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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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keinen Sex vor der Ehe«, ergänzte Verstappen, der seine Hausaufgaben gemacht und Deleus Bericht gründlich durchgelesen hatte.
    »Keinen ausschweifenden Sex«, verbesserte Tim, blickte Rasha tief in die Augen und lächelte.
    Das junge Mädchen griff ihm in die Haare und zwirbelte eine der abstehenden Strähnen. Ihr Blick sagte mehr als tausend Worte.
    »War Yussuf auch Abstinenzler?«, fragte Pierre, an dem die Szene auf dem Rücksitz vollkommen vorbeigegangen war.
    »Er wollte gerne einer sein«, antwortete Rasha und kniff ihrem Freund sanft ins Bein. »Das lag an Tims Einfluss.
    Aber mein Bruder hat es einfach nicht geschafft. Wer einmal in der Szene drinsteckt, kommt nur schwer wieder raus. Er hat für Murat gearbeitet. Ab und zu.«
    »Murat Marouf?«
    »Ja.« Rasha studierte ihre künstlichen Fingernägel, ihren einzigen Luxus. Make-up benutzte sie nicht. Das hatte sie nicht nötig.
    Tim De Meyer zog ein Bein an und stellte einen Fuß auf den Rücksitz. Er hatte mindestens Schuhgröße fünfundvierzig, und auf der Wade trug er ein kunstvolles Tribal-Tattoo. Er legte das Kinn auf sein Knie und sagte: »Murat Marouf und Naib Abram. Denen sollten Sie auf den Zahn fühlen.«
    Pierre fluchte.
Nur über meine Leiche. Und wenn noch so viele Samstage und Sonntage für Überstunden draufgehen. Marouf schweigt wie ein Grab, und Abram, diesen Sack, hat Deleu schon in die Mangel genommen. Außerdem genießt der als Politiker sowieso Immunität, wetten?
    »Fragen Sie doch auch mal Said.«
    »Wer ist das?«, fragte Verstappen.
    Auf dem Rücksitz blieb es still. Das Schweigen ging Pierre auf die Nerven, und er trat brüsk auf die Bremse. Die Frau im Mercedes hinter ihm, eine Dame mit Zuckerwattefrisur und Sonnenbrille, riss in einem Reflex das Steuer nach links. Der Ermittler lachte freundlich, als sie Gas gab und an ihnen vorbeischoss.
    Jan Verstappen betrachtete seinen Kollegen mit ge mischten Gefühlen. Was war bloß mit ihm los? Immer diese unberechenbaren Aktionen. Er hatte die Nase voll davon, sagte jedoch nichts. Pierre bohrte in der Nase und ignorierte die wütend hupenden Autofahrer.
    »Welcher Said?«, fragte Verstappen ruhig.
    »Said el Hidrissi«, antwortete Rasha.
    »Yussufs bester Freund. Er ist seit einer ganzen Weile verschwunden«, ergänzte Tim.
    »Wo wohnt er?«, fragte Pierre.
    »Überall und nirgends.«
    Verstappen musterte Tim fragend.
    »Seine Mutter wohnt in der Keldermansvest. Die Hausnummer weiß ich nicht. Aber ich kann Ihnen zeigen, wo es ist.«
    »Was meinen Sie mit ›überall und nirgends‹?«
    »Er ist vor ein paar Tagen von zu Hause abgehauen und schläft seitdem entweder bei Freunden oder im Kilt, unten im Keller, wenn dort nicht gerade zu viele leere Bierkästen rumstehen.«
    »Tagsüber schläft er, nachts sind er und seine Kumpels meistens unterwegs«, ergänzte Rasha Benaoubi sachlich.
    »Haben Sie manchmal zu viert etwas unternommen?«
    »Nein«, antwortete das Mädchen, allerdings klang es nicht spontan.
    Verstappen blickte sich um und betrachtete Tim De Meyer, der betont gelangweilt aus dem Fenster sah.
    »Ich dachte, Sie waren mit Yussuf befreundet? Und dass Sie ständig zusammen …«
    »Nein, das ist lange her«, sagte De Meyer.
    Pierre fluchte und atmete tief aus.
    »Seitdem ich und Tim zusammen sind …« Rasha zögerte.
    »Ja?«
    »Mein Bruder will … wollte das nicht.«
    »Okay. Schon verstanden«, sagte Jan Verstappen.
    Pierre zuckte mit den Schultern.
    »Wegen ihres Glaubens«, seufzte Verstappen. »Das kapierst du sowieso nicht, Pierre.«
    »Von wegen! Ich war mal streng katholisch!« Der Ermittler lachte heiser. Die jungen Leute auf dem Rücksitz schwiegen.
    »Lassen Sie uns jetzt raus?«, fragte Tim De Meyer dann.
    »Wir können Sie auch nach Hause fahren, wenn Sie wollen«, schlug Verstappen vor.
    »Nein danke«, erhielt er barsch zur Antwort.

[home]
    16
    J an Verstappen betrat in Gedanken versunken das Kilt, dicht gefolgt von seinem Partner.
Tim De Meyer weiß mehr, als er preisgeben wollte,
dachte er.
Er hat gewusst, wo sich Yussufs Freund aufhält, dieser Said el Hidrissi. Dafür muss man jemanden sehr gut kennen. Warum wollte er nichts verraten? Mist! Wir hätten den Jungen nicht so einfach gehen lassen dürfen.
Er wollte Pierre anstoßen, doch der war bereits an ihm vorbeigegangen.
    Die schummrige Kneipe war so gut wie leer und bot einen trostlosen Anblick. Verstappen ging energisch auf die mit rotem Samt bezogene Theke zu und fragte den bleichen Wirt, ob er

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