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Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Titel: Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Víctor Conde
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gehindert. Sie riss ihre bleischweren Beine hoch und zwang sie zu rennen, zu springen, zu fliegen, so schnell wie nie zuvor in ihrem Leben, und den Rest ihres Körpers nach Möglichkeit mitzunehmen.
    Dann hörte sie, wie das Heck des Schiffes mit voller Wucht auf dem Strand einschlug. Der Krach war so ohrenbetäubend, als prallten Welten aufeinander.
    Mauro holte Erik gleichsam fliegend ein, und gemeinsam rannten sie im rechten Winkel zur Flugbahn des Schiffes um ihr Leben. Tanya war in wenigen Sekunden bei ihnen und warf sich hinter einen Schutzwall aus Felsgestein im Bereich des Kraters, während sich die gigantischen Schiffsschrauben des Kreuzers aus dem Wasser erhoben und wie wild in der Luft drehten, ehe sie auf die Erde niedersausten und wie ein überdimensionaler Mixer die Konturen der Insel zerhackten.
    Das Steuerruder brach, glitt wie ein Keil unter das Schiff und stemmte es auf. Ein Scherbenregen prasselte auf den Strand nieder. Tanya blickte hinauf und konnte Hunderte von Touristen ausmachen, die auf den verschiedenen Stockwerken panisch hin und her rannten und nicht wussten, ob sie sich an der Reling festhalten, ins Innere des Schiffes flüchten oder lebensmüde ins Nichts hinunterstürzen sollten, in der blinden Hoffnung, dass sie im Wasser landeten und der Koloss sie nicht unter sich begrub.
    In wenigen Sekunden war alles vorbei … Der gestrandete Schiffskörper saß auf dem Felsen, denn der Ruderkeil hatte dem Gewicht nicht lange standgehalten, und die Schiffsschrauben pflügten sich nach und nach durch den Erdboden. Ihre Flügel zermalmten das Gestein und schleuderten den Kies zehn Meter weit in die Gegend. Die anderen sekundären, aber immer noch zwei Mann großen Schiffsschrauben an den Seiten drehten sich wie wild in der Luft und erzeugten kleine Wirbelstürme in der Staubwolke, die sich beim Aufprall gebildet hatte.
    Erik wischte sich mit der Hand über die Stirn und verteilte dabei das Blut, das wieder aus der Wunde sickerte, über das ganze Gesicht. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf das Heck des Kreuzfahrtschiffes.
    »Er … er hat ein Schiff nach uns geworfen?«, kreischte er hysterisch. »Dieser verdammte Dämon hat uns einen Scheißluxusdampfer um die Ohren gehauen!«
    Tanya strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Sie war noch zu sehr damit beschäftigt, die Vision zu verdauen, aus der sie vor wenigen Sekunden erwacht war. Für das Schiff hatte sie noch keinen Gedanken übrig.
    »Was war das?«, keuchte sie.
    Mauro wusste sofort, was sie meinte. Mit einer im Vergleich zu Erik deutlich ruhigeren Stimme erklärte er: »Man hat uns auf die Probe gestellt. Verführt, wenn du so willst. Ich habe meine Mutter gesehen, die mich um Verzeihung bat. Ihr zu vergeben, war die schwierigste Entscheidung meines Lebens, aber sie war …« Er suchte nach dem richtigen Ausdruck. »… unvermeidbar.«
    »Ich war … in einer Art Bunker«, erzählte Erik, als er sich wieder ein wenig beruhigt hatte. »Ich hatte eine Waffe und … man wollte mich zwingen, einen Völkermord zu begehen. Ich habe mich geweigert. Danach explodierte alles.«
    Tanya nickte und versuchte in Gedanken die Puzzleteile zusammenzufügen. Sie wusste, was passiert war, erinnerte sich an die einzelnen Ereignisse ihrer Vision, aber nicht, in welcher Reihenfolge sie passiert waren.
    »Mir hat man ein sorgloses, schmerzfreies Leben angeboten«, resümierte sie zerknirscht. »Blind und taub in meinem persönlichen Himmel zu leben, aber ohne die Menschen, die ich liebe. Als Gegenleistung verlangten sie, dass ich ihnen meine Eltern ausliefere.« Ihr Blick verhärtete sich. »Auch ich habe mich geweigert.«
    »Wir haben die Probe bestanden«, wagte Mauro zu behaupten. »Wir haben bewiesen, dass wir einen stärkeren Charakter haben, als diese Scheusale uns zutrauen. Nicht wahr? Sie haben uns da getroffen, wo es am meisten wehtut, und wir haben standgehalten.«
    »Scheint so.«
    »Also, worauf warten wir dann noch?«, rief Erik und stützte sich auf sein gesundes Bein. Das andere blutgetränkte Hosenbein klebte wie ein staubiges, blutiges Pflaster auf der Wunde. »Zeigen wir diesem missratenen Schwachkopf von einem Dämon, wer hier der Stärkere ist!«
    Tanya und Mauro waren einverstanden. Die drei bildeten eine gemeinsame Front und erklommen die kleine Erhebung, die sie vom Krater trennte, um zu sehen, was sich auf der anderen Seite verbarg.
    Der Anblick war nicht weniger eindrucksvoll als der

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