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Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Titel: Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher McDougall
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Schlauchboot versehentlich unmittelbar neben einem Marihuana-Feld anlandete. Plötzlich tauchte ein Wachposten auf, der ein entsichertes Gewehr im Anschlag hielt.
    Kein Problem. Fisher zog einfach einen Stapel mit Presseberichten über seine Unternehmungen hervor, den er überallhin mitnimmt (sogar auf sehr feuchte Schlauchboote bei Fahrten durch nichtenglischsprachige mexikanische Einöden). Sieh mal her! Du willst doch keinen Ärger mit mir haben. Ich bin, äh, wie heißt das noch mal – importante! Muy importante!
    Der verwirrte Wachposten ließ sie weiterpaddeln, doch Fisher landete prompt bei einem weiteren Lager von Drogenhändlern. Diesmal wurde es wirklich kritisch. Fishers kleine Gruppe wurde von einer Bande übler Typen umringt, die – frauenlos in der Wildnis – betrunken und gefährlich lüstern waren. Einer der Kerle schnappte sich die amerikanische Frau. Als ihr Freund versuchte, sie zurückzuziehen, setzte man ihm einen Gewehrlauf auf die Brust.
    Jetzt reichte es Fisher. Diesmal wedelte er nicht mit Notizbuch und Presseberichten; stattdessen tobte er wie ein Berserker. »Ihr seid muy malos hombres!«, schrie er vollkommen außer sich, bezeichnete die Ganoven also in seinem Gymnasiastenspanisch als böse, böse Männer, »muy, muy malos!« Er kreischte und tobte weiter, bis die Gangster, so berichtete es Krakauer, dem Auftritt des wutschnaubenden Irren ein Ende bereiteten, indem sie ihn beiseiteschoben und ihres Weges gingen. Fisher hatte mit großer Dreistigkeit einem Todesurteil getrotzt – und natürlich stellte er auch sicher, dass der Journalist Krakauer davon erfuhr.
    Fisher hatte zweifellos eine ausgeprägte Neigung zur Selbstbeweihräucherung, und er suchte deshalb auch weiter nach geeigneten Anlässen für solche Auftritte. Die meisten wilden Burschen der 1980er Jahre strebten himmelwärts, sie trieben Reinhold Messner zur Besteigung aller 14 Achttausender im Himalaya und Karakorum. Rick Fisher stieg in exotischere Königreiche hinab, die am Fuß dieser Berge lagen. Er wertete Aufzeichnungen von Hauptmann Frederick Bailey aus, einem britischen Geheimagenten, der in den 1930er Jahren bei Geländeerkundungen mit asiatischen Rebellengruppen auf ein verborgenes Tal in Tibet gestoßen war, und half beim Aufspüren der sagenumwobenen Kindut Falls, einer donnernden Kaskade, hinter der der Eingang zum tiefsten Canyon der Welt verborgen liegt. Danach wühlte sich Fisher in vergessene Welten auf fünf Kontinenten hinein, er schlüpfte durch Kriegsgebiete, entkam mörderischen Milizen und vollbrachte Pioniertaten bei Schluchtbegehungen in Bosnien, Äthiopien, China, Namibia und Bolivien.
    Geheimagenten, pfeifende Kugeln, prähistorische Königreiche: Selbst Ernest Hemingway hätte wohl den Mund gehalten, wenn Fisher die Bar betrat. Aber wo auch immer sich Fisher herumtrieb, stets kehrte er zu seiner größten Leidenschaft zurück: dem bezaubernden Mädchen von nebenan, den Copper Canyons.
    Fisher und seine Verlobte Kitty Williams freundeten sich bei einer Expedition in die Barrancas mit Patrocinio López an, einem jungen Tarahumara, der in die moderne Welt hinausgezogen war, als eine neue Holzabfuhrstraße in seine Heimatregion vordrang. Patrocinio war ein sehr gut aussehender Mann und konnte auf der chabareke, einem zweisaitigen Instrument der Tarahumara, ansprechend musizieren. Er war einer Zusammenarbeit mit den Bärtigen Teufeln so sehr zugeneigt, dass ihn die Tourismusbehörde von Chihuahua als Aushängeschild für den Copper-Canyon-Express engagierte, einen luxuriösen Oldtimerzug, der mehrfach am Rand der Barrancas Halt macht und es Touristen ermöglicht, sich in klimatisierten Abteilen von Kellnern mit Fliege bedienen zu lassen und gleichzeitig die Aussicht in das wilde Land dort unten zu genießen. Patrocinios Job bestand darin, mit einer von ihm selbst angefertigten Geige (dieses Talent ist ein handwerkliches Erbe aus den Tagen der Sklaverei unter spanischer Herrschaft) für Fotos zu posieren – als sei das Leben der Tarahumara in den Schluchten von knackigen Burschen und Fiedelmusik geprägt.
    Rick und Kitty fragten Patrocinio, ob er sie zu einem Rarájipari mitnehmen könne, dem traditionellen Ballspielwettlauf der Tarahumara. Vielleicht , antwortete Patrocinio, und dann zeigte er den beiden, dass er sich an die moderne Welt ebenso sehr angepasst hatte, wie die sich seiner bediente: Wenn ihr dafür bezahlt . Er machte Rick und Kitty ein Angebot – er würde ein paar Läufer

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