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Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Titel: Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher McDougall
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als wir auf dem Weg zur Tarahumara-Schule waren. Ich stellte mir insgeheim vor, wie Tarahumara das Fahrzeug bei Dunkelheit über eine Felskante schoben, wie die Drogenschmuggler sich in ihrer Panik an die Sicherheitsgurte klammerten und wie der Geländewagen in die Schlucht stürzte und mit einem riesigen Feuerball explodierte. Ich hatte keine Ahnung, ob die Männer in dem Todesmobil etwas mit diesem Mord zu tun hatten. Ich wusste nur, dass ich jemanden umbringen wollte.
    Caballo redete immer noch. Er hatte Marcelinos Tod bereits verarbeitet und machte sich wieder Sorgen um sein Rennen. »Ich weiß, dass Manuel Luna nicht kommen wird, aber ich hoffe, dass Arnulfo dabei ist. Und vielleicht auch Silvino.«
    Im Lauf des Winters hatte Caballo einen ansehnlichen Preistopf zusammengebracht; er steckte nicht nur sein eigenes Geld in diese Sache, völlig überraschend hatte sich Michael French bei ihm gemeldet, ein Triathlet aus Texas, der mit seinem IT-Unternehmen ein Vermögen gemacht hatte. Frenchs Neugier war durch meinen Artikel in Runner’s World geweckt worden. Er konnte zwar nicht selbst zum Rennen erscheinen, bot aber Geldpreise und Mais für die schnellsten Läufer an.
    »Entschuldige bitte«, sagte ich. »Sagtest du, dass Arnulfo kommt?«
    »Ja«, nickte Caballo bestätigend.
    Das musste ein Scherz sein. Arnulfo? Damals hatte er nicht einmal mit mir gesprochen, von einer Einladung zum gemeinsamen Laufen ganz zu schweigen. Wenn er mit einem Burschen, der bis zu seiner Haustür gewandert war, um ihm seine Reverenz zu erweisen, nicht zum Laufen ging, warum sollte er dann über die Berge wandern, um mit einem Haufen Gringos zu laufen, die er nicht einmal kannte? Und Silvino – ihn hatte ich bei meinem ersten Besuch hier kennengelernt. Wir waren ihm in Creel zufällig begegnet, unmittelbar nach meinem Lauf mit Caballo. Er saß in seinem Pick-up und trug seine Jeans, nutzte also den Ertrag des Marathons, den er in Kalifornien gewonnen hatte. Wie kam Caballo auf den Gedanken, dass Silvino zu seinem Rennen erscheinen würde? Ihn konnte man nicht einmal mit der Chance auf einen weiteren großen Zahltag zu einem Marathonlauf verleiten. Ich wusste inzwischen genug über die Tarahumara, und insbesondere über diese beiden Läufer, um zu wissen, dass der Quimare-Clan nicht die geringste Absicht hatte, zu dieser Veranstaltung zu erscheinen.
    »Der Sport im viktorianischen Zeitalter war faszinierend!« Ted plapperte einfach weiter und verschwendete keinen Gedanken an die Tatsache, dass die Teilnahme von Tarahumara-Läufern bei diesem Rennen plötzlich sehr unwahrscheinlich war. »Damals wurde der Ärmelkanal zum ersten Mal durchschwommen. Bist du schon mal mit einem Hochrad gefahren? Die Technik ist so raffiniert …«
    Mein Gott, was für eine Katastrophe. Caballo rieb sich den Kopf. Es ging gegen Mitternacht, und das bloße Zusammensein mit anderen Menschen bereitete ihm Kopfschmerzen. Jenn und Billy hatten eine ganze Batterie leerer Tecate-Dosen vor sich stehen und schliefen auf der Tischplatte ein. Ich fühlte mich elend und spürte, wie sich die Spannung auch auf Eric und Luis übertrug, die sich ebenfalls Sorgen machten. Aber für Scott galt das nicht; er saß ganz entspannt da und amüsierte sich. Er bekam alles mit und schien sich um nichts Sorgen zu machen.
    »Leute, ich muss jetzt schlafen«, sagte Caballo. Er führte uns zu einer Reihe hübscher, uralter Hütten am Ortsrand. Die Räume waren so karg wie Gefängniszellen, aber tadellos sauber und von bauchigen Öfen, in denen Kiefernzeige prasselten, wohlig erwärmt. Caballo murmelte irgendetwas Unverständliches und verschwand. Wir anderen teilten uns paarweise auf. Eric und ich bezogen einen Raum, Jenn und Billy steuerten einen zweiten an.
    »Also gut!«, sagte Ted und klatschte dabei in die Hände. »Wer nimmt mich?«
    Schweigen.
    »Okay«, sagte Scott. »Aber du musst mich schlafen lassen.«
    Wir schlossen die Türen und versanken in hohen Stapeln von Wolldecken. In Creel wurde es still, und das Letzte, was Scott im Dunkeln zu hören bekam, war die Stimme von Barfuß-Ted.
    »Okay, Hirn«, murmelte Ted. »Entspann dich. Zeit, zur Ruhe zu kommen.«

24

    Tapptapptappetitapp .
    Die Morgendämmerung begann mit Eis auf dem Fenster und einem Klopfen an unserer Tür.
    »Hey«, flüsterte eine Stimme. »Seid ihr schon wach, Jungs?«
    Vor Kälte zitternd tappte ich zur Tür und fragte mich, was die Party Kids wohl diesmal angestellt hatten. Luis und Scott standen draußen

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