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Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Titel: Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher McDougall
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Tonne Mais und eine halbe Tonne Bohnen«, versprach Fisher.
    Hmm. 50 Sack Mais waren nicht viel für ein ganzes Dorf … aber zumindest war das garantiert. Wenn sie vielleicht etwas Gesellschaft hätten, war das schon in Ordnung.
    Wir haben hier noch andere Läufer, die auch sehr schnell sind, sagten sie zu Fisher. Können ein paar davon mitkommen?
    Kommt nicht infrage, antwortete Fisher. Nur ihr beiden.
    Der Pescador verfolgte insgeheim einen sozialtechnologischen Plan. Er hoffte, die Konkurrenz unter den Tarahumara zu schüren, indem er Läufer aus so vielen Dörfern wie möglich engagierte. Lass sie gegeneinander antreten, dachte er sich, und gewinne Leadville nebenbei . Es war ein kluger Plan – und er lag damit völlig falsch. Hätte Fisher mehr über die Tarahumara-Kultur gewusst, dann hätte er begriffen, dass das Laufen die Dörfer nicht voneinander trennt oder zu Konkurrenten werden lässt; es vereint sie. Für weit verstreut lebende Angehörige eines Stammes ist es eine Möglichkeit, die familiären und freundschaftlichen Bande zu festigen und sicherzustellen, dass alle Bewohner des Canyons in einer so guten körperlichen Verfassung sind, dass sie auch in einer Notsituation überleben können. Natürlich sind ihre Läufe auch Wettkämpfe, aber das gilt auch für Familienfootball im Park an Thanksgiving. Für die Tarahumara war das Laufen ein Fest der Freundschaft. Fisher sah nur ein Schlachtfeld.
    Männer gegen Frauen, Dorf gegen Dorf, Renndirektor gegen Teammanager – bereits wenige Minuten nach der Ankunft in Leadville hatte Fisher an drei Fronten Stürme entfacht. Und dann machte er richtig ernst.
    »Hey, ist es in Ordnung, wenn wir ein gemeinsames Foto machen?«, fragte ein Leadville-Teilnehmer, als er die Tarahumara noch vor dem Rennen in der Stadt entdeckte.
    »Klar doch«, antwortete Fisher. »Hast du zwanzig Dollar übrig?«
    »Wofür?«, fragte der verblüffte Läufer.
    Für Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Aufgrund der Tatsache, dass »weiße Leute« die Tarahumara und andere indigene Völker jahrhundertelang ausgebeutet hatten, pflegte Fisher zu erklären. Und wenn dir das nicht passt, hast du Pech gehabt: »Die Ultralangstreckler-Community bedeutet mir gar nichts«, war eine andere Standardauskunft Fishers. »Weiße Leute sind mir egal. Mir gefällt es, wenn die Tarahumara die Weißen in den Hintern treten.«
    Weiße Hintern? Es musste schon eine Weile her sein, dass sich der Junge aus Kentucky umgedreht und seinen eigenen Hintern betrachtet hatte. Und aus welchem Grund war er überhaupt an diesen Ort gekommen: wegen eines rassigen Rennens oder um einen Rassenkrieg zu führen?
    Es gab keine Chance, mit den Tarahumara zu plaudern oder ihnen auch nur mit einem Schulterklopfen »Viel Glück« zu wünschen, ohne dass sich der Pescador dazwischendrängte. Selbst Ann Trason sah sich einer Mauer aus Feindseligkeit gegenüber. »Rick schirmte die Tarahumara auf unnötige Weise ab«, sollte sie sich später beklagen. »Er ließ nicht einmal zu, dass wir mit ihnen sprachen.«
    Die Rockport-Chefs waren irritiert. Sie hatten eben erst einen neuen Schuh für Geländeläufe herausgebracht, und die gesamte Marketingkampagne war auf das Rennen in Leadville ausgerichtet. Der Schuh hieß sogar Leadville Racer. Rick Fisher hatte bei Rockport angerufen und um ein Sponsorenengagement gebeten (»Man beachte: Er kam zu uns«, sagte mir der damalige Rockport-Vizepräsident Tony Post), Rockport sagte zu, machte zugleich aber deutlich, dass die Tarahuma dann massiv in die Werbung einbezogen würden. Rockport würde Geld lockermachen, und im Gegenzug würden die Tarahumara die bananengelben Schuhe tragen, mit den Leuten reden, in einigen Anzeigen auftauchen. War das in Ordnung so?
    Vollkommen, versprach Fisher.
    »Und dann komme ich nach Leadville und treffe auf diesen merkwürdigen Typen«, fuhr Tony Post fort. »Er wirkte wie ein nicht zur Ruhe zu bringender Hitzkopf. Das war der vollkommene Gegensatz. Hier hatte man diese wirklich sanftmütigen Menschen, und gerade sie wurden vom Schlimmsten gemanagt, was die amerikanische Kultur zu bieten hatte. Es war als ob …« Post hielt einen Augenblick inne, um zu überlegen, und in der eingetretenen Stille konnte man fast hören, wie sich der Gedanke entwickelte und in seinem Kopf entstand. »Es sah so aus, als sei er eifersüchtig, weil sie diejenigen waren, denen die ganze Aufmerksamkeit galt.«
    Während ringsum die Streitigkeiten hochkochten, rauchten die Tarahumara

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