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Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Titel: Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Schluchzen.
    »Maggie?«
    »Woher … Woher wissen Sie denn, wer ich bin? Wieso … Aber das gehört sich doch nicht!«
    Entsetzen sprach aus ihrer Stimme. Hermans hätte sich in den Hintern beißen können. Diese dummen Fehler – er war noch ein ganzes Stück von der Göttlichkeit entfernt.
    »Ach, mach dir nichts draus, mein Kind, ich habe dich an deiner Stimme erkannt. Ich bin doch an das Beichtgeheimnis gebunden, also mach dir keine Sorgen. Außerdem will ich dir ja nur helfen.«
    »Sie werden es meiner Mutter doch nicht erzählen?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Für sie war es schrecklich, dass ich alleine wohnen wollte, aber sie sagte, sie könne das schon verstehen.«
    »Was versteht sie, Maggie, mein Kind?«, flüsterte Hermans heiser.
    Er musste aufpassen, dass sich seine Stimme nicht überschlug. Es ging viel zu schnell. Er schloss die Augen, warf den Kopf in den Nacken und versuchte, den Orgasmus noch ein wenig hinauszuzögern.
    »Na, dass ich eine eigene Wohnung haben möchte, Mijnheer Pastor.« Maggie hörte sich unsicher an. »Schließlich bin ich alt genug, oder nicht?«
    Josef Hermans, der eifrig mit sich selbst beschäftigt war, reagierte nicht.
    »Ich … ich musste einfach zu Hause raus. Stellen Sie sich vor, sie merkt etwas! Was ist, wenn mein Bauch immer dicker wird? Oh Gott, ich muss es loswerden! Dann kann ich wieder zurück nach Hause. Sie …«
    Maggie brach in Tränen aus.
    »Dabei hat sie mich so eindringlich gewarnt! Ich will, dass alles wieder so wird wie früher. Was soll ich denn jetzt tun, Mijnheer Pastor?«
    »Wer ist der Vater deines Kindes?«
    »Ich weiß nicht, wie er heißt.«
    »Und wo ist er jetzt, mein liebes Kind?«
    »Er ist wieder weg. Er ist Matrose auf einem Hochseefrachter, auf großer Fahrt. Ich befürchte, dass ich ihn nie mehr wiedersehe. Ich habe ihn in Antwerpen kennengelernt, nach der Abendschule. Er war sehr freundlich und nett, da bin ich mit ihm in seine Kajüte gegangen.«
    Hermans stöhnte und wischte das Sperma am Futter seiner Kutte ab.
    »Mijnheer Pastor, Mijnheer Pastor, ist Ihnen nicht gut?«
    »Nein, alles in Ordnung, Maggie. Ich habe eine hartnäckige Erkältung. Das ist alles.«
    »Was soll ich denn bloß machen?«
    »Du darfst es nicht abtreiben lassen, Maggie, das ist Mord!«
    »Aber dann muss ich es meiner Mutter erzählen.«
    »Auch das darfst du nicht tun, mein Kind.«
    »Aber was soll ich denn sonst …«
    Hermans’ Entschluss stand fest.
    »Wie weit ist deine Schwangerschaft fortgeschritten, mein Kind?«, fragte er kurz angebunden.
    »Ich bin jetzt im dritten Monat. Zuerst wollte ich es nicht wahrhaben. Aber dann musste ich mich andauernd übergeben, und da habe ich so einen Test gekauft, und …«
    Wieder liefen Maggie die Tränen über die Wangen. Hermans befürchtete, jemand könne sie hören, und beschwor sie, sich zu beruhigen.
    »Jetzt reiß dich doch mal ein bisschen zusammen, Maggie, oder willst du, dass die ganze Kirche es mitbekommt?«
    Das Schluchzen verstummte abrupt.
    »Ich werde dir helfen«, fügte er in sachlichem Ton hinzu.
    »Was? Aber wie wollen Sie …« Ihre Stimme klang wieder hoffnungsvoll.
    »Gottes Wege sind unerforschlich, mein Kind. Ich habe schon eine Idee. Wir besprechen das mal in Ruhe gemeinsam. Wann bist du zu Hause?«
    »Ich bin jeden Abend zu Hause. Die Abendschule habe ich abgebrochen.«
    »Dann komme ich demnächst mal bei dir vorbei, ja?«
    »Ja, ja … Wann denn? Um welche Uhrzeit?«
    »Das weiß ich noch nicht. Sollen wir sagen, so bald wie möglich?«
    »Abends?«
    »Natürlich. Tagsüber habe ich viel zu viel zu tun.«
    »Oh, vielen Dank, Mijnheer Pastor!«
    »Wo wohnst du denn, Maggie?«
    »In Mechelen, am Keldermansvest Nummer siebenundachtzig. Im zweiten Stock.«
    »Gut. Wenn ich es diese Woche nicht schaffe, dann komm noch mal zur Beichte.«
    »Soll ich bis dahin noch irgendetwas tun, Mijnheer Pastor?«
    »Ja, du kannst schon mal zwei Ave-Maria und drei Vaterunser beten. Und Maggie, sorge dafür, dass du abends alleine bist, damit wir ungestört sind.«
    Hermans sah, wie Maggie unsicher aufstand.
    »Und …«
    »Ja, Mijnheer Pastor?«
    »Zu niemandem ein Wort, abgemacht?«
    »Gut, Mijnheer Pastor.«
     
    Josef Hermans zog seine Kutte zurecht und überlegte, sich umzuziehen, doch der nächste Gläubige wartete schon.
    »Ist außer dir noch jemand in der Kirche?«
    »Nein. Warum?«
    »Weil das, was ich dir zu erzählen habe, streng vertraulich ist. Warte, ich schließe mal schnell die Tür

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