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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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Anschlag und sah zu Kamp.
    »Na sicher! Wir beobachten den technologischen Fortschritt auf Erden sehr genau und passen uns an, soweit es sinnvoll erscheint.«
    Der Bote blickte wieder zu seinem Bildschirm und hob die Augenbrauen.
    »Du bist also Thore Kamp?«
    »Ja.«
    »Geboren am 5. Januar 1974?«
    »Ja.«
    »War das dein erster Aufenthalt auf Erden?«
    »Äh, ja… glaube ich. Kann mich an kein früheres Leben erinnern.«
    Der Bote betätigte ein paar Tasten.
    »Hast du Suizid begangen?«
    Kamp kniff die Augen zusammen und schob das Kinn vor.
    »Wie kommen Sie denn darauf? Natürlich nicht!«
    Der Bote tippte mehrere Sätze in seinen Computer und schien nicht auf seine Frage reagieren zu wollen.
    »Entschuldigen Sie bitte. Wie haben Sie das gerade gemeint?«
    »Ist nur eine Standardfrage an alle Seelen, die vor ihrem geplanten Todestag im Jenseits eintreffen. Melde dich bitte – «
    »Ich habe einen geplanten Todestag?«
    Kamp spürte ein Kribbeln.
    »Natürlich«, entgegnete der Bote ruhig.
    »Wann wäre das gewesen?«
    Der Bote blickte kurz zum Monitor.
    »24. Dezember 2045.«
    Thore stand, wie vom Blitz getroffen, mit offenem Mund vor dem Fenster. Das würde bedeuten, er wäre… einundsiebzig Jahre alt geworden. Er befürchtete das Schlimmste. Sie hatten ihn doch zu früh abgeholt! Er verfluchte sich für seine elende Neugierde. Hätte er nur nicht diese verdammte Tür geöffnet.
    »Aber das macht doch keinen Sinn. Warum bin ich dann hier?«
    Der Bote war jetzt leicht genervt, versuchte aber – mit mäßigem Erfolg – sich nichts anmerken zu lassen.
    »Deswegen meine Frage nach dem Suizid. Wenn eine Seele vorzeitig bei uns eintrifft, wurde sie gewaltsam von ihrem Körper getrennt, entweder von sich selbst oder von jemand anderem. Es wird natürlich noch abschließend zu klären sein, ob du die Wahrheit gesagt hast. Melde dich also bitte bei Robard. Du findest ihn im Inneren des Gebäudes. Wenn du an der A-Säule vorbeigehst, kommst du auf einen großen Eingang zu. Du kannst die Fahrstühle benutzen, dritte Etage, Sektor A, Raum dreihundertsechs. Robard, Oberbote. Er wird das mit dir durchsprechen und dir auch alles Weitere erklären. Der Nächste bitte!«
    Kamp hatte plötzlich wieder das Gefühl, in dem Nebel zu stehen, der ihn kurz nach dem Verlassen des Fahrstuhls umgeben hatte. Wie in Trance ging er zur Seite, um den Weg für die nächste Seele freizugeben. Was hatte das zu bedeuten? Hatte er sich tatsächlich ganz aus Versehen selbst das Leben genommen? Die Insulin-Dosis war bestimmt viel zu hoch gewesen, daran bestand kein Zweifel. Um aber daran zu sterben, brauchte es schon einige Zeit, und er war doch sofort tot gewesen. Es war zumindest niemand bei ihm im Büro gewesen, der sich in hektischer Verzweiflung abgemüht hatte, ihn zu reanimieren. Hilferufe hatte er auch keine hören können.
    Vielleicht war es einem nach dem Tod nicht mehr möglich, die Lebenden wahrzunehmen? Kamp schüttelte den Kopf, das machte keinen Sinn. Es war einfach noch niemand da. Er sah schließlich alles so wie immer, das Büro, die Einrichtung, sogar seinen toten Körper. Fast hoffte er, dass es sich doch um einen Irrtum handelte und man ihn wirklich zu früh geholt hatte. Die Vorstellung, sich selbst das Leben genommen zu haben, auch wenn es nur ein Versehen war, behagte ihm überhaupt nicht. So könnte er wenigstens jemand anderem die Verantwortung dafür zuschieben und vielleicht sogar wieder zurückkehren. Ob das wohl möglich war? Er würde diesen Robard auf jeden Fall fragen, gleich als Erstes.

Neustart
     

     
     
     
    Kamp ging zum Haupteingang und betrat das Gebäude. Er gelangte in ein, gemessen an der Größe des riesigen Kastens, relativ kleines Foyer. Zu seiner Rechten hing eine große Übersichtstafel für das Erdgeschoss. Geradeaus kam man in einen endlos erscheinenden Gang, in dem Betrieb herrschte wie kurz vor Weihnachten in einem Warenhaus. Zu seiner Linken befanden sich die Fahrstühle. Neben jedem Fahrstuhl war eine Hand auf der Wand abgebildet. Da er keine Knöpfe entdecken konnte, legte er seine Handfläche auf die Abbildung, und der Fahrstuhl, öffnete sich. Er trat ein und suchte nach einer Vorrichtung, mit der er die Etage wählen konnte, fand aber keine. Stattdessen schloss sich die Tür von allein und ging kurze Zeit später wieder auf. Er streckte den Kopf heraus und stellte fest, dass der Haupteingang verschwunden war. Die Beschriftung »3. Etage« an der Übersichtstafel war ihm ein weiteres

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