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Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Titel: Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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erinnerte.
     
    Harry hatte aus Versehen etwas zu fest und zu lange den Hals des Mädchens zugedrückt, das er auf der Kirmes kennengelernt hatte und das ihm zunächst noch bereitwillig gefolgt war, als er einen Spaziergang am Colomawald entlang vorgeschlagen hatte. Ach, das war lange her, als die Sünde in Harrys Geist und Körper noch allgegenwärtig gewesen war.
    Er warf das Mädchen in einen Wassergraben und rannte voller Angst zurück zum Kinderheim. Einen Monat sprach er mit niemandem darüber, bis zu dem Augenblick, als er sich entschloss, Pastor Hermans seine Sünde zu beichten.
    Der Pastor hatte ihn damals beruhigt, ihm versichert, dass er die richtige Entscheidung getroffen habe, und ihm die fleischliche Sünde vergeben.
    Seitdem hatte Harry Luyten niemals mehr der fleischlichen Sünde gefrönt. Pastor Hermans hatte ihn unter seine Fittiche genommen und sogar durch seine Fürsprache bei dem damaligen Bürgermeister dafür gesorgt, dass Harry es bis zum Polizeibeamten gebracht hatte.
    Pastor Hermans war die personifizierte Göttlichkeit, und er, Harry Luyten, sein ergebener Diener.
     
    »Bist du vernommen worden, Harry?«
    »Ja, aber ich habe kein Sterbenswörtchen verraten. Ich war sogar beim Friseur und habe mir die Haare schneiden lassen. Man weiß ja nie, was sich solche Spitzenfahnder wie Deleu und Bosmans alles zusammenreimen.«
    Josef Hermans biss die Zähne zusammen.
    »Ich meine ja nur, weil ich doch neulich in der Bar eingeschritten bin, als dieser fiese Typ die schwangere Frau begrapscht hat, oder weil ich in Ihrem Auftrag die alte Frau in ein Gespräch verwickelt habe. Uns kommen die nie auf die Schliche, Mijnheer Pastor. Gott behüte.«
    »Hatte ich dir nicht verboten, auf eigene Faust zu handeln? Hatte ich dir nicht befohlen, die Entscheidungen mir zu überlassen?«, fauchte Hermans.
    Harry antwortete nicht, und auch Hermans sagte kein Wort. Die beste Methode, um Harry den Kelch bis zur bitteren Neige leeren zu lassen.
    »Auf Sie kommen die sowieso nie. Wenn ich die Sache mit der Anzeige nicht Robert in die Schuhe schieben kann, reiße ich De Staercke mit rein. Das habe ich ihm schon klipp und klar gesagt. Wenn mein Schiff sinkt, sinkt seines mit. Ich habe ihn angerufen, und er hat mir hunderttausend geboten, wenn ich alle Schuld auf mich nehmen und ihn decken würde. Hunderttausend, Mijnheer Pastor, und er kann nicht mehr zurück, denn ich habe das Gespräch auf Band aufgezeichnet.«
    Harry Luyten lachte nervös, so dass seine perlweißen Zähne blitzten. Pastor Hermans blähte die Nasenflügel. Er hatte genug gehört.
    »Ich gebe Ihnen das Geld. Ich komme schon mit meiner Stütze aus, wenn ich entlassen werde«, fügte Harry kleinlaut hinzu.
    »Hast du das Band dabei, Harry?«
    »Ja, hier in der Innentasche meiner Jacke.«
    »Die neue Frisur steht dir übrigens viel besser. Sie macht dich männlicher. Du solltest dir die Haare nie mehr wachsen lassen.«
    »Danke, Mijnheer Pastor.«
    Harry Luyten legte die Hand aufs Herz wie ein König, der einen Treueschwur leistet, und trommelte sich stolz in Höhe der Innentasche seiner Kalbslederjacke auf die Brust. Er zuckte nicht mal mit der Wimper, als die Stricknadel, die durch sein linkes Auge eindrang, gegen die Rückwand seines Schädels stieß.
     
    Arme und Brust von Josef Hermans waren mit einem glänzenden Schweißfilm bedeckt. Wie sehr er sich auch anstrengte, es gelang ihm einfach nicht, den Arm aus dem Gelenk zu reißen. Das war schon der dritte falsche Schnitt gewesen. Er befeuchtete die trockenen Lippen mit der halb herausgestreckten Zunge und spannte in einem letzten Versuch die Armmuskeln an. Das gekrümmte Filetiermesser rutschte an einem Knochen ab und verfehlte nur knapp seine eigene Wange.
    Obwohl er sich für so viel Ungeschicklichkeit verfluchte, genoss er den Adrenalinstoß. Dennoch war es ein Fehler gewesen, anzunehmen, dass er Harry mit dem Filetiermesser in Stücke schneiden könne. Josef Hermans lachte nervös und ließ den Fleischklumpen los, der daraufhin mit einem dumpfen Schlag in die Badewanne fiel. Sowohl die Badewanne als auch seine Gummihandschuhe waren über und über mit Blut beschmiert. Wütend warf er das Filetiermesser in die Wanne, zog saubere Handschuhe über und durchsuchte Harrys Taschen.
    Er drehte das Band um, sah es aufmerksam an, schob es vorsichtig wieder in Harrys Jacke und durchsuchte anschließend die Hosentaschen des Toten. Er klimperte mit dem Schlüsselbund und schaute sich jeden Schlüssel einzeln

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