbarte mit dem Beamten, dass ich Catherines
Leiche noch im Laufe des Tages offiziell identifizieren würde, doch vorerst
konnte ich gehen.
    Ein Taxi brachte mich nach Caerlyon.
Vor meiner Entlassung aus dem Krankenhaus hatte man mir die Sachen aus dem
Range Rover ausgehändigt, einschließlich der Schlüssel zu unseren Räumen in
Caerlyon, zur Gruft und unserer Londoner Wohnung. Zu meiner Überraschung war
alles unversehrt. Die beiden einzigen Opfer des Unfalls waren Catherine und
das Auto, das aus Versicherungsgründen als Totalschaden deklariert wurde. Ich
schloss die Wohnungstür auf und trug das Gepäck hinein. Ich packte meine Tasche
wieder aus und wollte gerade anfangen, auch Catherines auszupacken, als mir
klar wurde, dass das jetzt keinen Sinn mehr hatte. Ich setzte mich aufs Bett,
legte den Kopf in die Hände und war wie betäubt. Es war sehr kalt. Ich weiß
nicht, wie lange ich so gesessen hatte, aber nach einer Weile wurde mir
bewusst, dass das Telefon klingelte, offenbar schon länger. Ich stand auf und
nahm ab.
    »Alles in Ordnung mit dir,
Wilberforce?« Es war Eck.
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Es tut mir schrecklich leid wegen
Catherine«, sagte er.
    »Ja, das ist sehr traurig, nicht?«
    »Soll ich vorbeikommen? Kannst du
meinen Anblick ertragen?« Ich überlegte und sagte dann: »Mir ist im Moment
nicht nach Gesellschaft.«
    Eck machte ein Geräusch, als würde
er sich räuspern. »Ist schon klar. Aber die Plenders haben mich gebeten, mit
dir über die Vorbereitungen zu sprechen.«
    »Was für Vorbereitungen?«
    »Für Catherines Beerdigung«, sagte
Eck. Dann könne er natürlich kommen, sagte ich, und er bot mir an, mich danach
zum Krankenhaus zu fahren, um Catherine zu identifizieren.
    »Das wird nicht leicht für dich«,
sagte Eck. »Es ist besser, wenn man dabei nicht alleine ist.«
    Ungefähr eine Stunde später war er
da. Immer wenn Eck irgendwo hinkam, war es, als würde jemand an einem
stürmischen Tag ein Fenster öffnen. Er brachte Lachen, Aktivität und
Lebensfreude mit. Doch als er diesmal zu mir in die Wohnung kam, kroch er
herein wie ein Geist. Dunkle Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab, und
er sah aus, als hätte er geweint. Eck kannte Catherine, seit sie Kinder waren.
Trotzdem war ich eifersüchtig, dass er um Catherine getrauert hatte, wohingegen
ich nur auf dem Bett gesessen hatte, den Kopf

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