Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer
Kopf. Stress, kübelweise, bergeweise.
Er stützte sich mit beiden Ellbogen auf dem Lenkrad ab und seufzte laut. Diese Sache ging nicht mehr nur ihn allein etwas an, und Bosmans war nicht mehr sein Vorgesetzter. Sein Auftraggeber hieß Murat Marouf, indirekt jedenfalls. Er ballte die Fäuste und hieb auf das Lenkrad ein.
Naib Abram! Liegt die Lösung vielleicht bei ihm? In seinem Haus müssen doch Spuren zu finden sein, frische Spuren. Noch ist es nicht durchsucht worden, noch nicht.
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N adia Mendonck hatte Schmetterlinge im Bauch, als sie lächelnd die schwerbepackte Einkaufstasche in den Kofferraum lud. Sie rutschte hinter das Steuer, drehte die Klimaanlage auf und schaltete das Radio ein.
»… und so ist Mechelen heute in eine Spirale der Ge-walt geraten. Die Straßen rund um den Grote Markt sind hermetisch abgeriegelt, denn an einigen Stellen müssen kleinere Brände gelöscht werden. Die Mechelner Feuer-wehr wurde jedoch so stark bei ihren Einsätzen behindert, dass es ihr bisher nicht gelungen ist.«
Mit einem hörbaren Klicken schaltete Nadia das Radio wieder aus.
Immer dasselbe, Demonstrationen und Krawalle in Mechelen. Gute Musik kommt überhaupt nicht mehr, nicht mal mehr im Lokalradio.
Sie legte beide Hände fest um das Lenkrad.
In dieser Gegend von Mechelen ist von den Krawallen nichts zu spüren. Die Stadt liegt da wie ausgestorben.
Sie lächelte ihrem Spiegelbild aufmunternd zu. Heute war ihr Tag. Eigentlich Franks Tag, aber ein bisschen auch ihrer. Sie hatte vor, ihn mit seinem Lieblingsgericht zu überraschen: Spaghetti bolognese à la Mendonck. Während sie mit dem Zeigefinger ihre Nasenspitze berührte, flüsterte sie: »Allerdings ohne Knoblauch.«
Sie versuchte, den Inhalt der Einkaufstasche noch mal durchzugehen, in der Eile hatte sie nämlich vergessen, eine Einkaufsliste mitzunehmen.
Spaghetti, Tomaten, Zwiebeln, Paprikaschoten, Kalbsgehacktes, zwei Dosen Tomatenmark, zwei Flaschen Chardonnay, etwas Salzgebäck als Vorspeise und ein Kirschkuchen zum Dessert.
Nadia Mendonck befeuchtete die Lippen.
Die Sprühsahne hebe ich für später auf.
Plötzlich wich der lüsterne Blick von ihrem Gesicht, und sie runzelte die Stirn.
Eine Schüssel. Eine große Schüssel wird er doch wohl hoffentlich haben? Frank Tack, der eingefleischte Junggeselle.
Dafür sah seine Wohnung auf den ersten Blick ziemlich ordentlich aus. Obwohl sie das eine Mal, als sie da gewesen war, nur Augen für das Schlafzimmer gehabt hatte.
Nadia Mendonck roch unter ihrer rechten Achsel und blickte dann auf ihre Cartier-Uhr, ein Geburtstagsgeschenk von Frank.
In Gedanken durchlebte sie noch einmal die Szene in Deleus Büro am gestrigen Tag. Im Grunde hatte Dirk ziemlich gut ausgesehen, dennoch war sie enorm er leichtert gewesen, als sie schließlich wieder draußen auf der Straße stand. Endlich hatten sie sich ausgesprochen, und nun gewannen die Schmetterlinge eindeutig die Oberhand über ihre Skrupel.
Sie schnüffelte unter dem anderen Arm und rümpfte die Nase. Sie musste bei Frank zu Hause unbedingt noch schnell duschen. Auch das wäre nicht das erste Mal. Sie dachte an sein Duschgel und daran, wie ihren Körpern danach der gleiche Geruch angehaftet hatte.
Jedenfalls für kurze Zeit. Beim ersten Mal.
Schon der Gedanke daran erregte sie, und sie hätte am liebsten aufgeschrien, wenn nicht so ein mausgesichtiger Vertreter neben ihr an der Ampel sie unverhohlen angestarrt hätte. Bei Grün schoss ihr kleines Auto los wie ein Rennwagen. Dennoch schloss sie kurz die Augen.
Frank ist einfach unglaublich im Bett! Und dabei so zärtlich …
Sie öffnete die Augen wieder, zählte nach und kam tatsächlich bis fünf. Sie biss sich auf die Unterlippe und schaltete das Radio wieder ein.
Sie drehte die Musik lauter und wippte im Takt mit dem Oberkörper.
»Life … oh, life …«
, schallte es aus den Pioneer-Boxen – ein Geschenk des verstorbenen Rutger. Aber sie ließ sich von dem Gedanken an ihren Ex-Freund nicht die Laune verderben. Nicht heute.
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D eleu bewegte die Maus nach rechts und klickte das Word-Icon an. Die Suche mit dem Windows Explorer hatte nichts ergeben, jedenfalls nichts Nützliches.
Naib Abram, du warst ein langweiliger Spießer. Keine Internetkontakte, keine Cache-Dateien, kein Yahoo, keine E-Mails, kein ICQ . Nichts, was der Mühe wert wäre, es sich näher anzusehen.
Der frischgebackene Privatdetektiv fand eine Reihe von selbstentworfenen Tabellen in Excel, außerdem ein Formular
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