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Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Titel: Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher McDougall
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Müllcontainer waren. »Das ist meine ganze Kleidung, und die trage ich immer.«
    Er hielt inne, um große Mengen gut gewürzter Bohnen in sich hineinzustopfen, die er dann mit langen, durstigen Schlucken aus einer Tecate-Flasche hinunterspülte. Caballo leerte seine Schüssel, und Mamá servierte ihm den Nachschlag so rasch, dass sein Löffel kaum zur Ruhe kam. Seine Hand bewegte sich so effizient zwischen Schüssel, Mund und Bierflasche hin und her, dass dieses Abendessen weniger wie der Abschluss eines harten Trainings aussah, sondern eher wie der Beginn der nächsten Phase. Wenn man ihm über den Tisch hinweg zuhörte, klang dieser Essvorgang wie Benzin, das in einen Autotank gepumpt wird: Schöpf, mampf, mampf, gurgel, gurgel, schöpf, mampf, mampf, gurgel …
    Ab und zu hob er den Kopf und erzählte eine kurze Episode, dann konzentrierte er sich wieder auf sein Essen. »Ja, ich war Kampfsportler, Mann, die Nummer fünf der Weltrangliste.« Und wieder war der Löffel dran. »Was mich gestört hat war, dass du mich aus dem Nichts angequatscht hast. Wir hatten hier Entführungen und Morde. Üble Drogengeschichten. Ein Bekannter von mir ist entführt worden, seine Frau hat ein hohes Lösegeld gezahlt, und dann haben sie ihn trotzdem umgebracht. Eine böse Sache. Gut, dass ich nichts besitze. Ich bin nur ein Gringo-Indio, Mann, der in aller Demut mit den Rarámuri läuft.«
    »Tut mir leid«, setzte ich an, aber er hatte sich bereits wieder den Bohnen zugewandt.
    Ich wollte Caballo jetzt nicht mit Fragen nerven, obwohl man glaubte, einen Arthouse-Film im schnellen Vorlauf zu sehen, wenn man ihm zuhörte; Traumata, Witze, Fantasien, Rückblenden, alter Groll, Schuldgefühle, die mit dem Groll zusammenhingen, unwiderstehliche Fragmente uralter Weisheit – all das ließ er ein bisschen zu schnell und unzusammenhängend Revue passieren. Er erzählte eine Geschichte, ging zur nächsten über, machte einen Gedankensprung zur dritten, dann ging er zurück und korrigierte ein Detail aus der ersten Episode, nörgelte über den Typen in der zweiten, und schließlich entschuldigte er sich wegen der Nörgelei, denn, Mann, er hatte sein Leben lang versucht, seinen Zorn zu zügeln, und das wiederum war eine ganze andere Geschichte …
    Er sagte, er heiße Micah True und komme aus Colorado. Na ja, eigentlich aus Kalifornien. Und wenn ich die Rarámuri wirklich verstehen wolle, dann hätte ich vor Ort sein sollen, als dieser 95 Jahre alte Mann 40 Kilometer über die Berge gewandert kam. Warum er das schaffte? Weil ihm nie jemand sagte, dass er das nicht könne. Niemand sagte ihm, er solle lieber in irgendeinem Altersheim sterben. Man lebt nach seinen eigenen Erwartungen, Mann. So wie er selbst, als er sich nach seinem Hund nannte. Daher kam in Wirklichkeit der Name »True«, von seinem alten Hund. Im Vergleich zum guten alten True Dog schnitt er nicht immer gut ab, aber auch das war eine andere Geschichte …
    Ich wartete, kratzte mit dem Fingernagel am Etikett meiner Bierflasche und fragte mich, ob er sich wohl jemals so weit beruhigen würde, dass ich dahinterkam, wovon er gerade sprach. Nach und nach wurde Caballos Löffel langsamer, schließlich legte er ihn auf den Tisch. Caballo trank noch eine zweite Flasche Tecate und lehnte sich danach zufrieden zurück.
    »¡Guadajuko!« sagte er mit einem breiten Grinsen. »Das ist ein gutes Lernwort. Das Rarámuri-Wort für ›klasse‹.«
    Ich schob ein drittes Tecate über den Tisch. Er betrachtete es mit dieser skeptischen, von der Sonne geprägten Mimik. »Ich weiß nicht, Mann«, sagte er. »Ich habe den ganzen Tag nichts gegessen, ich vertrage das nicht so gut wie die Rarámuri.«
    Aber er griff danach und nahm einen kleinen Schluck. Himmelhohe Mesas bezwingen macht durstig. Er nahm einen langen, glucksenden Schluck, dann lehnte er sich weit auf seinem Stuhl zurück, legte die Beine hoch und verschränkte die Hände über seinem mageren Bauch. Irgendetwas war in ihm vorgegangen. Ich bemerkte das, bevor er noch ein weiteres Wort sagte. Vielleicht brauchte er einfach nur diesen letzten Drittelliter Bier, um loszulassen, oder vielleicht musste er noch etwas angestauten Dampf ablassen, bevor er sich soweit entspannte, dass diese Geschichte herauskam.
    Als Caballo diesmal sprach, faszinierte er mich. Er sprach bis tief in den Abend hinein und erzählte eine erstaunliche Geschichte, die die zehn Jahre seit seinem Verschwinden aus der Welt umfasste, und diese Geschichte war voller

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