Bote ins Jenseits
falsch. So bellt er nur, wenn er sich freut. Er hat nichts gegen Ihre Freundin. Oder Ihre Frau?«, fragte Gregor unschuldig und war sich seiner Sache schon ein ganzes Stück sicherer.
Tibbe warf ihr unsicher einen flüchtigen Seitenblick zu. »Äh… nein. Freundin passt. Wir sind nicht verheiratet.«
»Ich muss jetzt wirklich los. Bis nachher«, sagte sie gehetzt, drängte sich an den beiden Männern vorbei und eilte, ohne sich noch mal umzudrehen, als wäre sie auf der Flucht vor jemandem, zur Treppe und verschwand.
Nur mit Mühe gelang es Gregor zu verhindern, dass Kamp sich aus seinem Griff befreite. Immer wieder rief er ihren Namen.
»Sie hatte doch keine Angst vor Rufus? Sie wirkte irgendwie panisch«, hakte Gregor nach.
»Ach nein. Sie hat es nur eilig, weil sie die Zeit vertrödelt hat und jetzt Gefahr läuft, zu spät zu kommen. Welcher Chef sieht das schon gerne? Kommen Sie doch rein.«
Gregor folgte der Aufforderung und zischte Kamp zu, er möge sich jetzt bitte ruhig verhalten.
»Es trifft sich übrigens gut, dass Sie hier sind. Es gibt da Sie betreffend eine Sache, die mir etwas im Magen liegt«, brummelte Tibbe.
»Da sind wir schon zu dritt, du verdammter Mistkerl! Was hatte meine Freundin hier zu suchen?«, bellte Kamp ihn an.
Tibbe nahm das Bellen mit einem verwunderten Blick zu Kenntnis.
»Letztes Mal wirkte Ihr Hund irgendwie aufgeräumter als heute. Hat er einen schlechten Tag?«
»Nein, bisher war er eigentlich sehr zufrieden. Der beruhigt sich schon wieder«, antwortete Gregor und sah Kamp fest in die Augen. »Hörst du Rufus? Du beruhigst dich wieder! Herrchen will doch mit dem Mann hier reden.«
Widerwillig gehorchte Kamp.
»Geht doch. Nun zu Ihnen. Sie sagten, ich liege Ihnen im Magen?«
»Ganz recht. Wissen Sie, es bedrückt mich doch sehr, dass ich Thores Schwester nicht helfen konnte. Ich wollte mich bei ihr persönlich dafür entschuldigen und sie fragen, ob ich ihr auf irgendeinem anderen Weg helfen könnte. Als bester Freund ihres Bruders ist das wohl das Mindeste, was ich tun kann. Also hab ich sie gestern Abend angerufen.«
Tibbe sprach nicht weiter und hielt Ausschau nach etwaigen Reaktionen des Boten. Außer einem völlig gelassenen, unverbindlichen Lächeln war jedoch nichts zu erkennen.
»Und jetzt raten Sie mal, was ich da erfahren habe«, sagte Tibbe theatralisch.
»Tja. Keine Ahnung. Was haben Sie erfahren?«
Tibbe wirkte jetzt verärgert und atmete tief durch.
»Mein lieber Herr Schröder… wenn das Ihr richtiger Name ist. Spielen Sie bitte keine Spielchen mit mir. Sie wissen doch ganz genau, wovon ich spreche.«
Gregor reizte seine mimischen Fähigkeiten aus und verwandelte sein gelassenes Lächeln in ein kaltes. »Sie mögen also keine Spielchen? Das ist jetzt eine echte Überraschung für mich. Bisher hatte ich den Eindruck, das wäre genau Ihr Ding.«
»Wie meinen Sie das?«
»Schön, dass Sie fragen! Wo fange ich an? Ah, diese bildhübsche Frau gerade eben. Sind Sie schon lange mit ihr zusammen?«
»Das geht Sie nichts an!«, schnappte Tibbe nach kurzem verblüfftem Zögern.
»Oh, geht mich nichts an? Zu dumm. Ich hoffe, es stört Sie dann nicht weiter, dass ich trotzdem weiß, wer bis vor zwei Wochen noch ihr Freund war?«
Tibbe wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Abrupt drehte er sich um und ging auf einen Schrank zu. Während er hektisch dessen Schubladen nach etwas durchsuchte, sagte er: »Ich kenne sie schon genauso lange, wie Thore sie kannte. Sie ist einfach nur eine Freundin«, und kehrte mit einem Paket Taschentücher zurück, ohne jedoch eines zu entnehmen.
»Das klang gerade aber noch ganz anders«, stellte Gregor fest.
»Ihre Interpretationen sind Ihr Problem. Sie ist eine gute Freundin, die sich um mich kümmert, weil ich krank bin. Ob Sie mir das glauben, spielt keine Rolle, zumal es Sie, wie schon gesagt, nichts angeht. War das alles, was Sie zu bieten haben?«
»Nicht doch! Noch lange nicht«, sagte der Bote ruhig und streichelte seinem Hund gemächlich über den Rücken. »Ich habe Sie doch gestern auf Herrn Musiol angesprochen. Wenn ich mich richtig erinnere, haben Sie mir versichert, nichts über ein mögliches Drogenproblem bei diesem Mann zu wissen?«
Die Farbe kehrte in Form von hektischen Flecken in das Gesicht des Delinquenten zurück. »Ja! Und?«
»Nun, das war eine Lüge! Sie wussten nur zu gut darüber Bescheid. Sie hatten mehrere Gespräche mit Herrn Kamp über genau dieses Thema. Der Drogenkonsum von Herrn
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