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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Geschichte beendet hatte, schien Deleu bereits das Interesse an ihrem Monolog verloren zu haben. Er starrte auf die überladene, mit Eichenlaub und barocken Schnörkeln versehene Tapete und schien sich auf einem anderen Planeten zu befinden.
    Erst der Satz »Sie haben sich in dem Fitnessclub kennengelernt, in dem mein Mann Mitglied war« ließ bei Deleu alle Alarmglocken schrillen und ihn umgehend zum Handy greifen. Er spürte, wie die Spannung sich bis in seine Zehen ausbreitete, als er »In welchem Fitnessclub?« fragte, gleichzeitig Bosmans’ Nummer eingab und feststellte, dass sein Mobiltelefon ausgeschaltet war.
    »Body Health … oder so ähnlich«, murmelte Betty Vernimmen. Tränen schossen ihr in die Augen. »Und er hat tatsächlich einen hässlichen Kratzer am Hals.«
    Die Worte »Body Health« hatten auf Deleu den gleichen Effekt wie ein rotes Tuch auf einen Stier. Er sprang auf, drehte sich ruckartig um und stürmte zur Haustür.
    »Herr Kommissar!«
    Deleu wirbelte herum.
    »Er … er ist im Garten.« Die Frau zeigte auf eine breite Fensterfront am hinteren Ende des Wohnzimmers. »Bei seinem Gemüsebeet. Glaube ich …« Sie ging zum Fenster, zog die Gardinen beiseite und spähte durch die getönte Scheibe. Dann runzelte sie die Stirn und lief zur Tür, dicht gefolgt von Deleu. Die Kellertür stand einen Spalt offen. Unten brannte Licht. Betty Vernimmen öffnete die Gartentür, warf einen Blick in den Garten und drehte sich zu Deleu um: »Er wird im Keller sein.«
    Während die Frau niedergeschlagen ins Wohnzimmer zurückschlurfte, steckte Deleu den Kopf durch die Kellertür. »Meneer Van Cleynenbreughel?«, rief er und schaute um die Ecke, hinter die Tür. Dort hing an einem Haken ein blauer Overall. Die Kellertreppe war wie geleckt, und das schwache Licht einer Glühbirne spiegelte sich in den weißgekalkten Mauern.
    Plötzlich verspürte Deleu ein Gefühl der Gefahr. Blitzschnell griff er zu seinem Halfter, hielt aber mitten in der Bewegung inne. Betty Vernimmen stand direkt hinter ihm. Ihre blassen, eingefallenen Wangen bebten. Sie zwängte sich an Deleu vorbei und lief die Treppe hinunter.
    »Jozef? Jozef!«
    Keine Reaktion.
    Deleu trat einen Schritt zur Seite und warf einen Blick in den Garten. Dann drehte er sich um, hielt einen Moment inne, kehrte zum Wohnzimmer zurück und ging vor der Tür in die Hocke. Mit dem Finger strich er über eine Bodenfliese und hob einen kleinen Erdklumpen auf, den er zwischen Daumen und Zeigefinger verrieb. Die Erde war noch feucht.
    Er hat hier gestanden und gelauscht.
    Seufzend stieg Betty Vernimmen die Treppe hinauf und stützte sich bei jeder Stufe mit der Hand auf dem Oberschenkel auf. Als sie Deleu sah, schüttelte sie verneinend den Kopf.
    »Wenn Ihr Mann nach Hause kommt, bitten Sie ihn, hier zu bleiben. Und rufen Sie mich sofort an.«
    *
    Als die Türsprechanlage klingelte, legte Hilde Plaetinck den Hörer auf die Gabel. Es schien, als würde sie aus einem Alptraum erwachen – nur um sich dann in einer noch unheimlicheren Dimension, der rauhen Wirklichkeit, wiederzufinden.
    Sie hatte ihrer Mutter, die über den Anruf sehr überrascht war, letztendlich nichts erzählt. Ihre Mutter, die damals das Verhalten ihrer Tochter verurteilt hatte, als diese ein Verhältnis mit Stefaan Vekenaars begonnen hatte, einem verheirateten Mann und Vater von zwei Kindern.
    Diese Beziehung kochte zwar momentan auf Sparflamme, aber das Verhältnis zwischen Hilde und ihrer Mutter, früher ein Herz und eine Seele, hatte sich nicht wieder eingerenkt.
    Hilde Plaetinck ging zur Türsprechanlage. »Hallo? Wer ist da?«
    »Mevrouw Plaetinck?«
    »Ja.«
    »Guten Abend, Mevrouw Plaetinck. Polizei. Würden Sie bitte die Tür öffnen? Wir möchten Ihnen gern noch ein paar Fragen stellen.«
    Hilde Plaetinck zögerte und stützte sich an der kahlen Wand ab. Das Herz schlug ihr bis in die Kehle, aber schließlich drückte sie auf den Türöffner.
    Jozef Van Cleynenbreughel schloss die Augen und war derart außer sich, dass es einen Moment dauerte, bis er begriff, dass das Schloss der Haustür leise summte. Er drückte die Tür auf, und als er zum zweiten Mal das schmale Treppenhaus betrat, klärte sich sein trüber Blick.
    *
    Dirk Deleu fluchte und trat auf die Bremse. »Herrje! Nadia!«
    Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er vollkommen vergessen hatte, seine Kollegin am vereinbarten Treffpunkt abzuholen. Hinter ihm ertönte lautes Hupen. Er wendete und raste in die entgegengesetzte

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