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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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lebenswichtig.
    »Haben Sie Ihren Bruder gefunden?«
    »Ja.«
    »Stand die Tür offen?«
    »Ja.«
    »Woher wussten Sie, dass …?«
    Die junge Frau schloss die Augen und biss sich auf die Unterlippe.
    »Wie sind Sie hineingekommen?«
    »Ein alter Mann hat mir die Garage aufgemacht. Er hatte einen Schlüssel.«
    »Sind Sie früher schon einmal dort gewesen?«
    Rasha Benaoubi runzelte die Stirn und faltete die schmalen Hände im Schoß.
    »Sind Sie vorher schon einmal bei Ihrem Bruder gewesen? Oder war sonst irgendjemand von Ihrer Familie schon dort, und ist Ihnen dabei vielleicht irgendetwas Verdächtiges aufgefallen?«
    Deleu klang verzweifelt, denn niemand antwortete. Der Ermittler schaute zu Ali Benaoubi hinüber, der noch immer so heftig auf der Fernbedienung herumdrückte, als wolle er den Fernseher in die Luft sprengen.
    »Hatte Ihr Sohn schlechten Umgang?«, wagte Deleu erneut einen vorsichtigen Versuch.
    »Nicht alle Marokkaner sind automatisch Kriminelle!«, warf die Mutter ein. Frenetisches Stricknadelklappern.
    »Er hat Drogen verkauft«, brummte Vater Benaoubi.
    »Wenn man achtzehn ist, allein wohnt und keine Arbeit hat, dann gerät man an Drogen.«
    Seine Frau stieß einige unterdrückte Kehllaute aus. Auch wenn man kein Arabisch konnte, hörte man unmissverständlich einen Fluch heraus.
    »Ich schäme mich«, bekannte Benaoubi, das Gesicht in den Händen. Der Fez fiel zu Boden und rollte quälend langsam über den Teppich. An der grobgeschnitzten Löwentatze des Wohnzimmertischs blieb er liegen. Ali Benaoubi raufte sich die lockigen Haare. Die Stille war unangenehm. Deleu musste unwillkürlich an den eigenhändig gegossenen Estrich seiner Veranda denken. Auch auf dem konnte man nicht gerade Billard spielen.
    »Ich habe alles für ihn getan, was in meiner Macht stand«, sagte Benaoubi leise.
    Seine Frau musterte ihn vorwurfsvoll. Rasha Benaoubi blickte erschüttert auf ihre Hände.
    »Hatte jemand von Ihrer Familie einen Schlüssel zu der Wohnung?«, fragte Deleu mit rauher Stimme, nachdem er sich von seinen Grübeleien losgerissen hatte.
    »Nein«, antwortete Fatima el Kamali. »Weg ist weg. Nicht wahr, Ali?« Sie pfefferte das Strickzeug quer durch den Raum. Das Wollknäuel flog hinterher und prallte gegen den Glasschrank.
    »War Ihr Sohn vielleicht depressiv?«
    Keiner antwortete. Keiner fühlte sich persönlich angesprochen.
    »Hatte er Freunde?« Deleu wandte sich nun ausdrücklich an Rasha.
    Sie spürte es instinktiv und hob den Blick.
    »Er war oft im Zakouskie«, antwortete stattdessen Mutter Fatima.
    Deleus Herz setzte ein paar Schläge aus. »In diesem marokkanischen Jugendcafé?«, fragte er mit aufmerksamem Blick. »Mit wem war er befreundet? Können Sie mir ein paar Namen nennen?«
    Fatima el Kamali zuckte mit den Schultern, schloss die Augen und seufzte.
    »Einer seiner Freunde heißt Tim«, sagte Rasha. »Aber der geht nicht ins Zakouskie. Er hat Yussuf immer davon abgehalten, Drogen zu nehmen. Tim hat Yussuf mit ins Tsentroem genommen.«
    »Tim, und wie weiter?«, fragte Deleu. »Tim De Meyer. Er ist groß, blond, hat Sommersprossen und …«, das Mädchen zögerte, »… schöne blaue Augen.« Sie stieß die letzten Worte heftig hervor und sah dabei ihren Vater an. Mit zornigem Blick.
    Ali Benaoubi schwieg weiterhin.
    »Hat Ihr Bruder manchmal selbst Drogen konsumiert?«
    »Nein, er gehörte wie Tim zu den
Straightedgers
, jungen Leuten, die freiwillig enthaltsam leben. Sie nehmen keine Drogen, trinken keinen Alkohol, rauchen keine Zigaretten, essen kein Fleisch und praktizieren keinen Sex vor der Ehe.« Sie betonte jede Silbe. »Trotzdem durfte Tim keinen Fuß hier reinsetzen. Nur, weil er … er …« Das Mädchen sprang auf und rannte zur Treppe. Die Eltern rührten sich nicht.
    Deleu trank in einem Zug sein vergessenes Glas Wasser aus und ging zur Tür. Er zögerte einen Moment, drehte sich aber dann noch einmal um. Fatima el Kamali machte Anstalten aufzustehen.
    »Bitte bemühen Sie sich nicht. Ich finde allein hinaus. Und rufen Sie bitte Ihren Hausarzt an. Ihre Tochter hat einen Schock erlitten.«
    Die Benaoubis wirkten verstört. Hilflos. In den mandelförmigen Augen der Mutter glänzten Tränen. Sie nickte, als habe sie verstanden, und sah dann vorwurfsvoll zu ihrem Mann.
    »Er glaubt, der Koran könne alle Probleme lösen.«
     
    In der Eingangstür streckte Deleu dem Möchtegern-Paparazzo die Zunge heraus. Der Fotograf hatte bereits einen halben Film verschossen, bevor er

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