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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Anspannung im Blick.
    »Hatte er eine Waffe dabei?«, fragte Verstappen heiser.
    »Hast du eine Waffe dabei?«, fragte Pierre hustend zurück.
    Verstappen schüttelte den Kopf. »Sollen wir Verstärkung rufen?«
    »Quatsch. Den schnappen wir uns. Ich gehe hintenrum.« Pierre bückte sich und fasste an den Fußknöchel. Dann drückte er dem erstaunten Jan Verstappen einen kompakten Colt Python in die Hand. Seine Waffe für alle Fälle. »Hier. Nimm.«
    »Aber …«
    »Jetzt nimm schon! Ich gehe hintenrum, du gehst vorne rein. Beeil dich und sieh zu, dass du schnellstmöglich aus dem Lichtschein rauskommst!«
    Verstappen nickte. Seine Brust hob und senkte sich, als er die Python aufklappte und die Trommel kontrollierte. Seine Rechte fing an zu zittern, als er zur Seite blickte, doch Pierre war bereits um die Ecke verschwunden.
    Gebückt schlich Jan Verstappen in den Schuppen. Zwischen den stümperhaft zusammengeschweißten Well blechen klafften Spalte, durch die Sonnenlicht hereinfiel.
    Hier und da stapelte sich alter Sperrmüll. Ersatzteile von Mopeds, leere Ölfässer, davon manche halb durchgesägt, große Mengen von schlampig gestapeltem Holz. Dazu Bretter, Paletten und Balken von Abbruchhäusern. Das meiste verrostet oder vermodert. Der Schuppen stank nach Schimmel und totem Holz.
    Der Kerl kann sich überall verstecken und braucht nur auf eine passende Gelegenheit zu warten. Und dann: peng! Ende, aus.
Jan Verstappen spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Seine Lippen waren ausgetrocknet. Er blickte nach oben. In dem Dach aus Eternitplatten fehlte ein Paneel.
Daher der helle Fleck hinter der Tür.
Der Ermittler schlich hastig durch den Streifen von hellem Sonnenschein.
Bloß weg von der Tür!
Er duckte sich, und als er hinter einem leeren Ölfass in Deckung ging, stach ihm ein penetranter Dieselgeruch in die Nase.
Diesel, Feuer, verbrennen!
Er ging zwei Schritte rückwärts. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals, und er suchte Schutz hinter einem Stapel Holzpaletten.
    Jan Verstappen hockte sich hin und lauschte seinem stoßweisen Atem.
Die Luft anhalten.
Unter seinen Füßen knisterten Sägespäne, als er im Entengang in die Mitte des Schuppens watschelte.
    Ein schabendes Geräusch.
    Verstappen erstarrte und drehte sich blitzschnell um.
    Nichts. Falscher Alarm. Pierre? Wo bist du, verdammt?
Verstappen hielt die illegale Python mit ausgestreckten Armen vor sich und umklammerte mit beiden Händen den abgegriffenen Kolben aus Nussbaumholz. Als er wieder in die andere Richtung blickte, durchfuhr ihn ein eiskalter Schrecken. Zwei Schüsse durchbrachen die Stille.
    Er hörte die Kugeln an seinem rechten Ohr vorbeisausen und warf sich in einem Reflex zwischen einen Stapel verrotteter Balken. Hinter sich hörte er zweimal ein gedämpftes Klatschen, gefolgt von einem dumpfen Aufprall.
    Das Erste, was seine Sinnesorgane registrierten, waren die dicken schwarzen Locken. Ein verirrter Sonnenstrahl ließ das Haar bläulich glänzen. Bläulich und dunkelrot. Unter den Locken hervor floss eine klebrige, purpurrote Flüssigkeit, die rasch eine Pfütze bildete und sich mit den Sägespänen vermischte.
Blut!
    Jan Verstappen nahm den süßlichen Geruch wahr. Er umklammerte seinen Hals und würgte. Der Junge lag knapp zwei Meter von ihm entfernt. Bäuchlings, der ganze Körper schwer und reglos, der Rumpf halb auf die Seite gedreht, die Beine gespreizt, als gehörten sie jemand anderem.
Der Junge ist tot! Oh mein Gott!
Er schnappte nach Luft und blickte hinüber zur anderen Seite des Schuppens.
    Alles, was er sah, waren die Umrisse der weiten Leinenhose. Pierre, der aus der Hüfte geschossen hatte, hielt die Waffe noch immer im Anschlag. Die Beine weit auseinander, stand er da wie ein triumphierender Revolverheld in einem Italo-Western.
    »Hab ich ihn erwischt?«, fragte er heiser.
    Seine Worte verhallten in dem riesigen Raum. Verstappen brach kalter Schweiß aus, am Hals, auf dem Rücken, in den Handflächen.
    Er blickte sich um, fluchte und schlug die Hände vor das Gesicht. Noch bevor er zwischen den Fingern hindurchspähte, wusste er es. Ein Engländer! Der Junge hielt einen Schraubenschlüssel in der linken Faust. In der rechten hatte er einen halben Backstein. Die andere Hälfte lag etwa zwei Meter entfernt.
    »Scheiße!«, brüllte Verstappen durch den leeren Schuppen. Die Python fiel in die Sägespäne.
    Pierre Vindevogel wurde kreidebleich, und er bückte sich. Er nahm die Python zwischen Daumen und Zeigefinger, holte ein

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