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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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    Popeye riss das Blatt heraus und steckte das Heft ordentlich zurück in die Aktentasche. Dann ging er in die Küche und kehrte mit einem Handtuch zurück. Ehe sich Bels versah, wurde ihm das Handtuch zwischen die Zähne geklemmt und am Hinterkopf stramm zusammengebunden. Der Mann ging in aller Ruhe zur Haustür.
    Ein letzter Adrenalinstoß durchfuhr den abgehalfterten Journalisten. Er bäumte sich auf und brachte den Schaukelstuhl zum Wackeln. Mit aller Kraft, die er noch aufbrachte, riss er an seinen Fesseln.
Er lässt mich hier zurück! Ich werde verbluten! Hunger! Wasser!
Er biss in den Stoff, schüttelte den Kopf, und erst als die Tür leise ins Schloss fiel, sank ihm das Kinn auf die Brust.
    Im Hausflur blickte der Mann rasch nach links und rechts und riss sich dann die Maske vom verschwitzten Kopf. Er knöpfte den Overall auf, pellte sich aus dem Oberteil und streifte die Beine über seine Leinenhose und seine Turnschuhe. Alles verschwand in einer ledernen Aktentasche, auch die Haushalts-Gummihandschuhe.
    Er ging die Treppe hinunter bis ins Erdgeschoss. Ein Druck auf den Hebel, und die Notausgangstür öffnete sich mit einem Klicken. Mit energischen, federnden Schritten ging der Mann den Fußweg entlang. Weder schien er in Eile noch blickte er sich um. An der ersten Telefonzelle blieb er stehen.
    Er wählte die Notrufnummer, hielt die Hand vor die Sprechmuschel und brummte: »Merodestraat Nummer 133, Apartment vierzehn, dritter Stock, bei Bels. Ein Notfall.«
    Während der diensthabende Arzt fragte: »Wer spricht da bitte?«, wurde die Verbindung unterbrochen.

[home]
    32
    Z ögernd betrat Dirk Deleu Bosmans’ antike Amtsräume. Unruhe wallte tief in ihm auf, in den Abgründen seiner Seele. Der Untersuchungsrichter hatte ihn angerufen und ihm befohlen, unverzüglich nach Brüssel zu kommen.
    Trentels, der Büroleiter, musterte Deleu wie den letzten Abschaum, als er ihm mit einem mürrischen Nicken einen Platz zuwies, und auch Bosmans hob nicht einmal den Blick. Die Hände hatte er auf den Schreibtisch gelegt, als wolle er sich jeden Moment hochdrücken. Doch er tat es nicht, er tat gar nichts.
    Deleu rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. Da er nicht wusste, wo er hinsehen sollte, richtete er den Blick auf eine Gipsfigur, die die Göttin Justitia darstellte. Jos Bosmans’ Schreibtisch wirkte nüchtern, aber zweckmäßig. In einer Ecke stand ein Fax und in der Mitte ein Stifthalter aus Metall, in dem sich zwei Füller, ein Bleistift und ein Radiergummi befanden. Links von dem Stifthalter entdeckte er einen Tacker.
    Deleu erinnerte sich daran, dass Bosmans diesen Apparat als »mein Hund« zu bezeichnen pflegte, unter den gegebenen Umständen wirkte er jedoch eher wie ein Wolf. Links daneben lag ein Stapel Mappen, die säuberlich nach Farben geordnet waren. Die alte, verbeulte Thermoskanne stand neben einem Keramikbecher mit Sternzeichenmotiv. Der Anblick machte Deleu wieder etwas Mut. Vor ihm saß tatsächlich Jos Bosmans, sein bester Freund.
    Er warf einen Blick auf die groben Hände seines Chefs, der einen hässlichen Schnitt in der Rechten hatte. Auch das war ein vertrautes Bild, schließlich war er als ungeschickter Heimwerker bekannt.
    Der Ermittler wagte den Anflug eines Lächelns, doch die scherzhafte Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, blieb ihm im Halse stecken. Irgendetwas hinderte ihn am Sprechen. Die Atmosphäre war bedrückend, ja, bedrohlich. Er warf einen Seitenblick zu Trentels hinüber, der die schmalen Lippen fest aufeinanderpresste und einen kalten Blick in den Augen hatte.
    Nach fünf Minuten durchbrach ein monotones Quietschen die bleierne Stille, als Bosmans seine Schreibtischschublade aufzog. Das Kratzen von Metall auf Metall ließ die Haare auf Deleus Armen zu Berge stehen. Der Untersuchungsrichter nahm ein in Plastikfolie gewickeltes Stück Papier aus der Schublade und legte es auf den Tisch. Dirk Deleu starrte die Seite an, die ziemlich grob aus einem Notizblock gerissen war. Eine Ecke fehlte, und der Zettel war unregelmäßig eingerissen.
    »Das hier habe ich gestern Morgen in meinem Briefkasten gefunden«, sagte Bosmans trocken. »Vielleicht hast du eine Erklärung dafür.«
    Als Deleu die Tragweite dieser Worte bewusst wurde, überfiel ihn innerlich eine eisige Kälte. Es war, als gefriere ihm das Blut in den Adern, er presste die Lippen aufeinander und schloss die Augen.
    »Ich habe diesen Journalisten, Hugo Bels, gestern unverzüglich hierher zitiert. Er hat

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