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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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werden?«
    »Glauben Sie, ich sei selbst ein unbeschriebenes Blatt? Jetzt kommen Sie schon! Alles, was ich will, ist raus aus diesem Scheißland! Und zwar so schnell wie möglich.«
    Claude Verspaille schnappte nach Luft. Der Mann wusste etwas, aber offenbar nicht alles. Dennoch erschien es ihm sicherer, diese Laus aus dem Weg zu räumen.
Sie aus dem Weg räumen zu lassen, selbstverständlich. Aber wie kommt dieser Affe an Sylvains Nummer?
    »Tragen Sie ein weißes Hemd und eine Jeans. Das alte Fort in Walem. In zwei Stunden. Allein.«
    »Sie kommen auch allein. Keine Verstärkung, keine Bullen. Und bringen Sie unmarkierte Scheine mit, allerdings keine aufeinanderfolgenden Seriennummern.«
    »Einhundertfünfzigtausend Euro. Um dreiundzwanzig Uhr.« Klick.
    Dirk Deleu starrte den Hörer an. Ihm war danach zu-mute, laut aufzuschreien, aber das beklemmende Gefühl in seiner Brust drückte ihm schier die Luft ab. Es war neun Uhr abends.
    Freitagabend. Von Boischot nach Walem. Eine Dreiviertelstunde? Über eine Stunde? Jedenfalls keine Zeit mehr, etwas zu essen und zu trinken. Die Nummer. Die Mobilfunkgesellschaft anrufen? Ach, das bringt ja sowieso nichts. Das ist garantiert eine Privatnummer. Diese Stimme! Das Taschentuch … verdammt! Seinen Namen nicht zu nennen war jedenfalls ein kluger Schachzug, Deleu. Lass ihn ruhig schmoren.
    »Zapf mir noch eins, Melanie!«, rief der Kneipenbesucher, der Deleu die Jacke gebracht hatte. Mit einem verächtlichen Gesichtsausdruck schob er die nikotingelben Rüschen gar di nen wieder zu. Dieser undankbare Zeitge nosse raste draußen gerade mit qualmenden Reifen davon.
    Claude Verspaille lehnte an dem mit Goldbrokat abgesetzten Wandteppich. Keuchend stand er zwischen Jo hannes dem Täufer und einer Schafherde und wischte sich mit einem Spitzentaschentuch den Schweiß von der Stirn. Der Mann wusste, worum es ging. Er runzelte die Stirn.
Sylvain, du Idiot. Woher kennt er deine Nummer? Und warum kommt dieses Drogenpäckchen erst jetzt zum Vorschein? Hast du es etwa Abram verkauft? Hast du mich die ganze Zeit zum Narren gehalten?
Blitzschnell wählte er eine einprogrammierte Nummer.
    S. C., verdammt noch mal. Wie kommt der Kerl bloß an die Initialen? Wer ist dieser Mistkäfer? Spielt Sylvain Cluts etwa ein Doppelspiel? Wird meine Marionette noch von jemand anderem benutzt? Angenommen, Bosmans sagt die Wahrheit. Nur Abram kennt Cluts wahre Identität. Natürlich! Abram saß im Stadtrat, er hat für die falschen Papiere gesorgt. Aber Abram ist tot. Was hast du ausgefressen, Sylvain? Welchen hinterhältigen Deal hast du mit Abram ausgeheckt? Mist! Deswegen hat man die Drogen nicht bei Dewolf gefunden. Und auch nicht in Benaoubis Wohnung. Weil du sie verkauft hast, du mieses Schwein! Weil du mich betrogen hast!
     
    Jos Bosmans sprach ebenfalls in sein Handy. Er hatte Vere ecken angerufen und wies ihn an, sämtliche verfügbaren Mitarbeiter zusammenzutrommeln.
    »Ja, Walter. Lasst alles andere, womit ihr gerade beschäftigt seid, stehen und liegen und kommt in mein Büro. Briefing. In einer halben Stunde.«
    »Mijnheer Bosmans. Ihr Büro ist zerstört.«
    »Stimmt ja, bitte such einen anderen Raum. Notfalls am Grote Markt, in irgendeinem Lokal, wo es einen Saal gibt. Wenn es gar nicht anders geht, forderst du das Klubhaus von den alten Weibern an, die neulich unseren Konferenzraum blockiert haben.«

[home]
    50
    N adia Mendonck kramte nervös in dem Schuhkarton, und ihre Finger arbeiteten schneller als ihr Verstand. Sie fand mehrere Fotos von der Asiatin und dem Kind, einem Mischling. Die älteren Bilder waren irgendwo in den Tropen aufgenommen worden, mit Palmen und einer kleinen Hütte mit Blätterdach im Hintergrund. Die neueren zeigten eine andere Umgebung, wahrscheinlich irgendwo in Belgien. Auch darauf war jedes Mal die Frau zu sehen, allerdings mit einer moderneren Frisur, ebenso das Kind zusammen mit einer älteren Asiatin. Sie posierten verkrampft in einem tipptopp gepflegten Vorgarten. Nadia versuchte, die Hausnummer zu entziffern, doch vergeblich. Unter den Fotos, verborgen in einem Brief-umschlag, steckte ein dünnes Lederetui. Sie faltete es auseinander und fasste hinein. Links, rechts, oben, unten … leer.
    Was ist hier bloß los? Wer bist du, Frank? Wer bist du wirklich? Bist du mit dieser Frau verheiratet? Hast du ein Kind? Oder gar mehrere? Wie viele, Frank?
    Nadia Mendonck zog hektisch an einem klemmenden Reißverschluss und zupfte mit zittrigen Fingern ein mürbes,

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