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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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»Vor Gericht hat das keinerlei Bestand. Ich werde …«
    Murat Marouf blies ihm den Zigarettenrauch mitten ins Gesicht, woraufhin der Anwalt blinzelte und sofort schwieg. Duckmäuserisch wie ein Schoßhündchen setzte er sich hin.
    Plötzlich sprang Marouf auf, geschmeidig wie eine Raubkatze, durchquerte das Zimmer, legte seine Hand auf die von Danielle und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie nickte und verzog den Mund mit unergründlicher Miene.
    Marouf setzte sich auf eine Ecke des Schreibtischs, schlug die Beine übereinander und sah den blauen Rauchschleiern nach, die zwischen seinen Fingern hervorquollen.
    »Ich werde Ihnen die Zusammenhänge erklären, aber nur unter einer Bedingung.«
    Sechs Augenpaare waren fragend auf ihn gerichtet.
    »Erst will ich meinen Sohn zurück. Gesund und wohlbehalten.«
    Die Spannung in dem sauerstoffarmen Raum war kaum auszuhalten.

[home]
    56
    Samstagmittag, 12.30 Uhr.
     
    A ls Nadia Mendonck an jenem Mittag erwachte, war die Vernehmung Maroufs schon seit einer ganzen Weile vorüber. Fluchend schüttelte sie ihren Radiowecker. Bis um halb vier am frühen Morgen hatte sie sich im Bett herumgewälzt, ratlos, verzweifelt und ohne so recht zu wissen, warum. Gefühle von Machtlosigkeit und des Ungeliebtseins überkamen sie.
    Als sie aufstand, war es, als bliebe ihr Kopf auf dem Kissen zurück, als klebten ihre Haare noch an dem feuchten Bezug. Rasch ging sie in die Dusche und drehte das heiße Wasser auf. Der rauschende Strahl brachte ihre taube Haut zum Prickeln und weckte ihre Sinne. Mit offenem Mund prustete sie das Wasser aus.
    Kaffee!
Sie hatte schrecklichen Kaffeedurst.
Nein, keinen Kaffee, keine Zeit. Verdammt sei Jos Bosmans. Verdammt sei dieser ganze Fall. Es wird Zeit, dass ich mal was für mich tue. Veronica Li Hueng, mach dich auf was gefasst
. Nadia putzte sich die Zähne, bis das Zahnfleisch brannte.
    Dann streifte sie Unterwäsche, Jeans und einen weiten Pulli über.
    Als sie die Jalousien beiseiteschob, kniff sie die Augen zusammen, doch zu ihrer Überraschung wurde sie nicht von der Sonne geblendet. Die Straße war tatsächlich nass.
    Endlich! Regen, Abkühlung
.
    Sie griff nach ihrer Handtasche, die auf dem Tisch stand, kontrollierte ein letztes Mal die Adresse und lief fest entschlossen die Treppen hinunter. Der Schalensitz ihres Clios fühlte sich gut an, vertrauter als ihr Bett.
     
    Mit einem heftigen Ruck kam das Auto vor Haus Nummer sechsunddreißig zum Stehen.
Die letzten fünfzig Meter gehe ich zu Fuß. Das gibt mir noch ein bisschen Zeit, um mir eine gute Einleitung zu überlegen
. In der Nacht hatte sie sich eine ganze Reihe von Szenarien ausgedacht, alle gleich rosig. Alles war ihr ganz einfach erschienen, doch jetzt stellte sich die Situation anders dar. Trostlos wie das Wetter. Das hier war das wirkliche Leben.
    Vor dem gepflasterten Gartenweg blieb sie stehen und atmete tief durch. Die spießige Dahlienreihe stand unverändert da, genau wie auf dem Foto. Das Klingeln der Türglocke schnitt durch ihre Haut und riss ihr das Herz aus der Brust. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis endlich jemand kam, und Nadia blickte sich andauernd um, als habe sie Angst, ertappt zu werden.
    Ertappt! Von wem? Von Frank, der seine Freundin abholen will? Oder, schlimmer noch, seine Frau und sein Kind?
    Hilflosigkeit und Selbstmitleid übermannten sie, ohne dass sie sich dagegen wehren konnte. Die Gefühle trübten ihr die Sinne und breiteten sich wellenförmig aus bis in ihre Fußspitzen.

[home]
    57
    Samstag, 13.30 Uhr.
     
    A ls Dirk Deleu die Augen öffnete, biss er sich auf die Zunge, die sich anfühlte wie ein Stück Hartgummi. Das Hämmern in seinem Hinterkopf brachte ihn dazu, die Augen rasch wieder zu schließen. Als er sich an den Schädel fassen wollte, durchzuckte ein stechender Schmerz seine Handgelenke. Langsam, wie in Zeitlupe, erfasste er die erschreckende Wahrheit.
Meine Handgelenke, sie sind eingeklemmt. Aber wo?
Zitternd versuchte er, sich zu erinnern, was geschehen war.
Wo bin ich? Mein Kopf. Meine Schulter. Au, tut das weh!
Er fuhr mit den Zähnen über die Unterlippe.
Geronnenes Blut! Mein Auto? Ich hatte einen Unfall!
    Quälend langsam verzog sich der Nebel, und er drehte vorsichtig den Kopf um neunzig Grad. Der Schmerz war schier unerträglich, als stächen tausend Nadeln in seinen Schädel. Er stöhnte und versuchte, die Arme hochzureißen, aber die Handschellen bewegten sich keinen Millimeter.
Ein modern eingerichtetes Wohnzimmer. Ich liege auf

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