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Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Titel: Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Víctor Conde
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Sachen auch Antworten verborgen.
    »Aber jetzt … habt ihr ihn verändert.« Ihre Stimme hatte einen vorwurfsvollen Ton. »Mauro ist nicht mehr meine verwandte Seele. Er ist ein völlig anderer Mensch.«
    »Aber Rhea. Sei nicht ungerecht. Wenn die Veränderungen zum Guten sind, warum sich beschweren? Vielleicht hat Mauro in uns die Möglichkeit gesehen, seinen Platz in der Welt zu finden, einen Weg, den ihm seine Eltern nicht weisen konnten. Findest du das denn wirklich schlecht?«
    »Wenn er mich dabei zurücklässt, ja.«
    »Dann bleib bei der Gruppe. Verdammt. Lass die Ausreden sein und gib dir einen Ruck! Denk an morgen.«
    »Weder an das Heute noch an das Morgen, Tanya. Die wahre Falle ist die Vergangenheit. Wie Mauro es an dem Tag formuliert hat, als ich ihn kennenlernte: Jede Entscheidung, die wir treffen, bedeutet weniger Möglichkeiten für die Zukunft.«
    Tanya wusste nicht, wozu sie mehr Lust hatte: Sie zu bemitleiden und ihr eine Schulter anzubieten als Ersatz für die, die sie verloren hatte? Oder dieser Rotzgöre, die so früh beschlossen hatte, ihr Leben den Abfluss hinunterzuspülen, eine schallende Ohrfeige zu verpassen?
    »Ich geh jetzt mal besser«, beschloss Rhea. Die Resignation stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Wenn du willst, kannst du es ihm ja erklären. Wenn nicht, ist es auch egal. Der Blick, den er mir gestern zugeworfen hat, nachdem er aus seiner Trance aufgewacht war, sagte schon alles.«
    Tanya biss sich wütend auf die Lippen. Sie wurde das Gefühl nicht los, vergeblich an eine verschlossene Tür zu klopfen, hinter der sich eine Betonmauer befand. Aber im Grunde konnte sie ihr keinen Vorwurf machen. Es war ihre Entscheidung, und niemand hatte das Recht, sich einzumischen.
    Tanya bat sie, kurz zu warten, und ging auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer. Jemand war im Badezimmer, aber die Tür war geschlossen.
    Tanya gab Rhea ein Bündel Geldscheine und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Ihre Haut war eiskalt.
    »Viel Glück, Rhea. Ich wünsche dir von Herzen, dass du wieder eine verwandte Seele findest. Oder noch besser: dass du dein Leben regelst, damit du niemanden mehr brauchst, der deinen Schmerz mit dir teilt.«
    »Du kannst wirklich gut zuhören und die Menschen verstehen, Tanya. Du hast mir sehr geholfen. Mehr als du dir vorstellen kannst. Das ist eine Gabe.«
    Schon klar, ich bin ja auch eine Heilerin , dachte sie, sagte aber nichts.
    Und zum ersten Mal fühlte sie sich auch wie eine.
    Die Bestürzung über Rheas Flucht fiel weniger dramatisch aus, als Tanya erwartet hatte.
    Als sie es den anderen erzählte, waren sie weder besonders traurig, noch machten sie sich allzu große Sorgen um das Schicksal von Mauros Freundin. Sie wirkten eher verständnisvoll, als hätten sie schon lange damit gerechnet.
    Nicht einmal Mauro war überrascht. Verletzt: ein bisschen. Einsam: wie nie zuvor. Aber er verstand die Gründe, warum Rhea ihn verlassen musste, und er respektierte sie.
    »Und jetzt? Wie geht es jetzt weiter?«, wollten sie wissen, als sie in einem Café beim Frühstück saßen. Die vier waren sichtlich nervös. Sie hatten die Nähe des Scheusals intuitiv gespürt. Es war kein Albtraum gewesen. Gleichzeitig aber lag ein Anflug von Optimismus in der Luft, der, unglaublich aber wahr, sogar Mauro ansteckte.
    »Der Desmodu nähert sich mit seinem Heer«, sagte Séfora. »Die Konfrontation wird hier, auf der Insel, stattfinden. So steht es geschrieben.«
    »Moment!«, rief Erik. »Hast du gerade Heer gesagt?«
    Séfora stocherte mit dem Löffel in ihrem Eisbecher. Sie war die Einzige in der Gruppe, die es vorzog, kalt zu frühstücken, anstatt warm und reichlich.
    Tanya musste an das Paradoxe dieser Szene denken: Vier aufgeweckte junge Leute, zwei Jungen und zwei Mädchen, saßen zusammen am Meer und ließen sich ein Frühstück schmecken, während sie so alltägliche Themen wie den Kampf gegen einen Dämon, das Schicksal der Welt und andere unwichtige Dinge besprachen.
    »Willst du damit sagen, dass das der erste Große Kampf sein wird, der Kampf, der auf der Erde stattfindet?«, hakte Erik nach, während ihm noch das halbe belegte Brötchen aus dem Mund ragte. »Jetzt schon?«
    »Das ist durchaus möglich. Bei den Prophezeiungen kann man sich nie ganz sicher sein. Sie sind einfach zu vieldeutig. Nur Er weiß, was wirklich geschieht.« Séfora zeigte mit dem Finger in den Himmel. »Er verkündet es nicht einmal uns, Seinen Dienern.«
    »Aber es geht doch um einen wirklich wichtigen

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