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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Cousins und Cousinen, ihr Friseur, ihre Freunde, ihre ruhelose Seele. Es ist eine überwältigende Erfahrung. Ich wache im Schlaf.
     
    Nach einer weiteren Woche erlahmt meine Aufmerksamkeit. Ich wehre mich dagegen, mit aller Macht. Dieses Gefühl, dieses überwältigende Erleben, es erstirbt, ist nicht mehr greifbar. Ich kämpfe dagegen an, flöße mir selbst Angst ein. Sie werden auf die Verbindung zu mir stoßen. Die Dateien analysieren. Den Provider kontaktieren. Immer, wenn es an der Tür klingelt, erwarte ich die Polizei.
    Immer wieder diese Enttäuschung. Ich halte meine Erlebnisse sorgfältig in einem Tagebuch fest.
     
    In der dritten Woche verliere ich meine Illusionen. Alles nutzt sich irgendwann ab. Was immer ich mir auch einfallen lasse, nichts kann meine Enttäuschung lindern. Keine Meldung mehr in den Medien. Nichts über ein Motiv, nichts über den Mord. Wenn man kein Motiv hat, wird man ignoriert. So einfach ist das.
    Komisch eigentlich. Und widerwärtig zugleich. Ich kann so viele töten wie ich will.
    Ich wandere nachts umher, zaudernd, ziellos. Ich tue nichts. Ich grabe den Kopf aus und wieder ein. Ich beflecke den Ort des Unheils. Ich mähe häufig den Rasen und bete Soraya um Verständnis. Ich lasse in ihren Augenhöhlen schwarze Kerzen brennen, begrabe ihren Kopf nur knapp einen Millimeter unter dem Gras und mähe regelmäßig ihre Locken ab. Ich lese nur noch den Sportteil. Ich zähle die Mücken auf meiner Wange und die Blumen auf der Gardine.
     
    Man gewöhnt sich an alles.
     
    Herman Verbist öffnete langsam die Augen. Kalter Schweiß lief ihm zwischen den Schulterblättern hinunter, und er erschauderte. Er richtete sich auf.
    Wichtchen sah ihn mit großen Augen an. Respektvoll.
    »Küchenrolle!«
    Verbist riss sich zusammen, ignorierte die pochende Erektion und verließ eilig seine Wohnung.
    Im Treppenhaus hätte er beinahe ein junges Mädchen umgerannt. Sie sah ihn überrascht an, lächelte nervös und lief eilig die Treppe hinunter.
    Herman Verbist blickte ihr nach. Der flatternde kurze Faltenrock zauberte den Anflug eines Lächelns auf sein Gesicht.
    Er verdrängte seine schmutzigen Gedanken und versuchte, sich zu konzentrieren.
    »Küchenrolle.«
    Er ging ebenfalls hinunter.
    Diesmal hatte er sich vorgenommen, bei dem Nachbarn unter ihm zu klingeln, einem älteren, freundlichen Mann. Sie waren sich schon einmal auf dem Flur begegnet.
    Vor der Tür hielt er inne.
    Er zögerte.
    Auf dem Türschild stand
Juul Haezevoets
.
    »Küchenrolle.«
    Er drückte auf die Klingel.

[home]
    Dienstag, 25 . November – 14  Uhr 53
    B osmans’ lautes Gebrüll riss Nadia Mendonck aus ihrer Konzentration. »Deleu! Nadia! Wo bleibt ihr denn?«, schallte es durchs ganze Haus.
    Die Ermittlerin eilte hinaus, den entnervten Deleu im Schlepptau.
    Der harte Kern von Bosmans’ Mannschaft hatte sich in der engen Dachkammer versammelt und hielt eine Krisensitzung ab. Der Untersuchungsrichter räusperte sich.
    »Kollegen, Freunde.« Bosmans sah auf seine Armbanduhr. »Wir stehen unter ungeheurem Zeitdruck. Wir müssen diesen Kerl unbedingt finden. Er ist eine tickende Zeitbombe! Im Garten lag der Schädel einer jungen Frau begraben. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat Verbist sie ermordet. Und …« – Bosmans wischte sich mit dem Taschentuch den Hals trocken – »… ich befürchte, das ist nur die Spitze des Eisbergs. Seine Frau hat sich vermutlich seinetwegen das Leben genommen, und er hat im Mechelener Kruidtuin-Park eine junge Mutter umgebracht und ihr Baby mitgenommen.«
    »Wird der Schädel auf DNA -Spuren untersucht?«, fragte ein junger Ermittler übereifrig.
    Bosmans warf dem Grünschnabel lediglich einen herablassenden Blick zu. Er kratzte sich im Nacken.
    »Das Wichtigste ist, dass wir den Mörder schnellstmöglich fassen! Uns bleibt keine Zeit für langwierige Voruntersuchungen. Momentan interessieren uns weder Fingerabdrücke noch Speichelproben noch DNA -Tests.« Dabei fixierte er den jungen Ermittler, dem die Schamesröte ins Gesicht stieg. »Wir brauchen jeden Einzelnen für die Fahndung!«
    »Was haben wir bis jetzt?«, fragte Deleu.
    »Gute Frage«, erwiderte Bosmans und stellte sich vor die rohe Rigipswand, um sie ersatzweise als Tafel zu benutzen.
    Nadia Mendonck machte den Anfang. »Verbists Auto wurde in Mechelen am Bahnhof gefunden«, sagte sie. Bosmans schrieb schwungvoll: »Auto – Bahnhof – Mechelen«.
    »Die Angestellten am Bahnhof sind ausführlich vernommen worden«,

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