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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Handy.
    »Hallo, hier Inspecteur Mendonck.«
    »Bosmans. Wo ist Deleu?«
    »Reden Sie mit mir!«, antwortete sie gereizt. »Deleu fährt Auto, und das fällt ihm auch ohne Telefon schon schwer genug.«
    Nadia steckte das Handy unter ihren Pullover und flüsterte: »Bosmans!« Dann hielt sie den Apparat wieder ans Ohr.
    »Okay. Also, erstens, die Fingerabdrücke im Golf stammen von Verbist, zweitens …«
    »Hier ist alles in Ordnung, Jos«, unterbrach ihn Nadia Mendonck. Deleu warf ihr einen verstohlenen Blick zu. Es war das erste Mal, dass er Nadia ihren Chef beim Vornamen anreden hörte. Es gab keine Privilegien mehr im Korps. »Sandra Janssens war offiziell noch bei ihren Eltern gemeldet.«
    Sie erstattete Bosmans knapp Bericht über die Geschehnisse in Sandra Janssens’ Elternhaus.
    »Und drittens: Wir haben im Kofferraum Blutspuren und eine mit Erde verschmutzte Decke gefunden.«
    Nadia Mendonck erbleichte.
    »Er hat die junge Frau umgebracht, Dirk.«
    »Seit vierzehn Tagen ist Sandra Janssens verschwunden«, flüsterte Deleu. »Er ist verdammt schlau, Nadia. Er hat alles bis ins kleinste Detail vorbereitet. Er hat sie erst ermordet, dann sein eigenes Auto am Bahnhof abgestellt und von da an den Golf benutzt.«
    Nadias Fluch ging im Hustenanfall ihres Kollegen unter.

[home]
    Donnerstag, 27 . November – 4  Uhr 59
    A ls Herman Verbist im Traum das baumelnde Frauenbein in die Badewanne trat, schreckte er schweißgebadet auf. Auch dieses Ritual wiederholte sich fast jede Nacht.
     
    Er klingelt. Ängstlich, hilflos, verwirrt. Nassgeschwitzt. Summend öffnet sich die Tür.
    Er geht hinauf in den zweiten Stock.
    Sandra öffnet ihre Wohnungstür. Sie sieht wunderschön aus in ihrem Negligé, zittert aber und verschränkt schützend die Arme vor der Brust. Der echte Ricardo hätte wahrscheinlich eine Brustwarze in den Mund bekommen. Er bekommt die Tür ins Gesicht.
    Seine Angst schlägt um in blinden Hass. Panik. Fuß in die Tür. Sandra stolpert rückwärts. Sie kriecht auf allen vieren ins Bad. Sie trägt einen rosa Stringtanga mit weißer Spitze.
    Er rennt wie ein Irrer hinterher.
    Sie schlägt mit dem Föhn nach ihm. Seine Schulter brennt wie Feuer. Der Schmerz breitet sich über seinen ganzen Körper aus. Er weicht ihren Schlägen und Tritten aus und packt sie an den Haaren. Sie kämpfen. Sie rutscht aus und prallt mit dem Kopf gegen den Badewannenrand.
    Er stößt sie in die Wanne. Sie bewegt sich nicht mehr.
    Zwei Tage später tritt er mit geschlossenen Augen und einem verbissenen Zug um den Mund das schaurige baumelnde Bein in die Wanne.
     
    Herman Verbist blieb aufrecht sitzen. Seine Augen huschten scheu hin und her. An die Fahrt zum Coloma-Wald, wo er sich der Leiche entledigt hatte, konnte er sich nicht mehr erinnern. Er wusste nur noch, dass die Scheibenwischer in Sandras Golf so kompliziert zu bedienen gewesen waren. Mit ihnen hatte er seine liebe Not gehabt.
    Er rollte sich in Fötushaltung zusammen. Seine Muskeln erschlafften, und er sank in einen tiefen Schlaf.

[home]
    Donnerstag, 27 . November – 5  Uhr 17
    A ls das Bett zum zweiten Mal knarrte, blieb Chris angespannt in der Hocke vor dem Computer sitzen. Sie hielt den Atem an und sah zum Fenster hinaus. Der Regen floss in Strömen an der Scheibe herunter.
    Zum ersten Mal hatte sie Angst. Das Gefühl saß in ihrem Bauch, stieg von dort aus nach oben, schlängelte sich ihren Hals hinauf und ergriff Besitz von ihrer Seele.
    Sie biss die Zähne zusammen, als ihr der Schmerz erneut durch den Magen fuhr.
    Ich muss diese Kassenobligationen finden. Und Bargeld. Viel Geld. Unbedingt!
    Vorsichtig, damit ihre Kniegelenke nicht knackten, stand sie auf und schlich zum Wandschrank, wo sie ganz langsam eine Schublade aufzog.
    Der Idiot bewahrt seine Kohle wahrscheinlich im Schlafzimmer auf. Unter seiner schmierigen Matratze. Oder in seinen stinkigen Socken.
    Chris sah in Gedanken die zerknitterte Empfangsquittung aus Verbists Portemonnaie vor sich und wühlte mit begehrlichen Fingern in der Schublade.
    Eine Rolle. Ich muss nach einer Rolle suchen. So einer wie der rollt die Kassenobligationen zusammen.
    Der Mond brach durch die Wolkendecke, und die Wand schimmerte bläulich in seinem Schein.
    Molok war zufrieden. Alles verlief nach Wunsch. Geduldig kratzte er mit seinen scharfen Krallen an dem Riss in der Tapete.

[home]
    Donnerstag, 27 . November – 5  Uhr 48
    A ls Deleu seinen Wagen halb auf dem Bürgersteig parkte, warteten bereits drei Kollegen

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