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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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Geschmacksache. Du könntest dir sogar aussuchen, als was du zurückkehrst. Tier, Pflanze, Mensch – die Wahl liegt bei dir. Ja?«
    Erneutes Nicken.
    »Wunderbar! Damit komme ich zur letzten Option. Eine große Anzahl Seelen trifft hier täglich ein. Viele entscheiden sich, für immer hier zu bleiben, einige möchten wieder zurück. Sie alle müssen aber betreut werden, denn auch wenn sie keine Menschen mehr sind, haben sie immer noch jede Menge Fragen und Bedürfnisse. Es ist wie auf der Erde, ohne Verwaltung geht es nicht. An dieser Stelle kommen seine Bediensteten ins Spiel, die Boten. Leute wie ich. Bedarf an Nachwuchs besteht, wie du dir sicher vorstellen kannst, ständig. Es ist nicht ganz einfach, den Eignungstest zu bestehen, aber einen Versuch ist es wert.«
    Kamp hatte das unbestimmte Gefühl, die Pointe verpasst zu haben. Das, was er gerade verstanden hatte, konnte Robard unmöglich gesagt haben.
    »Ich kann ein Engel werden?«
    Wieder vergalt der Bote seine Frage mit einem enttäuschten Blick.
    »Nein, es gibt keine Engel! Du musst dich von dieser Vorstellung trennen. Wir sind Boten, nehmen seine Interessen wahr und handeln in seinem Auftrag. Mag sein, dass es hier und da eine gewisse Ähnlichkeit zwischen eurer Vorstellung von einem Engel und uns gibt, aber das ist reiner Zufall. Einige von uns hielten es deswegen auch für keine gute Idee, Flügel als Rangabzeichen zu verwenden. Der Chef war von seiner Idee aber zu begeistert und ließ nicht mit sich reden. Ist jetzt schon ein paar hundert Jahre her, und ich habe mich daran gewöhnt. Letztlich wollte er damit nur der Tatsache Rechnung tragen, dass Engel gleich in mehreren Religionen ihren Platz haben.«
    Sollte er doch dementieren, wie er wollte, genau das war Kamps Vorstellung von einem Engel. Na gut, sie konnten offenbar nicht fliegen und trugen keine weißen Nachthemden. Letzteres war aber eher von Vorteil. Der Overall gefiel ihm ziemlich gut.
    »Ich denke, ich verstehe. Ich werde es mir überlegen. Was ist jetzt mit dieser Möglichkeit, meinen Tod aufzuklären, von der Sie vorhin gesprochen haben?«
    Robard schüttelte seufzend den Kopf und wurde energischer.
    »Nein! Jetzt noch nicht! Tu mir und vor allem dir selbst den Gefallen und komm erst mal zur Ruhe. Such dir eine Stadt aus, verbringe dort etwas Zeit. Ein bis zwei Wochen sollten reichen. Nutze sie, um dir über alles klar zu werden, überstürze nichts. Es ist alles noch viel zu frisch. Wenn du in zwei Wochen wieder zu mir kommst, werde ich dir helfen, egal, wofür du dich entschieden hast.«
    Es gefiel Kamp ganz und gar nicht, aber er fügte sich. Nach seinem Zeitempfinden war es gerade erst ein paar Stunden her, dass sein Leben beendet wurde. Nach so kurzer Zeit durchaus weitreichende Entscheidungen zu treffen, war wahrscheinlich wirklich keine gute Idee.
     
     
    Nachdem Robard ihn letztlich überzeugt hatte – Kamp gab sich größte Mühe genau das zu glauben –, galt es, den passenden Aufenthaltsort für zumindest zwei weitere Wochen zu finden.
    »Ich habe, glaube ich, schon durchklingen lassen, dass ich mit Kölnern gewisse Erfahrungen habe«, tastete Robard sich behutsam vor. »Gehe ich recht in der Annahme, dass auch du zu jenen gehörst, die selbst im Jenseits nicht auf ihren Dom und ihren… wie heißt der Fluss gleich? Rhein, oder? Die also darauf nicht verzichten möchten?«
    Kamp konnte ein breites Grinsen nicht zurückhalten. Es gab tatsächlich einen Gott, so viel wusste er inzwischen, und er schien gütig zu sein.
    »Ihr habt hier den Dom und den Rhein nachgebildet? Das ist ja fantastisch!«, platzte es aus Kamp heraus.
    Der Bote drückte mit einem halb belustigten, halb verständnislosen Blick einige Tasten. Rein theoretisch hätte Kamp sich auch für eine Stadt asiatischer Prägung auf dem technischen Niveau des Mittelalters entscheiden können. Viele Seelen nahmen – aus purer Neugierde, und weil es so einfach war – die Möglichkeit wahr, einen von ihrem bisherigen Leben komplett unterschiedlichen Kulturkreis zu wählen. Sprachbarrieren würde es nicht geben, da sich im Jenseits alle derselben Sprache bedienten.
    Aber Robard kannte seine Pappenheimer, speziell, wenn sie aus der vermeintlich großartigsten Stadt Deutschlands kamen.
    »Dieser Dom ist natürlich nicht so groß, wie du ihn kennst. Er ist sogar bedeutend kleiner, lässt aber rein optisch keine Wünsche offen, wie ich mir habe berichten lassen. Ich brauche dir wohl kaum zu sagen, dass die Notwendigkeit von

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