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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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anderen Straßenseite wurde eine Gardine ein Stück beiseitegeschoben. Im Visier des wild gewordenen Schlägers erschien das knorrige Gesicht einer alten Dame.
    »Verzieh dich, du alte Hexe!«, schrie Tack völlig außer sich. Blitzschnell zog sie die Gardine wieder zu. Der dicke Metzger von schräg gegenüber stand händeringend in der Tür seines Ladens. Tack drohte ihm mit der Faust, und während er sich wieder in die Telefonzelle zurückzog, hatte sich der übel zugerichtete Türke bereits zu seinem Fahrrad geschleppt. Blut tropfte auf seine Fahrradklingel. Er blickte sich noch einmal ängstlich um und trat dann in die Pedale, als hinge sein Leben davon ab. Vielleicht hatte er sogar recht.
    Frank Tack griff nach dem Hörer und hielt ihn ans Ohr.
    »Hallo … hallo …«
    Es klang gedämpft, verzweifelt.

[home]
    48
    W ährend Dirk Deleu genüsslich von seinem schäumenden Bier trank, fuhr sich Jos Bosmans mit der Zunge über die rauhen, trockenen Lippen. Er traute seinen Augen und Ohren nicht! Hier in diesem Raum, wo – mit einer Ausnahme – nur renommierte Politiker, Spitzenbeamte und hochrangige Offiziere um den Verhandlungstisch saßen, wurden die Messer geschliffen. Zweifellos lag bereits ein Plan vor, der nur noch ausgefeilt werden musste.
    Der Untersuchungsrichter griff sich in die Haare und schenkte sich ein Glas Wasser ein. Noch während er durstig trank, richtete der Generalstaatsanwalt das Wort an ihn.
    »Mijnheer Bosmans, ich will gar nicht lange um den heißen Brei herumreden. Könnten Sie uns bitte in Einzelheiten schildern, wie Sie Murat Marouf überführt haben?«
    Bosmans blickte in die Runde. »Wir haben niemanden überführt. Marouf ist bisher lediglich ein Tatverdächtiger. Wir haben seine Fingerabdrücke auf einem Päckchen Drogen gefunden, auf dem außerdem Blutspuren waren, vermutlich von Commandant Dewolf.«
    »Warum haben Sie diese Spur nicht schon eher verfolgt? Warum erfahren wir jetzt erst davon?«
    »Jetzt erst?«, wiederholte Bosmans und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen.
Was für ein Spiel wird hier gespielt?
    Debusschere zuckte mit den Schultern und warf Verspaille einen fragenden Blick zu, doch dieser wirkte noch ratloser. Der Staatsanwalt räusperte sich. »Wie lange befinden sich die Drogen schon in Ihrem Besitz, Mijnheer Bosmans?«
    »Seit genau drei Tagen.« Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Er achtete genau auf Claude Verspaille, der aussah wie eine Schlange, die ein zu großes Beutetier verschlungen hat.
Dieses Schwein weiß mehr. Was haben die Dreckskerle hier ausbaldowert? Andererseits scheint er irgendetwas zu befürchten, irgendwie wirkt er nicht so arrogant wie sonst.
    »Mijnheer Untersuchungsrichter, haben Sie die angeforderte Akte bei sich?«, fragte Generalstabschef Polspoel und half Bosmans über die peinliche Situation hinweg.
    »Teilweise«, antwortete dieser lakonisch.
    Staatsanwalt Debusschere runzelte die Stirn. »Teilweise?«
    »Ja, ich bewahre die Akte in Mechelen auf.«
    Achtzehn alte, aber wachsame Augenpaare starrten ihn ungläubig an.
    »Aus Gründen der Sicherheit. Niemand rechnet damit, dass sich die Akte dort befindet.«
    »Mijnheer Untersuchungsrichter!«, rief Melchior Vandamme aufgebracht.
    Bosmans nahm den Ausbruch nur am Rande wahr, denn er beobachtete Claude Verspaille, der ungeschickt an seinem Handy herumdrückte und jegliches Interesse an dem Geschehen verloren zu haben schien. Es mochte an der Beleuchtung liegen, aber der ehemalige Staatsanwalt Verspaille hatte auf einmal eine äußerst ungesunde Gesichtsfarbe.
    »Mijnheer Untersuchungsrichter, ich möchte Sie ausdrücklich darauf hinweisen, dass diese Akte …«
    »Mir blieb nicht genügend Zeit«, unterbrach Bosmans den Chefberater des Innenministers.
    »Dann lassen Sie die Akte von einem Ihrer Untergebenen überbringen, und zwar unverzüglich!« Vandamme lief jetzt puterrot an und zerrte am Kragen seines frisch gestärkten Hemds.
    »Das ist leider unmöglich«, erwiderte Bosmans, der noch immer Claude Verspaille im Auge behielt. Der Mann sah aus, als habe er aus Versehen einen Golfball anstatt eines weichen Löffelbiskuits verschluckt. »Nur ich kenne die Kombination des Safes, in dem ich die Akte aufbewahre. Außerdem wäre dieses Vorgehen vorschriftswidrig.«
    »Wieso vorschriftswidrig?«, fragte Generalstabschef Polspoel und lächelte dabei seinem Kollegen vom Verteidigungsministerium zu.
    »Nun ja, es ist mein Fall, und als Untersuchungsrichter habe ich das

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