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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Warum hast du den Dienst quittiert, verdammt noch mal?
    Dirk Deleu hockte sich auf die unterste Stufe. Ätzende Magensäure. Er zermarterte sich das Gehirn, das gegen seine Schädeldecke pulsierte.
Nein! Pierre ist ein Rassist durch und durch. Noch mal von vorn. Abram hat als Informant für den schielenden Pierre gearbeitet. Und weiter? Welche Informationen konntest du preisgeben, Abram? Pierre hatte nie etwas mit der Drogenszene zu tun, er hat während seiner gesamten Dienstzeit für das Morddezernat gearbeitet. Hat er etwa die Marokkaner umgebracht? Ist er denn völlig durchgedreht?
    »Das ist vollkommen sinnlos«, murmelte Deleu vor sich hin. »Absoluter Quatsch.«
    Und V. C., wer ist V. C.? Von wem hat Abram im Juli diesen Riesenbatzen Geld bekommen, und vor allem wofür? Was musste er dafür tun? Die Drogen mit dem dazugehörigen Märchen bei der Polizei abliefern? Jemanden umlegen? Naib Abram, der jetzt selbst die Radieschen von unten betrachtet. V. C.: Vital, Valère, es gibt nicht viele Vornamen, die mit V beginnen. Oder kenne ich nur keine?
    Deleu kratzte sich im Nacken, griff sich in die Haare und zog daran.
Ich muss dringend zum Friseur. Aber zu welchem? Früher hat mir Barbara immer die Haare geschnitten. Vielleicht ist es eine Frau? Veerle, Véronique, Viktor.
Er schloss die Augen.
Die Initialen stehen falsch herum! Nicht Pierre Vindevogel, sondern Perdieus. Ja, das ist es, Perdieus, Victor?
    Deleu schlug sich mit der schweißnassen, flachen Hand vor die Stirn. Die Tropfen flogen durch die Luft wie in einer Limowerbung, aufgenommen an einem subtropischen Drehort.
    Victor Perdieus, der inzwischen pensionierte Mechelner Commissaris. Klingt logisch. Ja! Das ergibt einen Sinn!
    Er griff nach seinem Handy und wählte die Nummer der Auskunft.

[home]
    42
    J os Bosmans saß mit gespreizten Knien auf dem Rücksitz des BMW 730i mit Diplomatenkennzeichen. Die Rijkswachteskorte war nicht erschienen.
Innentemperatur 20 °C
, las er über die Schulter des Fahrers hinweg.
Die Klimaanlage ist wahrlich eine geniale Erfindung.
Er fuhr mit den Fingerspitzen über die Innenverkleidung aus schwarzem Leder. Es fühlte sich weich an. Und kühl. Bosmans blickte durch die getönten Scheiben, die das Gefühl der Distanz noch vergrößerten. Es war, als säße man in einem sicheren Kokon, eingesponnen, weltfremd und weit entfernt von dem dichten Verkehr im Zentrum von Brüssel, das auch am frühen Nachmittag ein wahrer Hexenkessel war. Der Fahrer war ein Profiund manövrierte die Limousine geschickt durch die verstopften Straßen.
    Der Untersuchungsrichter schloss die Augen und drückte die Hände fest an die Oberschenkel. Er überblickte seine Strategie wie ein antiker Feldherr die Schlachtordnung seiner Truppen, doch es gelang ihm nicht, sich richtig zu konzentrieren. Immer wieder schweiften seine Gedanken zu Walter Veerecken ab, zu dessen Anruf und den möglichen Folgen, die damit verbunden sein konnten.
    Mensch, Dirk! Wenn du nur einen Ton gesagt hättest, hätte ich dir sofort genug Geld geliehen oder meinetwegen geschenkt.
Bosmans zwang sich, an etwas anderes zu denken.
Abram hat Marouf reingelegt, seinen Sohn entführt. Aber warum? Warum will der eine Marokkaner den anderen aus dem Weg räumen? Sie sollten sich verbünden in diesen harten Zeiten. Die Beziehung zwischen diesen beiden habe ich bisher außer Acht gelassen.
    Bosmans dachte an das Gespräch mit Commissaris Perdieus zurück. »Ich hab’s nicht vergessen, ich hab’s einfach nur versäumt«, murmelte er und griff nach seinem Handy.
    Der Untersuchungsrichter zögerte, wählte aber schließlich Deleus Nummer. Da besetzt war, fluchte er. Der BMW durchfuhr ein imposantes eisernes Tor, das von vier Männern in schwarzen Anzügen unauffällig bewacht wurde.
Der Verfassungsschutz
, schoss es Bosmans durch den Kopf, als er im Ohr des Mannes, der dem Fahrer zunickte, einen winzigen Sender bemerkte. Der Anblick der grimmigen Undercoveragenten bewirkte, dass die Unsicherheit wieder an ihm nagte. Er atmete ein paar Mal tief ein und aus.
Warum tagt ein Krisenrat in einem abgelegenen Kapuzinerkloster und nicht im Amtssitz des Premierministers? Oder auf Schloss Hertoginnendal in Brüssel?
    Bosmans klemmte seine Aktentasche fest unter den Arm, als ihm ein Beamter, ein farbloser Mann in einem verschlissenen Maßanzug, das Portal öffnete.
    Das Erste, was ihm im Inneren auffiel, war der funkelnde Kronleuchter, der an einer Kupferkette mit armdicken Gliedern hing.
Kristall.

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