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Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Titel: Bosmans/Deleu 02 -Totenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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schon bin ich bei Ihnen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, knallte er den Hörer auf den Apparat.
Aufgepasst, Bos mans!
, ermahnte er sich selbst.
Jetzt geht’s um die Wurst! Dir steht eine Begegnung mit der dritten Art bevor! Die letzte Bastion.
    Er hängte seinen zerknitterten Mantel zurück an den abgewetzten Kupferhaken, überlegte es sich anders und zog ihn wieder an. Mit einer Hand strich er über sein schütteres Haar und verließ mit energischen und entschlossenen Schritten sein Büro.
     
    Claude Verspaille fläzte sich in seinem Clubsessel aus rotem Craquelé-Leder wie ein feister römischer Kaiser. Er begrüßte Jos Bosmans mit hämisch verzogenem Mund und autoritärer Miene.
    Sofort ahnte Bosmans Böses. Rechts von Verspaille stand sein Kollege, Untersuchungsrichter Belleville, der wegen seines unförmigen Körpers den Spitznamen»Birne« trug. Nervös nestelte er am Revers seines frisch gestärkten Maßanzugs herum.
    »Tag die Herren!«, begrüßte Bosmans die beiden.
    »Guten Abend, Josef«, flüsterte Belleville.
    Verspaille ließ sich wie üblich nicht dazu herab, einen Kollegen, den er als Untergebenen betrachtete, zu begrüßen.
    »Setzen Sie sich, Bosmans«, brummte er. Noch bevor dieser seiner barschen Aufforderung nachkommen konnte, legte er los: »Ich will gar nicht lange um den heißen Brei herumreden. Ich habe beschlossen, Sie und Ihr Team von den laufenden Ermittlungen abzuziehen und einen anderen Untersuchungsrichter damit zu betrauen. Voilà.«
    »Von welchen Ermittlungen, Mijnheer Staatsanwalt?«, fragte Bosmans gespielt naiv. Er wusste nämlich genau, dass ein Staatsanwalt keinerlei rechtliche Handhabe hatte, einen einmal beauftragten Untersuchungsrichter von einem Fall abzuziehen. Das konnte ausschließlich der Generalstaatsanwalt, und selbst der nur unter ganz bestimmten Umständen.
    »Königlicher Oberstaatsanwalt«, verbesserte ihn Claude Verspaille. »Freund der Familie von Königin Fabiola. Sie wissen ganz genau, welche Ermittlungen ich meine, nämlich die in den Mordfällen Versluys und Bourgeois. Das war alles. Sie können jetzt gehen.« Wie üblich war sein Flämisch mit französischen Floskeln durchspickt, was den Eindruck der Arroganz noch verstärkte.
    »Darf ich wenigstens fragen, was Sie zu diesem Schritt veranlasst hat?«, hakte Bosmans nach.
    Verspaille winkte jedoch nur müde ab, schlug eine Ledermappe auf, wedelte mit einem offiziell aussehenden Dokument und zischte: »Sparen Sie sich die Mühe, Bosmans. Angesichts der Tragweite meiner Entscheidung habe ich sie mir vom Justizminister persönlich sowie vom Kassationshof genehmigen lassen. Voilà!«
    Da Bosmans klar war, dass Verspaille überall in der belgischen Politik seine Strohmänner sitzen hatte, war er auf der Hut. Dennoch konnte er nicht an sich halten: »Haben Sie eigentlich wirklich Jura studiert, Verspaille? Oder haben Ihre politischen Amigos Sie gleich nach dem Abitur am altsprachlichen Gymnasium in den Sattel gehoben?«
    Claude Verspaille blieb bemerkenswert ruhig und grinste. Er warf Belleville einen verschwörerischen Blick zu und erwiderte: » Und was ist mit Ihnen, werter Kollege? Haben Sie sich bei Gelegenheit mal die Vorgänge rund um den Fall Dutroux zu Gemüte geführt, mein lieber Bosmans? Damals wurden die Ermittler von dem Fall abgezogen, nur weil sie mit den Eltern der verschwundenen Kinder Spaghetti gegessen hatten. Dabei sollten wir es jetzt bewenden lassen.«
    Bosmans schwante Übles, und sein Verstand arbeitete auf Hochtouren.
    »Jetzt hören Sie mal gut zu, Bosmans. Mit Hilfe eines Erlasses konnte ich erreichen, dass Sie mit einem anderen Fall beauftragt werden. Mijnheer Belleville hierwird die laufenden Ermittlungen im Fall Versluys/Bourgeois übernehmen und diskret weiter verfolgen.
Compris?
«
    Jos Bosmans hieb mit der Faust auf Verspailles Schreibtisch und brüllte: »Ich will auf der Stelle die Wahrheit wissen! Was steckt dahinter?«
    Jean-François Belleville schreckte zurück, und der Oberstaatsanwalt flüsterte: »Sie sollten mir dankbar sein, Bosmans, denn ich habe Ihre Haut gerettet. Damit das klar ist! Es gibt da ein Foto, das die gesamten Ermittlungen gefährden könnte. Eine Aufnahme von Ihnen und Robert Pardon bei einem Festmahl. Sie scheinen sich ja gut zu verstehen.«
    Mit einer Behendigkeit, die man ihm bei seiner plumpen Statur gar nicht zugetraut hätte, griff Verspaille in seine Schublade und hielt Bosmans das bewusste Foto unter die Nase. Es war ein Schnappschuss von dem

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