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Bordsteinkönig: Meine wilde Jugend auf St. Pauli (German Edition)

Bordsteinkönig: Meine wilde Jugend auf St. Pauli (German Edition)

Titel: Bordsteinkönig: Meine wilde Jugend auf St. Pauli (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Meyer zu Kueingdorf , Michel Ruge
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mir das Geld in die Hand. Ob das genug für das war, was er von mir dafür bekam, ich weiß es bis heute nicht. Aber die Hauptsache war, ich hatte das Geld. Ich sah mich schon neben der Lady im Flieger sitzen, erste Klasse natürlich. Ich sah die weißen Strände der Adria, Sonnenuntergänge, meine Lady und mich, wie wir barfuß am Strand entlangspazierten und ich sie leidenschaftlich küsste.
    Am nächsten Tag rief ich die Lady an. Doch als ich dann wieder in ihre Welt trat, war es für mich, als bekäme ich einen Schlag mit einem Brett direkt vor den Kopf. Gestern war ich noch mit meinen Jungs unterwegs gewesen, bereit, für wenig Geld mein Leben zu riskieren, für irgendeinen windigen Geschäftsmann, nur um an Kohle zu kommen. Nun saß ich im Rondell bei einer Frau, die nichts davon verstand, weil ihre Welt sie das nicht verstehen ließ. Sie sah mich an – verständnislos. Wir schwiegen.
    Erst allmählich löste sich die Anspannung. Irgendwann standen wir auf und gingen zu ihr. Der Sex war heftig und hemmungslos, reine Triebabfuhr. Das in den letzten Tagen angesammelte Adrenalin schoss durch meinen Körper. Ich arbeitete mich an ihr ab, stieß und stieß sie, bis mir schwindelig wurde. Ich war verwirrt, berauscht von den Erlebnissen der letzten Zeit. Als ich meine Unterhose wieder anzog, sah ich Blut auf dem Stoff.
    »Hast du die Tage?«, fragte ich sie.
    »Nein, Schatz. Das bist du.«
    Ich erschrak. »Scheiße. Ich blute?!«
    Ich zog die Unterhose runter und tatsächlich: unterhalb der Eichel lief das Blut. »Wir müssen zu einem Arzt!«
    Mit dem Taxi fuhren wir zu einem Arzt, den die Lady gut kannte. Ich legte mich auf eine Liege. Ich hätte im Erdboden versinken wollen, als der Arzt anfing, mit strengem Blick meinen Schwanz zu begutachten, während eine junge Arzthelferin ihn hochhielt.
    »Das Bändchen ist gerissen. Sehen Sie! Das Bändchen, das die Vorhaut mit der Eichel verbindet.«
    Ich drehte mein Gesicht zur Seite. Anschauen wollte ich mir den Schaden nicht.
    »Halb so schlimm«, meinte der Arzt. Er gab mir eine Betäubung und nähte den Riss. Die junge, hübsche Schwester hielt während der ganzen Aktion meinen Schwanz in der Hand. Aber was auch immer ich mir vorstellte und wünschte mit ihr anzustellen, die nächsten Wochen würde ich artig im Sitzen pinkeln, mehr nicht.
    »Fertig«, rief der Arzt. »Wie neu.«
    Als ich aus dem Behandlungszimmer kam, lächelte die Lady. »Und, wieder alles dran?« Ich musste lachen. Nach all dem Ärger, den mir mein Schwanz schon gemacht hatte – so etwas hatte er nicht verdient. Ich würde in Zukunft etwas besser auf ihn achtgeben. Wir fuhren zu ihr, schwiegen, lachten, schwiegen. Ohne dass wir darüber reden mussten, war uns beiden doch klar, dass unsere Zeit zu Ende war. Ich hatte sehr viel riskiert, um das Geld für die Reise zusammenzubekommen. Aber seit ein paar Stunden wussten wir beide, dass ich nicht würde mitkommen können. Sie war eine tolle Frau. Sie hatte Witz, einen wunderschönen Körper, und sie hatte Geld. Aber meine Sehnsucht stieß in eine andere Richtung. Ich wollte ein Mädchen, das zu mir passte, keine Lady, die sich mit mir belohnte und schmückte. Ich wollte ein Mädchen, mit dem man durch dick und dünn gehen konnte. Einen guten Kumpel im Körper eines Mädchens. Ich wollte Claudia.
    Während die Lady allein auf dem Weg nach Jugoslawien war, spazierte ich durch die Straßen von St. Pauli die Alster entlang nach Blankenese. Ich schaute den Möwen hinterher, genoss die warme Luft auf meinem Gesicht. Eine Entscheidung stand an. Eine wichtige Entscheidung. Ich wollte raus aus meinem Leben, raus aus dieser Welt, weg von den Gaunern und Zuhältern. Ich wollte Geld. Ich wollte Luxus. Alles drehte sich. Meine Leben verlor seine Konturen. Eines Nachts träumte ich, ich stünde an der Außenalster, über der dichter Nebel lag. Ich starrte in den Nebel hinein, der Nebel kam näher und streckte seine Finger nach mir aus, bis er mich erreicht hatte und mich verschlang.

27 Die Geister, die ich rief
    D as Geld hatte ich immer noch in der Tasche. Es fühlte sich gut an. Von Bruce Lee hatte ich gelernt: »Am sichersten ist mein Geld in meiner Tasche.« Ich saß bei meiner Oma in der Küche und aß ein paar Schnitten, die sie mir gemacht hatte. Sie las Praline. Ich schwieg und aß. Sie sah mich an. Sie wusste es wieder: »Du hast doch was, Michel!«
    »Nein, Oma. Alles gut!« Aber natürlich spürte sie, dass ich nicht bei mir war. »Ich muss gleich wieder

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