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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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für die Krankenversicherung, ein Fahrtenbuch und einen Mietvertrag für eine Garage. Er spitzte die Lippen und schnaubte durch die Nase, denn er wusste, dass der PC wahrscheinlich seine letzte Chance war. Er hatte jeden Winkel des Hauses durchsucht: das Erdgeschoss, den ersten Stock und sogar den Keller. Sämtliche Schränke hatte er durchforstet, alle Schubladen aufgezogen, alle Taschenkalender, Haushaltsbücher und Kontoauszüge durchgeblättert. Auf allen vieren war er durch ein Labyrinth von Abwasser- und Heizungsrohren gekrochen.
    Wonach suche ich eigentlich?
Deleu klopfte eine Schicht weißen Staub von seiner Hose.
Nach einem Anhaltspunkt, einer Verbindung zwischen Abram und Murat Marouf. Aber es scheint nichts zu geben, zumindest nichts, was auf Abrams mögliche Verwicklung in die Morde hinweist.
Word wurde gestartet, und Deleu ging auf »Datei öffnen«.
    StadtJan.doc
bis
StadtAug.doc
. Er zählte acht Dokumente und öffnete eines auf gut Glück. Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich: Es waren ganz banale Sitzungsberichte des Stadtrats oder vielmehr eine Art Argumentationshilfe mit vier Rubriken: Standpunkt Opposition, Standpunkt Koalition, Standpunkt eigene Partei sowie Argumente. Die Rubrik »Argumente« war ihrerseits in Pro und Kontra unterteilt. Deleu seufzte. Damit war nicht viel anzufangen. Ob er es noch einmal in Excel versuchen sollte? Er stützte die Hände auf die Oberschenkel und stieß einen Seufzer aus. Glühend heiß war es in dem modernen Designerwohnzimmer. Er hatte Durst, rollte den Bürostuhl zurück, stand auf und ging in die Küche.
    Obwohl die in Lila und Grün gehaltene Einbauküche Frische ausstrahlte, war es auch hier stickig warm. Deleu zog den Kühlschrank auf und beugte sich nach vorn.
Kein Bier, nicht mal Cola. Nichts im Kühlschrank, jedenfalls nichts zu trinken.
    Schließlich öffnete er das Eisfach.
Bingo! Eiswürfel!
Deleu schob ein flaches Päckchen beiseite, nahm die blaue Plastikverpackung mit den Eiswürfeln heraus, griff nach einem Glas in dem lilafarbenen Abtropfgestell und drehte den Wasserhahn auf. Sieben Eiswürfel drückte er aus der Verpackung, die beim Kontakt mit dem lauwarmen Leitungswasser leise knackten. Während er gierig trank, fielen die übrigen fünf Eiswürfel klappernd ins Spülbecken.
    In Gedanken versunken stellte er das Glas auf die Anrichte und betrachtete nachdenklich den Kühlschrank. Dann öffnete er ihn erneut und holte das flache Päckchen aus dem Eisfach, das mit Plastikfolie umwickelt war. Das war es, was er im Unterbewusstsein registriert hatte. Er drückte auf die Folie und fühlte etwas Hartes. Hastig entfernte er die knisternde Verpackung, und darunter kam ein kleines Ringbuch mit rotem Pappeinband zum Vorschein.
    Mit zitternden Händen blätterte er die Seiten um, eine nach der anderen, als könnten sie vor seinen hungrigen Augen zu Staub zerfallen.
Buchstaben, Abkürzungen, Initialen, zumindest auf den ersten Blick. Eine Telefonnummer. Nur eine einzige. In Anführungszeichen die Initialen S. C.
    Auf den darauffolgenden Seiten standen Beträge und Daten. Siebenmal zweihundertfünfzig Euro in einem Zeitraum von anderthalb Jahren. Jedes Mal waren am Rand die Initialen P. V. vermerkt. Im letzten halben Jahr hatte es einmal eine Zahlung über fünfhundert Euro mit den Initialen P. V. und einmal eine über fünfundzwanzigtausend Euro mit den Initialen V. C. gegeben.
    Ein Riesenbetrag!
    Auf den Kontoauszügen, die Deleu eben durchgeblättert hatte, waren ihm weder die kleinen regelmäßigen noch die größeren Beträge aufgefallen.
    Eine so hohe Summe hätte ich nicht übersehen, da bin ich mir sicher.
    Deleu rannte die Treppe hinauf und überprüfte erneut die Zahlungseingänge auf den Auszügen. Wie erwartet, fand er weder regelmäßige Beträge über zweihundertfünfzig Euro noch Belege über die beiden größeren Summen im letzten Halbjahr. Mit einem verhaltenen Fluch warf er den Ordner wieder in die Metallschublade.
    Während er langsam die Treppen hinunterstieg, blendete ihn ein Sonnenstrahl. Deleu blinzelte und blickte ins Licht, dann blieb er stocksteif stehen.
P. V. Pierre Vindevogel. Abram war die ganze Zeit der Informant von Pierre gewesen! War es das, was du mir gestern erzählen wolltest, Kollege? Hat dir das im Magen gelegen, ohne dass du es aussprechen konntest? Wolltest du gemeinsam mit Abram die Drogenszene kontrollieren? Hast du deswegen el Hidrissi ermordet? Und du, Verstappen, was weißt du von der ganzen Sache?

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