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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Erinnerung an dieses große Unrecht.
Du überschreitest deine Kompetenzen, Hugo. Die Leser haben langsam die Nase voll von deinen giftigen Polemiken ohne Hand und Fuß. Eine Rezension muss realistisch sein. Kritik darf, sie muss sogar sein, aber sie sollte stets fundiert ausfallen. Deine Rezensionen sind brillante Schimpfkanonaden, allerdings ohne sachliche Begründung. Du benutzt den Stift als Mordwaffe. Du musst endlich lernen, zwischen Kritik und Kolumne zu unterscheiden.
    Hugo Bels schlug diesen Rat in den Wind. Hugo Bels schwebte wie auf Wolken. Der Chefredakteur konnte ihn mal. Aber es kam anders. Bels erhielt die Kündigung, mit dem besten Dank für die erwiesenen Dienste, und war seitdem als Literaturkritiker Persona non grata. Inzwischen verkaufte er sich an den Meistbietenden.
Zum Glück gibt es noch wahre Idealisten.
    Der erste Faustschlag brach ihm das Nasenbein, beim zweiten bohrten sich seine oberen Schneidezähne in das weiche Fleisch seiner Unterlippe. Er schlug die Hände vors Gesicht und fiel rücklings auf den frisch geputzten Linoleumfußboden.
    Als er die Augen wieder öffnete, schmeckte er seinen Lieblings-Maltwhisky, jedoch mit einem süßlichen Beigeschmack, zugleich durchfuhr ihn ein unerträglicher Schmerz. Bels stöhnte und wollte sich an die geschwollene Lippe fassen, aber es gelang ihm nicht. Seine Handgelenke waren an den Armlehnen seines antiken Schaukelstuhls festgezurrt, und ihm gegenüber saß ein Mann in einem blauen Overall. Eine Popeye-Maske aus Gummi mit Holzpfeife lachte ihn bösartig an.
    Bels blieben die Worte im Hals stecken, und seine Kehle war vor Angst wie zugeschnürt. Der Mann hielt ihm die Spitze eines Stiletts an den Adamsapfel.
    »Bitte lass mich am Leben!«, flehte der Journalist. Das Kinn sank ihm auf die Brust, und er jammerte leise wie ein kleiner ausgesetzter Hund.
    Der kräftige Mann im Overall bohrte das Stilett in den Stuhl und zog aus einer Brusttasche einen Notizblock und einen Kugelschreiber hervor. Es war einer jener klassischen Kulis, von denen sicher mehrere Millionen im Handel waren. Mit ruhigen, schwungvollen Bewegungen schrieb er etwas auf. Bels Mund stand offen, denn er bekam keine Luft durch seine zerschlagene Nase. Der Mann drehte den Notizblock um.
    » INFORMANT ARTIKEL › VOLK ‹ – WER ?«
    Mit Todesangst in den Augen schüttelte Hugo Bels den Kopf. Er hatte bohrende Kopfschmerzen. »Ich verrate nie meine Informanten«, keuchte er.
    Als der Notizblock die Spitze seiner lädierten Nase traf, krümmte sich der Journalist zusammen. »Nie«, schnaufte er, während rosafarbener Speichel an seinen Mundwinkeln hinuntertropfte. »Kann sonst meinen Beruf vergessen.«
    Er konnte nicht einmal mehr stöhnen, als der Mann seine Nasenspitze packte und zudrückte. Bels warf den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, als sein Angreifer wieder etwas auf den Notizblock kritzelte.
    » LETZTE CHANCE !!!«, stand diesmal darauf.
Drei Ausrufezeichen.
Hugo Bels’ Muskeln verkrampften sich, als der Mann mit einer geschmeidigen Bewegung das Stilett aus dem Stuhl herauszog. Die Spitze der Mordwaffe näherte sich seinem linken Auge so dicht, dass er nicht mehr klar sehen konnte. Der Journalist kreischte wie ein Hummer, der das kochende Wasser näher kommen sieht. Popeye drückte seine behandschuhte Rechte auf den Mund seines Opfers. Bels biss zu. Halb wahnsinnig vor Angst presste er mit aller Kraft die Kiefer aufeinander. Popeye stöhnte auf und zog blitzschnell die Hand zurück und steckte die Stilettspitze in das Nasenloch des Gefesselten.
    »Deleu!«, rief Bels. »Dirk Deleu!«
    Der maskierte Mann erstarrte, allerdings nur ganz kurz.
    » BEWEISE , WO ?«
    »In meiner Aktentasche, im Flur«, wimmerte das festgezurrte Häuflein Elend. Sein Widerstand war gebrochen, seine Muskeln erschlafften, er konnte nicht mehr.
    Der Angreifer verschwand im Flur und kehrte kurz darauf mit einem ockerfarbenen Heft zurück, das er dem Journalisten, dessen Augen inzwischen glasig geworden waren, unter die Nase hielt. Sein Leben zog im Zeitraffer an ihm vorbei, und er bekam nicht einmal mehr mit, dass der Mann das Heft mit der Klinge seines Stiletts aufklappte und darin herumblätterte.
    Das Heft enthielt ein Durcheinander von Namen und Daten, ganze Seiten voller chaotischer Kritzeleien. Der Mann blätterte eilig weiter und hielt plötzlich inne. 23. Juli. Art. MORGEN . MAROUF . D.  DELEU . – GEZ . 200 – BAR  … 24. Juli, 19.30 UHR  … GLEIS 6/ BAHNHOF MECHELEN

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