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Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Titel: Bosmans/Deleu 02 -Totenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Autobahn in Richtung Brüssel. Der dunkle Punkt in der Ferne war sicher der graue BMW.
    Obwohl die junge Kommissarin das Gaspedal durchtrat, gewann die schwere Limousine einen immer größeren Vorsprung. Es war ein ungleicher Kampf; nicht David gegen Goliath, sondern Hase gegen Gepard. Verzweifelt angelte sie nach ihrer Handtasche, die in der Kurve vom Beifahrersitz in den Fußraum gerutscht war. Als es ihr nicht gelang, klemmte sie bei 156 Stundenkilometern das Lenkrad mit dem linken Oberschenkel fest, wodurch sie beinahe ins Schleudern geraten wäre. Sie zog das rechte Bein an und versuchte mit beiden Händen den Schnürsenkel aufzuknoten. Als es ihr beim dritten Ansatz endlich gelang, kickte sie den Schuh auf den Beifahrersitz und hievte die Handtasche mit den Zehen stöhnend neben sich. Der Schweiß lief ihr in Strömen über die Stirn.
    Der BMW war inzwischen kaum noch zu erkennen. Sie konnte ihn lediglich wegen des dritten Bremslichts in der Heckscheibe verfolgen, das jedes Mal kurz aufleuchtete, bevor der Fahrer die Spur wechselte. Da es ihm zu langsam voranging, fuhr er im Slalom durch den dichten Verkehr.
    Nadia wühlte in der Handtasche herum und erstarrte plötzlich. Sie fand nicht, was sie suchte. Mist, sie hatte ihr Handy vergessen! Es hing noch zu Hause am Ladegerät. Sie fuhr auf den Standstreifen und hielt mit quietschenden Reifen nur zwanzig Meter hinter einer Notrufsäule an.
    »Jos Bosmans. Ja, den Untersuchungsrichter. Warten Sie, ich gebe Ihnen seine Handynummer.«
    Sie ließ den Hörer klappernd gegen den Metallkasten baumeln und rannte zu ihrem Wagen. Aus der Handtasche, die schon wieder auf dem Boden lag, kramte sie ihr meergrünes Notizbuch hervor und eilte zur Säule zurück.
    »Die Nummer lautet, 075/44545. Ja. Jos Bosmans.«
    »Ja, verdammt noch mal! Wie heißen Sie?«
    »Ja! Ja, Versnick! Jetzt sofort! Es ist dringend!«
    »Jetzt hören Sie mir mal gut zu! Sie holen mir sofort den Untersuchungsrichter ans Telefon. Es ist mir völlig egal, wie, und wenn hier nicht innerhalb der nächsten fünf Minuten das Telefon klingelt, können Sie demnächst auf dem Meiserplein den Verkehr regeln!«
    Sie knallte den Hörer auf die Gabel und knabberte mit erhitztem Gesicht an den Fingernägeln, eine schlechteAngewohnheit aus ihrer Kindheit, die sie sich nie abgewöhnt hatte. Nervös trommelte sie auf dem Metallgehäuse der Notrufsäule herum und überlegte, Dirk Deleu ebenfalls anrufen zu lassen, ließ es dann aber lieber sein. Wenn Bosmans zurückrief, durfte nicht besetzt sein.
    Nach vier nervenaufreibenden Minuten schreckte ein metallisches Klingeln sie auf. »Hallo?«
    »Ja, Chef, ich bin’s, Nadia!«
    Die junge Ermittlerin legte sofort los.
    Jos Bosmans besaß genügend Berufserfahrung, um ihren Redefluss nicht zu unterbrechen und aus ihrer unzusammenhängenden Geschichte einigermaßen schlau zu werden. Als sie geendet hatte, sagte er nur: »Kommen Sie in mein Büro.«
    »Aber wir müssen Pardons Wagen anhalten! Da sitzt eine verdächtige Blondine drin, vielleicht die Mörderin!«
    »Nadia!«, befahl Bosmans autoritär. »Ich habe keine Zeit für nutzlose Diskussionen. Kommen Sie umgehend in mein Büro. Oder wollen Sie von morgen an den Verkehr auf dem Meiserplein regeln?«
    Noch bevor Nadia, deren Augen geradezu Funken sprühten, darauf reagieren konnte, wurde die Verbindung unterbrochen. Sie schnappte nach Luft, sprang in ihren Wagen, fuhr los, ohne auf den Verkehr zu achten, ignorierte die hupenden und schimpfenden Autofahrer und raste mit Vollgas in Richtung der nächsten Ausfahrt.

15
     
    Theo Dewit trommelte mit den Fingern nervös auf dem betagten Funkgerät herum, von dem die gelbe Farbe bereits abblätterte. Dieser Idiot von De Meyer antwortete nicht. Wo trieb sich dieser Nichtsnutz denn schon wieder während der Arbeitszeit herum? Die Bullen am Telefon. Ein leibhaftiger Untersuchungsrichter noch dazu. So ein Mist, negative Schlagzeilen konnten sie nun wahrlich nicht gebrauchen.
    Der Abendschichtleiter bei Super Taxi drückte auf die Sprechtaste und brüllte: »De Meyer, hier Dewit. Melde dich endlich, verdammt noch mal!«
    Er ließ die Taste los, und als ein Krächzen aus dem Lautsprecher ertönte, kam ein Seufzer der Erleichterung über seine Lippen, zwischen denen stets ein Stück Rolltabak steckte, seitdem er das Rauchen aufgegeben hatte.
    »Hallo, hier Carl De Meyer!«, ertönte es fröhlich über Funk.
    Na super, dachte Dewit und kaute frustriert auf demTabak herum. Für wen hält

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