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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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seiner rechten Hand wurden Schmauchspuren festgestellt«, antwortete er dann bedächtig. Er rieb sich die müden Augen. »Da stimmt was nicht. Da stimmt was nicht.«
    »Woher …?«
    »Intuition, mein Junge. Warum steckte die Kugel noch in der Wand, aber die Waffe ist verschwunden?« Steifbeinig ging Deleu hinüber zur Anrichte. Er zog die Tür des Küchenschranks auf und wühlte in einem Bananenkarton herum. Dann gab er Rob eine flache Taschenlampe in die Hand. »Leg dich mal auf den Bauch. Hier, genau wo ich gelegen habe. Und nimm dieselbe Position ein wie die Leiche.«
    Rob starrte seinen Vater an, als sähe er ein Gespenst.
    »Nun mach schon. Halte die Lampe in der Hand, als wäre es der Griff eines Revolvers.«
    Rob gehorchte ohne Widerrede, wenn auch mit hochrotem Kopf. Die Knie seines Vaters knackten, als er in die Hocke ging.
    »Schließ die Augen und konzentriere dich. Du bist tot. Du spürst also nicht, was ich tue, und du reagierst auch nicht. Versuche, dich zu entspannen, und lass alles über dich ergehen.«
    Dirk Deleu löste die Taschenlampe vorsichtig aus der Hand seines Sohnes.
    »Na also!«, rief er.
    »Das ist es!«
    »Was? Was denn, Papa? Darf ich aufstehen?«
    »Betrachte erst mal deine Hand. Was siehst du?«
    Rob starrte seine reglose rechte Hand an. »Was soll ich denn sehen?«
    »Beschreibe deine Hand.«
    »Äh … Mein Handgelenk liegt auf dem Boden. Meine Fingerspitzen und der Daumen auch. Meine Finger sind leicht gekrümmt.«
    »Schau genauer hin und sag mir, was du siehst, Rob. Ist deine Hand offen oder geschlossen?«
    »Offen.«
    »Genau. Das ist es, Rob. Dass ich nicht schon früher darauf gekommen bin, verdammt noch mal!«
    »Darf ich jetzt …«
    »Ja, steh ruhig auf.«
    Rob verzog den Mund. »Was hast du jetzt bewiesen?«
    »Der Junge hatte die Hand zur Faust geschlossen, Rob, aber der Zeigefinger war gekrümmt. Wie bei dir. Dabei habe ich die Taschenlampe ganz vorsichtig herausgezogen.«
    »Ja, und?«
    »Der Revolver muss eine ganze Weile nach dem Tod des Jungen aus seiner Hand genommen worden sein. Die Leichenstarre war bereits eingetreten. Daher war seine Faust geschlossen, verstehst du? Und deshalb war sein Finger gekrümmt«
    Deleu junior tippte sich an die Stirn. »Du bist wirklich gut, Papa. Aber was willst du damit beweisen?«
    Dirk Deleu war stolzerfüllt, hatte sich jedoch schnell wieder unter Kontrolle.
    »Dreh die Rollen um, Rob.«
    »Wie bitte?«
    »Unser Ausgangspunkt ist falsch.« Deleu fuhr sich durch die Haare. »Wir sind einfach davon ausgegangen, dass der Junge den Schuss abgefeuert hat.« Dirk Deleu war noch immer geistesabwesend und dennoch unglaublich präsent. Rob bekam eine Gänsehaut. »Die Kugel war die gleiche wie die, die wir in Dewolfs Kopf gefunden haben. Dreh die Rollen um. Mal angenommen, der Täter befand sich in der Wohnung, und Yussuf Benaoubi hat ihn erwischt?« Rob riss die Augen auf, und trotz seiner Verwirrung begann es ihm allmählich zu dämmern. Er hörte aufmerksam zu.
    »Der Täter wird überrascht. Es kommt zu einem Kampf. Der Junge hält ein Messer in der Hand. Der Angreifer ersticht ihn …« Deleu biss sich auf den Zeigefinger.
    »Und dann?«, fragte Rob atemlos.
    »Der Mörder legt dem toten Jungen die Waffe in die Hand und feuert einen Schuss ab. Dasselbe Kaliber, dieselbe Waffe wie bei Dewolf.«
    »Papa, ich sehe da immer noch keinen Zusammenhang.« Rob zuckte mit den Schultern.
    »Der Täter wollte uns auf eine falsche Fährte locken und den Verdacht auf den toten Jungen lenken. Nur eines verstehe ich nicht. Die Waffe! Warum ist er noch einmal zurückgekehrt und hat sie doch noch mitgenommen? Was hatte er beim ersten Mal übersehen?«
    Nach einer kurzen Pause fuhr Deleu mit ernster Miene fort: »Außerdem bin ich mir so gut wie sicher, dass dieser Junge«, er zeigte mit der Schuhspitze auf die Kreidezeichnung, »keinen Revolver besaß.« Der Ermittler setzte sich steif in Bewegung. »Komm, wir gehen runter. Ein bisschen frische Luft schnappen.«

[home]
    15
    D as Tsentroem sah genau so aus, wie Jan Verstappen es sich vorgestellt hatte: ein kahler Raum, dominiert von einem langen Holztresen und beleuchtet von bunten Deckenstrahlern. Überall standen und saßen Jugendliche in Grüppchen herum. Die meisten so cool wie möglich, einige mit einem Airbrush-verzierten Skateboard zwischen den Beinen. Sonnenbrillen mit orangefarbenen Gläsern schienen der letzte Schrei zu sein und Turnschuhe mit offenen Schnürsenkeln ein absolutes

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