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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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um alles.«
    »Vati« – das Wort erhielt eine neue Dimension, einen volleren Klang.
    »Wie findest du übrigens deine neue Mami?«
    Wichtchen spuckte. Er klopfte ihr auf den Rücken, murmelte tröstende Worte und legte sie in den Korb, wo sie einschlummerte.
    »Was für ein Prachtstück von einem Baby«, schmunzelte Verbist und wollte zur Toilette eilen.
    Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen.
    »Juul!«, hallte es in seinem Kopf wider. »Juul!«
    Er eilte zur Fensterbank und klappte mit zitternden Fingern den kleinen Pappkarton auf.
    Die Friedenstaube lag auf dem Rücken, die schwarzen Äuglein aufgerissen und kalt.
    Herman Verbist fühlte einen Stich im Herzen. Ratlos blickte er von rechts nach links und schlug die Hände vor das Gesicht. Er rieb sich mit den Handballen die Augen trocken, und als er zwischen den gespreizten Fingern hindurchspähte, sah er, dass der Schnabel der Taube auf- und zuklappte. Er stolperte in die Küche, ließ das erste Glas fallen, füllte ein zweites mit Wasser und eilte zurück ins Wohnzimmer.
    Mit dem Zeigefinger hob er vorsichtig das schlaff herunterhängende Köpfchen an. Er tauchte einen Finger in das Glas und ließ die Flüssigkeit in den Schnabel tropfen. Als der Vogel die Flügel bewegte und schwach piepste, spürte Verbist einen Kloß im Hals.
    Er zitterte am ganzen Körper.
    Fünf Minuten später saß er, geistesabwesend ins Leere starrend, auf der Toilette. Reglos, als stelle er seine Stacheln auf, so dass ihn niemand berühren konnte.
    Bilder aus seiner Vergangenheit tauchten auf und verschwanden wieder.
    Ungreifbar.
    Er zog seine Hose hoch, mit einem Seufzer, als sei sie aus Blei, und kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo er die Tassen abräumte und in die Küche trug.
    Als er Chrissies Tasse ausleeren wollte, besann er sich, steckte die Zunge in die Pfütze lauwarmen Tee, beschnüffelte den Tassenrand, leckte an den Lippenstiftspuren und griff nach der harten Ausbeulung in seiner Hose.
    Während er schmatzend den Tee austrank, befriedigte er sich wild und heftig, bis sein Kopf hämmerte und er statt Lust nur noch Schmerzen verspürte.

[home]
    Mittwoch, 26 . November – 10  Uhr 45
    I m Präsidium von Mechelen liefen die Beamten hektisch hierhin und dorthin, emsig wie ein summender Bienenschwarm.
    Während sich François Morret das schmerzende Knie rieb, blieben seine unruhigen dunklen Augen an dem Fahndungsplakat hängen, das an der Wand hing. Der unglückliche Radfahrer kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und atmete tief ein.
    »Das ist er!«, rief der Mann mit den kurzen Locken und wurde aschfahl.
    »Häh?«, machte der Polizist, der gerade verzweifelt das »A« auf der Tastatur suchte.
    »Das ist er!« Morrets Unterlippe zitterte vor Wut.
    Der Polizeibeamte folgte dem ausgestreckten Zeigefinger, der auf das Fahndungsfoto von Herman Verbist wies, dem flüchtigen Mörder und Entführer, der momentan ganz Mechelen und halb Belgien in Atem hielt.
    O nein, nicht schon wieder! Hoffentlich ist dieser alte Nörgler nicht der Hundertste, der Herman Verbist heute gesehen hat!
    Er blickte mutlos die verhasste Tastatur an und fragte: »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Das ist der Mistkerl, der mich angefahren hat!«, schimpfte der Radfahrer im Brustton der Überzeugung.
    Der Polizist schloss die Augen und blickte auf seine Armbanduhr, warf einen entnervten Blick auf die unbearbeiteten Anzeigen und murmelte einen verhaltenen Fluch.
    Gerade eben war eine weitere wichtige Zeugenaussage hereingekommen. Ein DVD -Verleiher aus einem Vorort von Mechelen behauptete, Verbist habe zwei Jahre lang ein Abonnement bei ihm gehabt und sich stets brutale Actionfilme ausgeliehen, manchmal vier, fünf pro Woche. Der Mann konnte jeden Moment eintreffen, mit einem Ausdruck von Verbists Kundenkartei inklusive der ausgeliehenen Titel.
    Der Polizist wählte die Nummer der Kriminaltechnik. Besetzt.
    »Und, wie sieht’s aus? Wollen Sie meine Anzeige aufnehmen oder nicht?«, brummte Morret. »Oder soll ich den Typen vielleicht auf eigene Faust suchen?«
    Der Polizist wedelte nervös mit einer Hand.
    »Hallo?«
    Er hielt die Hand vor den Hörer, und die Adern an seinen Schläfen schwollen an.
    »Noch einen Augenblick Geduld, Mijnheer Morret.«
    »Geduld, Geduld! Ich sitze jetzt schon seit zwei Stunden in diesem Affenstall! Sie haben ja meine Adresse, rufen Sie mich an, wenn Sie etwas von mir wollen.«
    »Hallo?«
    »Jaja, ich warte!«
    »Ja, aber ich habe schließlich auch nur zwei

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