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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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einem Handzeichen bedeutete er seinen Besuchern, ihm zu folgen.
    Wie ein nasser Sack ließ er sich in die Polster fallen und zerrte seinen Bademantel zurecht, da der Aufprall seinen Intimbereich freigelegt hatte.
    Gregor setzte sich in einen Sessel, und Kamp legte sich neben seinen Füßen auf den Boden.
    »Oh, Entschuldigung. Bin etwas neben der Spur. Kann ich Ihnen etwas anbieten? Einen Kaffee oder so was?«
    »Nein, vielen Dank. Wir haben bereits ausgiebig gefrühstückt.«
    Tibbe massierte sich die Schläfen und zog den Rotz in seiner Nase hoch.
    »Die wichtigste Mahlzeit des Tages. Eindeutig die wichtigste«, sagte er zu niemand Speziellem.
    Gregor räusperte sich. Kranke Menschen verwirrten ihn. Speziell jene, die eine Grippe hatten, neigten dazu, sich unnormal zu verhalten. Sie waren weniger beeinfluss- und manipulierbar, da ihre Wahrnehmung stark eingeschränkt war. Es war fast unmöglich, sie unter Druck zu setzen, einzuschüchtern oder in ihnen zu lesen, da sie auf alle äußeren Einflüsse mit einer schwer greifbaren Gleichgültigkeit reagierten. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich wie ausgekotzt zu fühlen und ihr Selbstmitleid zu inszenieren. Außerdem redeten sie manchmal dummes Zeug.
    Nein, erkältete Menschen waren ihm nicht geheuer.
    »Auweia, mit Ihnen sieht’s ja wirklich gar nicht gut aus, sie Armer. Ich werde auch versuchen, mich so kurz wie möglich zu fassen. Ich denke, das ist in Ihrem Interesse. Haben Sie Muße gefunden, das zu tun, worum ich Sie gestern gebeten habe?«
    Tibbe tränkte ein Taschentuch mit dem Inhalt seiner Nase und ließ den feuchten Klumpen über den Rand des Sofas fallen. Kamp konnte von seiner erdnahen Position aus sehen, dass der Klumpen sich dort in Gesellschaft vieler Artgenossen befand. Einige erweckten den Eindruck, schon über so etwas wie Lebenserfahrung zu verfügen, und Kamp musste einen Würgreiz unterdrücken.
    »Ja, hab drüber nachgedacht. Leider ohne Ergebnis. Mir ist niemand eingefallen, den ich anschwärzen könnte. Wie ich gestern schon sagte, Thore ist eigentlich mit allen gut ausgekommen. Er war nicht der Typ, der es auf Streit anlegte.«
    Guter alter Pit, dachte Kamp. Auf ihn war Verlass. Ein loyaler Freund über den Tod hinaus. Er tippelte zu ihm und hielt seine Pfote hoch.
    »Ihr Hund scheint mich wirklich zu mögen. Die meisten Vierbeiner können mich nicht leiden.«
    »Mein Rufus war noch nie wählerisch. Wenn man freundlich zu ihm ist, frisst er einem aus der Hand.«
    Gregor räusperte sich in seine geschlossene Faust.
    »Es gibt Ihrer Meinung nach also absolut niemanden, dem ein Mord zuzutrauen wäre, unabhängig davon, ob die betreffende Person überhaupt irgendetwas mit Herrn Kamp zu tun hatte?«
    »Nein, natürlich nicht. Hören Sie, das ist eine seriöse Firma, in der ich da arbeite. Das Anforderungsprofil an alle Angestellten und Arbeiter liegt über dem Schnitt. Zwielichtige Typen werden gar nicht erst eingestellt, und wer unangenehm auffällt, fliegt. Bei so vielen Arbeitssuchenden fällt es leichter den Rahm abzuschöpfen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Tibbe blinzelte und öffnete den Mund ein wenig. Tränen liefen ihm über die Wangen. »Dieses verdammte Beißen in der Nase macht einen wahnsinnig!… Verstehen Sie, ich würde Ihnen da nur zu gerne helfen. Es betrübt mich, dass man Thore zutraut, er hätte sich selbst umgebracht. Und ich gönne seiner Schwester auch diese Lebensversicherung. Aber ich kann mir deswegen nicht einfach einen Namen aus den Fingern saugen, schließlich geht es hier um keine Kleinigkeit.«
    Gregor suchte seinen Blick, aber er prallte gegen eine Mauer. Der Weg in Tibbes Bewusstsein war entzündet und verklebt.
    »Was würden Sie davon halten, wenn ich Ihnen einen Namen nenne, und Sie sagen mir, was Sie davon halten?«
    »Ach kommen Sie, das ist ein wirklich dummes Spiel, und es läuft aufs Gleiche hinaus. Außerdem möchte ich mich jetzt wirklich nicht zu jedem meiner lieben Kollegen äußern. Zu einigen kann ich nicht mal viel sagen, weil ich sie zu wenig kenne.«
    »Nein, da haben Sie mich falsch verstanden. Nur ein Name. Ich habe natürlich weiterhin eigene Nachforschungen betrieben. Dabei fiel mir diese Person auf.«
    Es war offensichtlich, dass Tibbe die ganze Sache nicht geheuer war. Es schien ihm nicht zu behagen, so tief ins Detail zu gehen, und offenbar hatte er schon jetzt eine Art schlechtes Gewissen, angesichts der Aussicht, sich im Zusammenhang mit einem möglichen Mord gleich zu

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