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Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Titel: Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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sie es gewusst hätte, hätte sie womöglich gar kein Kind mehr von ihrem Mann gewollt. Oder hatte sie es erst erfahren, als sie bereits schwanger war? Deleu schüttelte den Kopf hin und her, als wolle er diesen Gedankengang verscheuchen.
    Dass Mevrouw Poulders ihren Mann getäuscht hatte und sich ohne sein Wissen von ihm schwängern ließ, konnte Deleu sich problemlos vorstellen. Aber dass sie das Kind dann ohne sein Mitwissen abtreiben ließ? Nein …
    Geriet sie in Panik, als sie von der Schwangerschaft erfuhr? Hatte sie irgendjemanden ins Vertrauen gezogen? Aber wen? Jedenfalls niemanden von den Verwandten, Freundinnen oder Bekannten. Aber war die Person, die sie ins Vertrauen gezogen hatte, auch der Mörder? Nein, denn der wusste nicht, dass sie eine Abtreibung hatte vornehmen lassen. Das alles ergab noch überhaupt keinen Sinn, aber dennoch hatte Deleu das Gefühl, auf der richtigen Spur zu sein. Frei zu assoziieren war ihm zur zweiten Natur geworden.
     
    Die Verbists: Ging es bei ihnen um ein uneheliches Kind? Aber wer war der Erzeuger? Der Mann, der auf der Beerdigung so emotional reagiert hatte? Waren der Mann auf der Beerdigung und der Mann, den Mevrouw Pauwels gesehen hatte, ein und dieselbe Person? Diese Spur musste bis zum Ende weiterverfolgt werden. Diesen Kerl mussten sie unbedingt finden, am besten so schnell wie möglich.
    Deleu dachte an Mariette Pauwels. Er hatte das Gefühl, dass sie vielleicht für einen Durchbruch bei den Ermittlungen sorgen könnte. War sie in Sicherheit? Sollte man sie nicht besser rund um die Uhr unter Personenschutz stellen? Er würde das gleich mit Bosmans besprechen.
    Deleu hatte das unangenehme Gefühl, dass der Mörder allgegenwärtig und allwissend war.
    Dieser Dreckskerl würde ihnen immer einen Schritt voraus bleiben. Wie konnte er sich bloß seiner Sache so sicher sein und Spuren hinterlassen, so deutlich wie Fußabdrücke in weichem Lehm?
    Wie dem auch sei, es gab keinerlei Hinweise darauf, dass Mevrouw Poulders oder Mevrouw Verbist einen Liebhaber gehabt hatten. Doch warum hatte er dann sie als Opfer ausgewählt, und wie? Oder war es reiner Zufall gewesen? Hatte er es einfach nur generell auf schwangere Frauen abgesehen? Waren schwangere Frauen und ihre Föten sein eigentliches Ziel? War das der ultimative Kick? Hatte er früher schon andere Verbrechen begangen? Vielleicht weniger schwere, jedenfalls in seiner Vorstellung? Kindesmisshandlung? Pädophilie?
     
    Bei Mevrouw Verbist lagen die Dinge doch noch ein wenig anders als bei den Poulders. Obwohl keinerlei Hinweise darauf gefunden wurden, dass die Familie Vorbereitungen für die Ankunft eines neuen Babys traf, war es doch wahrscheinlich, dass Peter Verbist von der Schwangerschaft seiner Frau wusste. Eigenartig war jedoch, dass niemand sonst über das freudige Ereignis im Bilde war, nicht mal im engsten Familienkreis. Andererseits kam das durchaus öfter vor. Wenn Barbara schwanger würde, würden sie die Neuigkeit wahrscheinlich auch die ersten drei, vier Monate für sich behalten. Barbara war schon achtunddreißig, wodurch die Gefahr einer Fehlgeburt relativ hoch war. Deleu konnte sich sehr gut vorstellen, dass viele Leute so handeln würden.
    Mevrouw Verbist war schließlich auch schon fünfunddreißig gewesen, und erst die Champagnerkorken knallen zu lassen und dann allen erzählen zu müssen, dass doch nichts daraus geworden war, erschien ihm als eine Tortur, die er niemandem wünschen würde.
    Deleu schaute auf die Uhr: fünf Minuten vor drei, höchste Zeit, sich auf den Weg zu machen. An der Tür hielt ihn die blonde Serviererin auf.
    »Mijnheer?«
    »Jaa …?«, fragte Deleu ein wenig unsicher und verwünschte sich selbst wegen seines erwartungsvollen Tonfalls.
    »Entschuldigung, aber ich glaube, Sie haben vergessen zu bezahlen.«

[home]
    11
    P astor Hermans begrüßte Deleu mit einem kräftigen Händedruck. »Mijnheer Deleu.«
    Obwohl es als Frage gemeint war, klang es wie eine Bestätigung. Deleu holte seinen Dienstausweis hervor und legitimierte sich.
    »Nicht nötig, Mijnheer Deleu, hier ist jeder willkommen. Bitte folgen Sie mir.«
    Deleu folgte dem Pastor quer durch die Kirche zum Pfarrhaus. Er hatte einen federnden Gang und eine stolze Haltung. Überhaupt machte er einen ziemlich sportlichen Eindruck für einen Geistlichen. Na ja, die Zeiten änderten sich. Dieser Mann trieb vermutlich wirklich Sport. Deleu war nicht streng katholisch erzogen worden. Zwar war er sowohl zur Erstkommunion als

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