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Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Titel: Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher McDougall
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Bäumen hindurch. Wir fuhren immer tiefer in den Wald hinein, walzten über Tannennadeln und holperten durch Querrinnen, die so tief waren, dass ich mir den Kopf am Überrollbügel anschlug.
    Je finsterer der Wald wurde, desto stiller wurde Salvador. Zum ersten Mal seit unserer Begegnung mit dem Todesmobil stellte er sogar die Musik ab. Ich dachte, er wollte nur die Einsamkeit und die Stille auf sich wirken lassen, also versuchte ich mich zurückzulehnen und seine Wahrnehmungen zu teilen. Als ich schließlich die Stille mit einer Frage beendete, brummte er mir eine übellaunige Antwort entgegen. Allmählich dämmerte mir, was hier los war: Wir hatten uns verfahren, und Salvador wollte es nicht zugeben. Ich beobachtete ihn genauer und sah, dass er jetzt langsamer fuhr, um die Baumstämme genau zu prüfen, als ob es irgendwo in der keilförmigen Rinde einen entzifferbaren Straßenatlas gäbe.
    Wir sind aufgeschmissen , dachte ich. Wir hatten eine Eins-zu-vier-Chance, dass diese Sache gut ausging, was noch drei andere Möglichkeiten übrigließ: eine Wiederbegegnung mit den Zetas, ein Sturz mit dem Fahrzeug von den Felsen in der Dunkelheit oder eine ziellose Fahrt in der Wildnis, bis uns der Proviant ausging und einer von uns den anderen aß.
    Und dann, genau bei Sonnenuntergang, ging uns der Planet aus.
    Wir kamen aus dem Wald, und vor uns tat sich eine unendliche Leere und Weite auf – ein Riss in der Erde, der so breit war, dass die andere Seite in einer anderen Zeitzone hätte liegen können. Weit unten in der Tiefe sah es aus wie nach einer zu Stein erstarrten Weltuntergangsexplosion, als hätte ein zorniger Gott inmitten der Apokalypse seine Meinung geändert und die Zerstörung der Welt beendet. Ich blickte auf eine mehr als 50 000 Quadratkilometer umfassende Wildnis, willkürlich unterteilt in verwinkelte Schluchten, die tiefer und breiter als der Grand Canyon waren.
    Ich ging bis zur Felskante vor, und mein Herz begann zu pochen. Ein senkrechter Abfall in … eine unendliche Tiefe. Ganz weit unten wirbelten Vögel durch die Luft. Den mächtigen Fluss in der Talsohle konnte ich gerade noch erkennen. Von hier oben sah er aus wie eine dünne blaue Vene im Arm eines alten Mannes. Mein Magen krampfte sich zusammen. Wie zum Teufel sollten wir da hinunterkommen?
    »Wir schaffen das«, versicherte mir Salvador. »Die Rarámuri schaffen es tagtäglich.«
    Dieser Hinweis munterte mich offenkundig nicht auf, also wies Salvador auf die positive Seite des Hindernisses hin. »Hey, es ist besser so«, sagte er. »Das ist zu steil für Drogenhändler, die gehen da nicht runter.«
    Mir war nicht klar, ob er das auch selbst glaubte oder ob er nur log, um mich aufzumuntern.
    So oder so, er hätte es besser wissen müssen.

4

    Zwei Tage später stellte Salvador seinen Rucksack ab, wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und sagte: »Wir sind da.«
    Ich sah mich um: Außer Felsen und Kakteen gab es hier nichts.
    »Wir sind wo?«
    »Aquí mismo«, sagte Salvador. »Genau hier. Hier lebt der Quimare-Klan.«
    Ich begriff nicht, wovon er redete. So weit das Auge reichte, sah es hier genauso aus wie auf jener Nachtseite eines entlegenen Planeten, die wir in den letzten Tagen durchwandert hatten. Wir hatten den Wagen am Canyonrand abgestellt und uns dann, rutschend und kletternd, auf den Weg hinab in die Schlucht gemacht. Es war eine Erleichterung gewesen, wieder auf ebenem Gelände zu gehen, aber nicht lange. Am nächsten Morgen gingen wir flussaufwärts und sahen uns von den hoch aufragenden Felswänden immer enger umschlossen. Wir zogen weiter und balancierten den Rucksack auf dem Kopf, als wir in brusthohem Wasser wateten. Die Sonne wurde von den hohen Felsen mehr und mehr verdeckt, bis wir uns schließlich durch eine gurgelnde Finsternis kämpften. Es war ein Gefühl, als wanderte man langsam zum Meeresgrund hinab.
    Salvador entdeckte schließlich eine Lücke in der glatten Wand, und wir ließen den Fluss hinter uns. Zur Mittagszeit sehnte ich mich in den düsteren Talgrund zurück. Über uns stand eine brütend heiße Sonne, ringsum gab es nur nackte Felswände, und der Aufstieg fühlte sich an wie eine Klettertour auf einer stählernen Rutschbahn. Schließlich hielt Salvador an, und ich ließ mich auf einen Felsen sinken, um auszuruhen.
    Der Mann ist verdammt zäh , dachte ich. Salvador lief der Schweiß über das sonnengebräunte Gesicht, aber er blieb auf den Beinen. Er hatte einen seltsamen, erwartungsvollen

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