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Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Titel: Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher McDougall
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Augen sehen, um eine bestimmte Sache zu verifizieren. Es war nicht ihre Geschwindigkeit; möglicherweise wusste er mehr über ihre Beine als sie selbst. Für einen Einblick in ihre Köpfe hätte Vigil jedoch sehr viel gegeben.
    Plötzlich musste er den Atem anhalten. Da war doch etwas zwischen den Bäumen hervorgeschwebt. Etwas, das nach Geistern aussah … oder nach Zauberern, die aus einer Rauchwolke auftauchten.

    Das Team Tarahumara hatte vom Start weg alle anderen überrascht. Im Unterschied zu den beiden vergangenen Jahren ließen sich die Tarahumara diesmal nicht zurückfallen, sie blieben in der Gruppe beisammen, liefen auf dem Bürgersteig in der Sixth Street, um den Läuferpulk zu umgehen, und setzten sich an die Spitze des Feldes.
    Sie liefen schnell aus der Stadt hinaus – Viel zu schnell sah das aus, berichtete Don Kardong, der olympische Marathonläufer von 1976 und langjährige Autor von Runner’s World, der unter den Zuschauern war. Victoriano hatte im letzten Jahr kluge Zurückhaltung geübt, als er sich langsam, aber stetig vom letzten auf den ersten Platz vorarbeitete und immer schneller wurde, je näher er der Ziellinie kam. So muss man 160 Kilometer angehen.
    Aber Manuel Luna hatte sich ein Jahr lang mit dem Laufstil der Gringos beschäftigt und seine neuen Teamgefährten sehr gut instruiert. Auf dieser Strecke ist im Licht der Straßenlaternen noch sehr viel Platz, hatte er ihnen gesagt, und dann, mit dem Eintauchen in den Wald, verengt sie sich zu einem dunklen Fußpfad, der nur einer Person Platz bietet. Wer nicht ganz vorne liegt, sieht sich einer Mauer von Körpern gegenüber, denn die Läufer halten kurz an, um ihre Taschenlampen herauszuholen, und rennen dann weiter, einer hinter dem andern.
    Wer den Stau vermeiden will, sollte besser früh dran sein, riet Luna, anschließend könne man es dann langsamer angehen lassen.
    Johnny Sandoval aus dem nicht weit von Leadville entfernten Ort Gypsum in Colorado hängte sich, dem gefährlichen Tempo zum Trotz, an Martimano Cervantes und Juan Herrera. Lass sie mal alle spinnen wegen Ann und der Tarahumara, dachte er, und ich schnappe mir solange in aller Heimlichkeit eine Trophäe . Sandoval war im Vorjahr mit 21:45 Stunden Neunter geworden, und in diesem Jahr hatte er so gut trainiert wie nie zuvor. In aller Stille war er den ganzen Sommer hindurch nach Leadville gekommen und hatte jeden einzelnen Streckenabschnitt immer wieder abgelaufen, bis er sich jede Wegbiegung, jede Besonderheit und jede Bachquerung eingeprägt hatte. Eine 19-Stunden-Zeit müsste für den Sieg reichen, dachte Sandoval, und er konnte diesmal eine solche Zeit laufen.
    Ann Trason hatte damit gerechnet, vorne zu liegen, aber acht Minuten für die erste Meile nach dem Start war eine Irrsinnszeit. Also begnügte sie sich damit, die auf und ab tanzenden Taschenlampenlichter der Tarahumara im Auge zu behalten, als diese am Turquoise Lake in den Wald eintauchten, und war sich sicher, sie noch früh genug einholen zu können. Der Weg, der noch vor ihnen lag, war dunkel und mit Felsen und Baumwurzeln gespickt, und das entsprach einer von Anns ganz besonderen Stärken: Sie liebte Nachtläufe. Schon zu Collegezeiten hatte sie sich am liebsten gegen Mitternacht eine Taschenlampe und einen Freund geschnappt, war über den nachtstillen Campus getrabt, und die Welt war auf das Glitzern und Funkeln in einem winzigen Lichtkegel zusammengeschrumpft. Wenn jemand beim instinktgeleiteten Laufen auf einem tückischen Trail Zeit gutmachen konnte, dann war das Ann.
    Sandoval und die Tarahumara hatten bis zur ersten Versorgungsstation jedoch bereits einen Vorsprung von gut 800 Metern herausgelaufen. Sandoval lief die Station an, hörte seine Zwischenzeit – etwa 1 Stunde und 55 Minuten für 13,5 Meilen (knapp 22 Kilometer) – und war sofort wieder auf der Strecke. Die Tarahumara dagegen steuerten den Parkplatz an und rannten zu Rick Fishers Fahrzeug. Sie schleuderten die Rockport-Schuhe von sich, als wären sie voller Feuerameisen. Rick und Kitty standen, wie besprochen, mit ihren Huaraches bereit. So viel zum Thema Kundenzufriedenheit.
    Die Tarahumara wickelten die Lederriemen um die Knöchel und bis hoch hinauf um die Waden und stellten die Riemenspannung so sorgfältig ein, wie man eine Gitarrensaite stimmen würde. Einen Gummistreifen mit einem einzigen Lederriemen so an der Fußsohle zu befestigen, dass er sich auf einem fast 160 Kilometer langen sandigen oder felsigen Weg nicht verschiebt

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