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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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sondern ein Grüppchen ausgelassener Studenten, die ihren Abschluss feierten, in bekleckerten Overalls, mit Riesenschirmmützen und natürlich Literflaschen Bier in den Händen.
    Deleu seufzte und schlürfte an seinem Kaffee. Gott sei Dank war es nicht mehr ganz so heiß, die Hitze konnte einem wirklich an die Substanz gehen. Trotz des kühleren Wetters fühlte er sich erschöpft. Er schloss die Augen und rekonstruierte die Ereignisse des Tages.
    Bosmans hatte sie in sein Amt in Brüssel zitiert, allerdings nicht, um ihnen überschwenglich zu gratulieren. Lediglich ein paar trockene Dankesworte hatten sie geerntet. Während Tack Bericht erstattete, hatte Trentels jedes Wort protokolliert.
Handschriftlich. Du meine Güte! Nur noch das Durchschlagpapier hat gefehlt.
    Jos Bosmans hatte das Team mit einem kurzen Nicken verabschiedet, nachdem sein Büroleiter allen einen Tag Urlaub zugebilligt hatte.
Einen Tag Urlaub, na toll! Als könne man diesen Fall für vierundzwanzig Stunden vergessen und danach wieder zur Tagesordnung übergehen. Das war, als führe er mit Barbara und den Kindern für einen Tag ans Meer und lebte am nächsten Tag wieder als Junggeselle.
    Deleu kippte den letzten Rest Kaffee hinunter. In zwei Tagen sollte die Gegenüberstellung zwischen Marouf und Abram stattfinden. Plötzlich fielen ihm die Worte des alten Commissaris wieder ein.
Marouf und Abram. Die stecken doch unter einer Decke. Der eine kontrolliert den Straßenhandel, der andere organisiert das Ganze von seinem Sitz im Stadtrat aus.
    Der Ermittler runzelte die Stirn.
Warum hat Abram seinen Freund und Beschützer angeschwärzt?
Er rieb sich mit beiden Händen die Augen.
Vielleicht wäre es gar keine schlechte Idee, diesen ergrauten Commissaris, den Bosmans inzwischen beurlaubt hat, noch mal besuchen zu gehen. Inoffiziell. An meinem freien Tag.
Er verzog die Lippen zu einem Grinsen.
Bosmans in Brüssel.
Im Grunde vermisste er seinen Freund jetzt schon.
Wir beide könnten hier gemeinsam sitzen und gemütlich plaudernd ein Brötchen essen. Ach, egal. Was vorbei ist, ist vorbei. Schwamm drüber. Denk an die Zukunft, Deleu.
Schon glitten seine Mundwinkel wieder nach unten.
Charlotte.
    Tags zuvor hatte er vergeblich versucht, seine Tochter zu sehen. Anderthalb Stunden lang war er angespannt hinter der hohen Ligusterhecke hin und her getigert, doch als Barbara schließlich zu ihrem täglichen Spaziergang durch den Park aufgebrochen war, hatte er sich nicht getraut, sie anzusprechen. Er hatte noch eine Viertelstunde hinter der verdammten Hecke gewartet und sich dann verzogen. Wie ein Greis war er um die Ecke zu seinem Golf geschlurft.
Robs Studium? Wir haben immer noch nicht darüber geredet. Barbara Wittewrongel. Nadia Mendonck. Alles Vergangenheit. Bei Barbara keinen Sex. Bei Nadia keine Geborgenheit. Bei Deleu … kein Leben.
    Er legte den Rechnungsbetrag passend abgezählt in die Porzellanschale und ging hinaus, ohne den freundlich nickenden Geschäftsführer überhaupt zu bemerken.

[home]
    31
    Freitagabend, 18.30 Uhr.
     
    H ugo Bels, siebenundvierzig Jahre alt, zog die Tür seiner Junggesellenwohnung in der Merodestraat auf. Er war unterwegs zu einer Partie Billard in der Kneipe, einer der Annehmlichkeiten des Junggesellenlebens.
    Bels war freiberuflicher Journalist. Vor Jahren war er ein geschätzter und gefürchteter Literaturkritiker gewesen, verehrt und geschmäht zugleich. Sozusagen die spitzeste Feder Flanderns. Wie kein anderer verstand er es, kunstbeflissene Pseudotalente zu zerpflücken. Doch Hugo Bels hatte ein Problem, genauer ein Alkoholproblem, und das machte ihn übermütig. Als er glaubte, nichts und niemand könne ihm mehr etwas anhaben, trampelte er auch auf den anerkannten Größen der flämischen Literatur herum: Tom Lanoye, Herman Brusselmans, Pieter Aspe, Jef Geeraerts – alle bekamen sie ihr Fett weg. Bels’ vitriolgetränkte Feder machte kurzen Prozess mit jedem, der es wagte, in Flandern etwas Literarisches niederzuschreiben. Sein letztes Opfer war Hugo Claus persönlich gewesen. Die letzte lebende Legende,
die
flämische Literaturikone. Der Hugo-Claus-Fanklub hatte daraufhin ein Verfahren gegen Bels und seine Zeitung angestrengt, die Anklage lautete auf Verleumdung und existenzgefährdende Rufschädigung.
    Zunächst wurde daraus ein ansehnlicher kommerzieller Erfolg für Bels und seinen Brötchengeber, allein durch den Werberummel. Dennoch hatte der Chefredakteur Bels gewarnt. Ihm sträubten sich die Haare bei der

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