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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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schrumpfte beängstigend schnell weiter. Als er die Augen wieder öffnete, war es zu spät. Er war zur Essenz seiner selbst zusammengeschnurrt. Er war das Nichts.
    Er hörte ein Rascheln und blickte zur Seite, doch alles war schwarz. Er fuchtelte wild mit den Armen und schnappte gierig nach Luft. Als er Wichtchen neben sich liegen sah, kam sein banges Herz zur Ruhe.
     
    Ich muss geschlafen haben. Ich schlafe schlecht in letzter Zeit. Alles ist friedlich. Weihnachten nähert sich mit raschen Schritten. Ich werde dieses Jahr einen Baum kaufen, einen echten Christbaum mit allem Drum und Dran. Einen Baum für uns drei.

[home]
    Donnerstag, 27 . November – 3  Uhr 25
    J ean-Luc Kiekens, der frischgebackene Bürgermeister von Mechelen – dank allerlei Kungeleien, nach denen aber inzwischen kein Hahn mehr krähte –, dachte, er träume, als ihn eine Männerstimme bat, schnellstmöglich das Melderegister einsehen zu dürfen, weil der Zentralcomputer in Brüssel nicht hochgefahren werden könne.
    Zwanzig Minuten später öffnete er eigenhändig die Tür des Einwohnermeldeamts im Rathaus von Mechelen. Es war kalt in dem großen Saal mit dem hohen Marmorgewölbe.
    »Sie ist 1966 geboren«, erklärte Bosmans und blies eine weiße Wolke in den Nacken des Bürgermeisters.
    Dieser schaltete das Licht ein und begab sich schnaufend zu einem massiven Eichenschrank, in dem verschiedene Schlüssel hingen. Er wählte einen großen Schlüssel aus, an dem eine Pappkarte mit der Aufschrift »Archiv« baumelte.
    »Gott sei Dank kennen Sie sich hier aus«, seufzte Bosmans händeringend.
    Der empörte Blick des Bürgermeisters brachte ihn für einen Augenblick aus dem Konzept.
    »Ich habe früher selbst beim Einwohnermeldeamt gearbeitet«, erklärte das Stadtoberhaupt und blähte die Wangen auf. »Es könnte sogar gut sein, dass ich persönlich die Eintragung vorgenommen habe. Obwohl, 1966 sagten Sie … nein, doch nicht. Spielt ja auch keine Rolle.«
    Das ledergebundene Buch war bleischwer, und der Deckel fiel mit einem lauten Knall auf die Schreibtischplatte, als Kiekens das Register auf gut Glück aufschlug.
    »Oje, Janssens, die füllen allein schon fast ein ganzes Register«, seufzte der korpulente Bonvivant. »Siebzehnter Februar, sagten Sie?«
    Bosmans nickte nervös und blickte dem Bürgermeister über die Schulter. Kiekens ließ den Finger über die Seite wandern, befeuchtete seinen Daumen und schlug rasch zwei Seiten um.
    »Hier. Das muss sie sein. Janssens, Sandra. Tochter von Rudolf Janssens, geboren in Mechelen am fünfzehnten Dezember neunzehnhundertfünfunddreißig, und Margareta Volders, geboren in Leest am vierundzwanzigsten März neunzehnhundertsiebenunddreißig.«
    Beifallheischend blickte er über die Schulter, aber Bosmans hielt bereits das Handy ans Ohr und murmelte: »Verdammt, sie wohnt noch zu Hause. Dann hat dieser Irre womöglich die ganze Familie …«
    »… ermordet«, ergänzte der Bürgermeister und schluckte. Seine kleine Nase glänzte. Er schob seine Brille auf die Nasenwurzel und strich nervös eine der drei verbliebenen Haarsträhnen nach hinten.

[home]
    Donnerstag, 27 . November – 3  Uhr 45
    U m Viertel vor vier wurde an die Tür gehämmert. Der völlig verwirrte Verbist stieß auf dem Weg dorthin überall an.
    »Aufmachen, Polizei!«
    Ein Adrenalinstoß jagte durch seinen Körper.
    Verbist war jetzt hellwach. Er sah in den Spiegel und hasste sich, so wie ein abgehalfterter Angestellter einen jungen Akademiker hassen musste. Er bürstete sein wirres Haar.
    »Machen Sie sofort auf!«
    Verbist zuckte die Achseln und ging zur Tür. Würdevoll und irgendwie erleichtert. Als er öffnete, ertönte ein heiseres Kichern.
    Diese glänzende schwarze Gestalt, das ist Chris.
    »Chrissie?«
    »Hast du schon geschlafen?«, fragte sie und rauschte ins Wohnzimmer. Sie trug einen schimmernden Kunstlederanzug mit Reißverschlüssen, der ihren Körper wie eine Schlangenhaut umhüllte. Üppiges schwarzes Make-up hatte ihre stumpfen Augen in schwarze Krater verwandelt.
    »Du hast wohl schon gedacht, ich würde nicht mehr kommen, oder?«
    Sie setzte sich auf das Sofa und fuhr mit den Händen durch ihre aufgeplusterte Frisur.
    »Nein, ehrlich gesagt nicht«, stotterte Verbist.
    »Was guckst du denn so komisch?«
    »Ich bin müde. Weißt du, wie spät …«
    »Ich habe einen draufgemacht. Hätte ich denn um zwölf Uhr zu Hause sein sollen, Vati?«, fragte sie aufreizend.
    »Nein, aber …«
    »Kann ich hier

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