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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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zu bedenken. Er lächelte zuversichtlich.
    »Wie ist das eigentlich mit Ihnen, Herr Tibbe. Nehmen Sie auch Drogen?«, wollte er schließlich wissen.
    »Was? Natürlich nicht! Wollen Sie mir das auch noch unterstellen?«
    Tibbe schüttelte verzweifelt den Kopf und fuhr sich nervös mit beiden Händen über den Kopf. Er sah zu Heike Kamp hin.
    »Ich verstehe das alles nicht. Warum bist du hier? Zusammen mit ihm!« Er zeigte mit dem Finger auf den Mann. »Gestern hast du ihn noch für Thores Mörder gehalten! Und jetzt sitzt ihr zwei wie ein verdammtes altes Ehepaar in meinem Wohnzimmer und wollt mich fertigmachen?«
    »Moment! Ganz ruhig, Herr Tibbe. Von Fertigmachen kann keine Rede sein. Wir wollen nur ein paar Antworten von Ihnen. Ganz unverbindlich und in aller Freundschaft«, sagte sein Besucher im Plauderton.
    Peter Tibbe war am Rande der Verzweiflung. In seinem gehetzten Blick lag etwas Wahnsinniges und Gefährliches, wie bei einem wilden Tier, das man verwundet und in eine Ecke getrieben hatte.
    Heike sah ihn ängstlich an und brachte keinen Ton heraus.
    »Ha! Antworten! Ich werde gar nichts mehr sagen. Glauben Sie, ich weiß nicht, worauf das hier hinausläuft? Sie denken, ich habe Thore auf dem Gewissen! Weiß der Teufel, was diese falsche Schlange Ihnen alles erzählt hat. Vielleicht ist sie es ja gewesen und versucht, mich jetzt dafür büßen zu lassen. Vielleicht stecken Sie auch beide unter einer Decke! Ja, genau! Ihr beiden habt euch gegen mich verschworen und glaubt, in mir einen geeigneten Sündenbock gefunden zu haben. Sie und dieses billige Flittchen, das für jeden dahergelaufenen Heckenpenner die Beine breit gemacht hat, nur um ihrem Bruder eins auszuwischen!«, keifte Tibbe hysterisch.
    »Du mieses Schwein! Wage es nicht noch einmal, meine Schwester zu beleidigen!«, erklang eine bis dato ungehörte Stimme.
    Absolute Stille schloss sich an. Drei Augenpaare klebten an einem kleinen braunen Norwich Terrier, der so viel geballte Aufmerksamkeit nicht erwartet hatte. Schließlich bellte er schon die ganze Zeit, ohne dass es ihn in den Mittelpunkt des Interesses beförderte. Er sah verwirrt zum Boten.
    »Warum glotzt ihr mich so an?«
    Gregor machte ein Gesicht, wie Kamp es noch nie bei ihm gesehen hatte. Hätte er es beschreiben müssen, wäre »als hätte man ihm einen Finger in den Hintern gesteckt« sein absoluter Favorit gewesen.
    Tibbe hob wie in Zeitlupe die Hand und deutete mit einem auffallend zitternden Zeigefinger auf Kamp.
    »Hat… kann… Ihr Hund… er hat gesprochen?!«, brachte er mit Mühe hervor.
    »Niemanden überrascht das mehr als mich«, sagte Gregor ganz langsam. »Und das ist die reine Wahrheit.«
    »Was soll das heißen? Ich habe gesprochen? Ihr habt mich verstanden? Also, ihr alle, meine ich?«, fragte Kamp den Boten.
    »Jedes Wort in gestochener Schärfe und perfektem Hochdeutsch.«
    »Das ist ja toll! Versteht ihr mich jetzt auch noch?«
    Gregor zog eine Augenbraue hoch. »Nein, jetzt bellst du wieder, so wie es sein sollte.«
    »Verrückt! Wie kann das angehen? Und was machen wir jetzt?«
    »Da bin ich selber ausgesprochen neugierig! Ich erwarte Großes, um ehrlich zu sein.«
    »Großes? Inwief…«
    Kamp klappten die Beine weg, und er sank regungslos auf dem Fußboden zusammen.

Im Pavillion
     

     
     
    Eigentlich fühlte es sich nicht so an, als ob sich etwas Ungewöhnliches ereignet hätte. Kamp befand sich einfach nur von einem Moment auf den anderen an einem Ort, den er vorher noch nie gesehen hatte. Das Wohnzimmer seines ehemals besten Freundes und mutmaßlichen Mörders war verschwunden, inklusive der Personen, die sich darin befanden und gerade aufeinander einschossen.
    Seine Sicht auf die neue Umgebung war von erfreulich exponierter Position. Er blickte an sich hinunter, und tatsächlich. Er hatte wieder menschliche Gestalt. Was auch immer ihn jetzt erwarten mochte, er würde sich damit wenigstens nicht als Hund auseinandersetzen müssen.
    Der Raum, in dem er sich befand, hatte die Größe eines Tanzsaals und war auch ähnlich üppig möbliert. Er war kreisrund und strahlend weiß. Ein paar Holzbänke, an der Wand in regelmäßigen Abständen verteilt, waren alles, was er an Einrichtung zu bieten hatte. In seiner Mitte, direkt zu Kamps Rechten, stand eine Zypresse von enormen Ausmaßen und verströmte einen eigentümlichen Geruch.
    Kamp sah sich neugierig um und fragte sich, was ihn wohl erwarten würde, ohne jedoch übermäßig aufgeregt zu sein. Seine Existenz

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