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Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Titel: Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher McDougall
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und wenn sein manischer Motor schließlich zum Stillstand kam, beendete er die Selbstdarstellung und ließ sie reden. Ab und zu brachte er einen klugen Einwurf an und ermutigte sie dann, weiterzusprechen. Nur wenige Menschen erlebten jemals diesen Ted. Wem das nicht vergönnt war, der verpasste etwas – genau wie Ted.
    Aber Chase Chen war aufmerksam. Sein Künstlerauge entdeckte auch die ruhige Intensität im unmittelbaren Gefolge von Hurrikan-Ted. Chases Spezialität war schließlich »der dramatische Tanz zwischen Sonnenlicht und Schatten«, und Bruder, dramatisches Tanzen war Ted, wie er leibte und lebte. Chase faszinierte nicht die Handlung selbst, sondern die Antizipation; nicht der Sprung der Ballerina, sondern der Augenblick vor dem Absprung, in dem ihre Kraft versammelt und alles möglich ist. Chase erkannte dasselbe Geschehen in Teds ruhigen Augenblicken, dieselbe brodelnde Energie und die unbegrenzten Möglichkeiten, und genau dann griff Chase zum Skizzenblock. Chase benutzte Ted jahrelang als Modell; einige seiner schönsten Arbeiten sind in der Tat Porträts von Ted, Lisa und ihrer strahlend schönen Tochter Ona. Chase war so hingerissen von der Welt, die sich in Ted verkörperte, dass er ein Buch veröffentlichte, das ausschließlich Porträts von Ted und seiner Familie enthielt: Ted und Ona, die sich in den alten Käfer zwängten … Ona, in ein Buch vertieft … Lisa, die sich über die Schulter nach Ona umsah, dem lebenden Produkt von Licht und Schatten ihres Vaters.
    Als Ted auf die 40 zuging, hatte er allerdings in vier Jahrzehnten dramatischen Tanzens nicht mehr erreicht als kleine Nebenrollen im Meisterwerk eines anderen Mannes und ein Zimmer im Bungalow seines Cousins. Aber gerade dann, als es ganz danach aussah, als hätte er die Brücke zwischen großem Potential und vergeudetem Talent überschritten, geschah etwas Wunderbares:
    Er bekam Rückenschmerzen.
    Ted beschloss im Jahr 2003, seinen 40. Geburtstag mit einer eigenen Ausdauerveranstaltung zu feiern, dem »Anachronistischen Ironman«. Es sollte ein vollständiger Ironman-Triathlon sein – 3,8 Kilometer Schwimmen im Meer, 180 Kilometer Radfahren und ein Lauf über 42 Kilometer -, die ganze Ausrüstung sollte allerdings, aus Gründen, die nur Ted bekannt waren, aus den 1890er Jahren stammen. Zwei Drittel davon hatte er bereits geschafft; er war stark genug, um das Schwimmen in einem vollständigen, wollenen Badeanzug bewältigen zu können, und mittlerweile war er auch ein Ass auf dem Hochrad. Aber das Laufen – das Laufen war für ihn mörderisch.
    »Jedes Mal, wenn ich eine Stunde lang lief, bekam ich höllische Schmerzen im unteren Rückenbereich«, sagt Ted. »Es war so entmutigend. Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, einen Marathon zu laufen.« Und das Schlimmste stand ihm noch bevor: Wenn er mit modernen, gut gepolsterten Laufschuhen keine zehn Kilometer schaffte, musste er mit noch viel größeren Schmerzen rechnen, wenn er zu echtem viktorianischem Material griff. Laufschuhe gibt es erst etwa so lange wie das Spaceshuttle; in früheren Zeiten lief Papa in Sportschuhen mit dünnen Gummisohlen, und Großpapa trug lederne Ballettschlappen. In Jahrmillionen liefen die Menschen und ihre Vorfahren ohne Stütze für das Fußgewölbe, Pronationskontrolle oder Gelpolster unter ihren Fersen. Ted hatte keine Ahnung, wie sie damit zurechtgekommen waren. Aber das Wichtigste kam zuerst: Es war kein halbes Jahr mehr bis zu seinem Geburtstag, also galt die höchste Priorität einer Methode, jedweder Methode, mit der sich 42 Kilometer Laufstrecke bewältigen ließen. Nachdem ihm das klar war, konnte er sich auch später noch mit dem Wechsel zu den Witwenmachern aus Rindsleder beschäftigen.
    »Wenn ich einen Entschluss fasse, finde ich immer eine Lösung«, sagt Ted. »Also begann ich mit der Recherche.« Zunächst ließ er sich von einem Chiropraktiker untersuchen, dann von einem Orthopäden, und beide sagten, bei ihm sei alles in Ordnung. Das Laufen an sich sei einfach ein gefährlicher Sport, meinten sie, und eine der Gefahren bestünde aus dem Weg, auf dem der Aufprallschock die Beine entlang bis in die Wirbelsäule hochschieße. Aber die Ärzte hatten auch gute Neuigkeiten: Wenn Ted unbedingt laufen wolle, könne er vielleicht mithilfe einer Kreditkarte geheilt werden. Erstklassige Laufschuhe und ein paar sehr weiche Fersenpolster sollten seine Beine eigentlich so gut schützen, dass er einen Marathon schaffte.
    Ted gab ein Vermögen, das

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