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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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aufeinandergepresste Lippen vor unterdrückter Anspannung weiß waren.
    Der Mann in der ärmellosen Lederjacke erschrak sichtlich. Er richtete sich steif auf, blickte verstohlen nach links und nach rechts und schluckte.
    Frank Tack ignorierte ihn. »Wo war sie, Rob?«
    Der Junge zeigte ihm vorsichtig die Stelle, an der er die Kippe vermutete – kaum einen Schritt von den Metallspitzen der abgetragenen Westernstiefeln des Mannes entfernt.
    »Hier.« Rob zeigte darauf.
    Frank Tack hockte sich ins trockene Gras und hielt Vanderauwera die Cola vor die Nase. »Halten Sie mal kurz?«
    Der überraschte Mann nahm die Flasche an und hielt sie am ausgestreckten Arm von sich, während Frank Tack mit der Pinzette die Kippe aus dem Gras fischte und schwungvoll in der Plastiktüte verschwinden ließ.
    »Danke.« Er nahm dem verwirrten Biker die Flasche wieder ab. »Wer sind Sie eigentlich?«
    »Johnny … Vanderauwera. Ich wohne hier«, stotterte der Mann. Doch er erholte sich rasch. »Ich wollte nur mal runter in
meinen
Garten gehen. Sonst nichts.«
    Frank Tack sah ihn lächelnd, aber aufmerksam an. Das Weiße in den Augen des Mannes war gelblich verfärbt und von roten Äderchen durchzogen.
    Vanderauwera wusste nicht, was er mit seinen Händen anfangen sollte, und steckte sie schließlich in die Taschen seiner Levi’s.
    »Brauchen Sie dafür nicht einen Durchsuchungsbeschluss?«, brummte er, als Tack sich umdrehte.
    Der ließ sich mit einer Antwort Zeit und ging mit Rob zur Lagerhaustür. »Nein. Dafür noch nicht. Bis bald.« Es klang freundlich.
    Vanderauwera drehte sich um, blieb eine Sekunde lang stocksteif stehen und verschwand dann in der Garage. Der Ermittler lauschte mit einem Ohr an der Lagerhaustür. Dann zwinkerte er Rob zu und bedeutete dem Jungen, ihm zu folgen. Leise schlichen sie den überwucherten Gartenweg entlang. Tack stieß die Garagentür auf, ging zur Harley, griff nach einem Strang verschiedenfarbener Kabel und riss an einem dünnen grünen Draht. Das lose Ende verbarg er sorgfältig wieder in dem Strang. Rob beobachtete ihn mit erstauntem Blick.
    »Der Kerl muss vorläufig hierbleiben«, erklärte Tack, schon wieder auf dem Weg zurück zum Schuppen, mit einem Lachen.
    »Und wenn er …«, begann Rob.
    »Solche Typen besitzen meist kein Auto«, unterbrach ihn Tack. »Keine Sorge … Wie heißt du noch mal?«
    »Rob. Rob Deleu.«
    Tack war schon im Schuppen. Er wickelte die Colaflasche in ein Baumwolltuch ein, schrieb »Vanderauwera« auf einen Zettel, steckte diesen in den Hals der Flasche und deponierte sie anschließend in einer grauen Metallkiste. Als er den Deckel zuklappte, las Rob:
Beweismaterial.
    Plötzlich spürte er, dass ihn jemand ansah. Als er sich umschaute, wandte Nadia Mendonck rasch den Blick ab. Schnell und dennoch zu spät. Rob begutachtete ihre Figur. Sie hatte schöne Brüste. Sehr schöne Brüste und ein hübsches Gesicht. Weiter kam er nicht, denn jetzt musterte Nadia ihn freimütig. Der Junge lächelte und stieg die enge Metallwendeltreppe hinauf, wobei er es vermied, das Geländer zu berühren.
Kriminologie. Das will ich, nichts anderes.
    Als er das Zimmer betrat, blähte er die Nasenflügel. Der Geruch des Todes. Zerfall. Verwesung. Wie ein aufgerissener Müllsack mit Fleischresten.
Kriminologie
, spukte es ihm durch den Kopf. Er zog sein Taschentuch heraus und hielt es sich vor die Nase.
    Sein Vater lag bäuchlings auf dem Boden und peilte über den Daumen ein Loch in der Wand über Robs Kopf an. Neben ihm erkannte man die Umrisse eines menschlichen Körpers. Eine Kreidesilhouette, wie man sie in Fernsehkrimis manchmal sah.
    »Er war genauso alt wie du.«
    Rob schluckte. »Was machst du da?«
    »Ich rekonstruiere den Tathergang«, antwortete Deleu und rappelte sich mühsam auf. Er blickte hinunter auf die Kreidesilhouette und zeigte auf den rechten Arm. Er stieß seine Worte stockend hervor. »Er hält einen Revolver in der rechten Hand und schießt. In Richtung Tür. Auf jemanden, der hereinkommt. Dann haben sie gekämpft, der Mörder hat den Arm des Jungen ausgerenkt und mit einem Stilett seine … seine …«
    »Sag’s ruhig, Papa. Ich vertrag das schon.«
    »Seine Nieren durchbohrt.« Es fiel Deleu schwer, das auszusprechen.
    »Habt ihr den Revolver auf Fingerabdrücke untersucht?«
    »Wir haben keinen Revolver gefunden.«
    »Woher weißt du dann, dass der Junge geschossen hat?« Deleu schlug die graue Akte auf und suchte die Passage über den Paraffintest. »An

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