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Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Titel: Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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langen grauen Mantel, so dass ich nicht sehen konnte, was er darunter anhatte«, erklärte die Frau geduldig.
    »Ach so, natürlich«, erwiderte Deleu lächelnd. Er drückte der alten Dame die Hand, überreichte ihr ein Kärtchen von Bosmans und sagte: »Das ist die Visitenkarte meines Chefs Jos Bosmans. Er ist Untersuchungsrichter.«
    »Hier stehen zwei Nummern drauf.«
    »Ja, wenn Sie die erste Nummer wählen, erreichen Sie ihn in seinem Büro, die zweite ist seine Handynummer.«
    »Ach, diese schrecklichen neumodischen Dinger. Sagen Sie, meldet er sich denn namentlich, sonst lege ich nämlich sofort wieder auf.«
    »Ja, natürlich, er meldet sich mit ›Bosmans‹. Ich kann es auch nicht leiden, wenn jemand nur ›hallo‹ sagt.«
    »Das freut mich, endlich einmal ein vernünftiger Mensch, der genauso denkt wie ich.« Sie schüttelte Deleu die Hand und starrte ihm nach, bis sein Auto aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Dann griff sie nach einem Kugelschreiber, schrieb »grauer Ford Escort, 1800 D, Kennzeichen GBF 232 « in ihr Notizbuch, schlenderte mit der Visitenkarte in der Hand in die gute Stube und machte es sich im Sessel am Fenster bequem.
    Es versprach, ein schöner, sonniger Tag zu werden.
     
    Deleu hatte keine Lust mehr, jetzt noch ins Haus der Verbists zu gehen, rief Bosmans an und erstattete ihm über seinen Besuch bei Mevrouw Pauwels Bericht. Bosmans war höchst erstaunt über die vielen nützlichen Informationen, die das Gespräch erbracht hatte, und beschloss, auf der Stelle einen Kollegen mit dem Foto des bewussten Mannes im grauen Mantel zu der alten Dame zu schicken.
    »Was den BMW angeht, Dirk, da habe ich allerdings wenig Hoffnung. Dieses Modell und dann nur zwei Buchstaben des Kennzeichens, das kann Wochen dauern, bis wir den finden.«
    »Ich habe eine bessere Idee. Sind nicht alle Autos in der Umgebung des Friedhofs gefilmt worden?«
    »Ja, stimmt, ich lasse das gleich überprüfen, und ich schicke jemanden zu Mevrouw Pauwels, der ein Phantombild von dem Stromableser anfertigt.«
    »Willst du damit nicht noch warten? Man weiß ja nie.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Was ist, wenn er etwas ahnt, Jos? Vielleicht bringen wir die alte Dame dadurch in Gefahr.«
    »Das ist zwar ein bisschen weit hergeholt, aber du hast wieder einmal recht. Wenn er wirklich ein Stromableser vom örtlichen Energieversorger ist, wird er sich unter Garantie melden, und wenn nicht, halten wir die Sache lieber noch eine Zeit lang unter Verschluss. Bitte komm sofort in mein Büro, wir fahren in einer Viertelstunde zu Poulders’ Edelnutte, um ihr ein bisschen auf den Zahn zu fühlen.«
    »Eigentlich wollte ich noch auf einen Sprung bei Pastor Hermans vorbei, aber du bist der Chef, Hutch. Den Pfarrer besuche ich dann eben morgen«, sagte Deleu und legte auf.

[home]
    10
    B eim Erwachen hatte Deleu eine geschwollene Zunge und einen ekelhaften Geschmack im Mund. Die Neonziffern seines Digitalweckers erinnerten ihn an die glühenden Augäpfel des feuerspeienden Drachen aus Disneys Dornröschen, einem Zeichentrickfilm, den er mit Rob zusammen mindestens fünfhundert Mal hatte anschauen müssen. Fünf vor halb zwei.
     
    Er war gestern Abend mit Bosmans tüchtig versackt. Die Spannung abbauen, nannte man das unter Insidern. Mal abschalten. Erst waren sie Billard spielen gewesen, dann hatten sie sich ins Antwerpener Nachtleben gestürzt. Na ja, Nachtleben – sie waren in mehreren Kneipen eingekehrt. Das »Faam«, Bosmans’ Stammkneipe zu seinen Studentenzeiten, war noch immer sehr gut besucht. Bosmans traf dort mehrere alte Bekannte und ließ das Bier reichlich fließen. Deleu wusste nur noch, dass er vor einer fünfundvierzigjährigen geschiedenen Frau geflüchtet war. Er erinnerte sich an ihre kariösen Zähne, ihre stumpfen, blondierten Haare mit fettiggrauem Ansatz, und an die Tatsache, dass sie immer aufdringlicher wurde.
    Irgendwann war er mit dem Kopf auf den Armen in einer verlassenen Ecke der Bar eingenickt. Bosmans hatte ihn gegen halb vier wachgerüttelt und vor seinem Hotel abgesetzt.
     
    Das Verhör der Luxusprostituierten hatte so gut wie gar nichts gebracht. Sie hatte sofort ihren Anwalt verlangt. Erst nachdem Bosmans damit gedroht hatte, ihr florierendes Geschäft in Zukunft strenger kontrollieren zu lassen, hatte sie sich etwas entgegenkommender gezeigt.
    Das Gespräch mit ihr ergab, dass man sie kaum zum Kreis der Verdächtigen zählen konnte. Poulders kam einmal im Monat zur Ganzkörperpflege und

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