Botschaft aus der Unterwelt
knackte, dann brach sie unter seinem Gewicht zusammen. »Wir waren bei der letzten Sitzung in der Kaffeekanne wohl etwas kleiner«, sagte er überrascht. »Und leichter.«
»Wem gehört der gelbe Sportwagen?«, fragte Bob, während Peter sich aus den Trümmern der Kiste befreite.
»Das ist Jeffreys Camaro. Wir haben spontan die Autos getauscht. Es ist sicherer so.«
»Gute Idee!«, lobte Justus. »Und nett von Jeffrey, dass er dir den Wagen leiht. Er hat langsam echt was gut bei uns.«
»Ach, der wollte schon immer mal mit meinem MG fahren. Er steht auf britische Autos.« Peter klopfte sich Staub von der Hose. »Ich bin übrigens gestern überfallen worden!«
»Was?« Bob starrte ihn entgeistert an. »Und das sagst du erst jetzt? Du bist in dem Punkt ja noch schlimmer als Justus!«
»Es ist ja nichts passiert.«
»Nichts passiert?« Justus machte ein skeptisches Gesicht.
»Ich wurde im Pinienwäldchen bei uns im Block von zwei maskierten Männern zuerst verfolgt und dann mit Chloroform betäubt. Etwas später bin ich an derselben Stelle wieder aufgewacht.«
»Die haben dir bestimmt eine Wanze an die Kleidung geheftet«, sagte Bob aufgeregt. »Oder eine Botschaft!«
»Nein, da war nichts!« Peter schüttelte den Kopf. »Ich habe alle meine Sachen gründlich durchsucht. Keine Wanzen, keine Sender und keine Botschaft von Moriarty. Nicht mal in der Unterwäsche oder unter den Schuhsohlen.«
»Das ergibt doch keinen Sinn!« Justus zupfte an seiner Unterlippe – ein Zeichen dafür, dass er angestrengt nachdachte. »Und dir ist nichts Merkwürdiges aufgefallen?«
»Nein! Die linke Schulter tut mir ein wenig weh. Da muss ich mich bei der Flucht etwas verletzt haben.« Peter streckte sich. »Die waren nicht gerade zimperlich.«
»Und du hast wirklich keine Wanze gefunden?«
»Das sagte ich doch schon, Bob! Ich habe sehr gründlich gesucht.«
»So kommen wir nicht weiter«, unterbrach Justus die beiden. »Wir haben nicht viel Zeit und es gilt ein Rätsel zu lösen.«
»Dieser nächtliche Überfall gehört ja wohl zum Rätsel dazu«, sagte Peter empört. »Ich finde es jedenfalls ziemlich rätselhaft, dass ich einfach so ohne Grund überfallen wurde. Ich würde fast sagen, es handelt sich um einen spezialgelagerten …«
»Ich würde sagen, es ist wie immer!«, unterbrach ihn Bob. »Schließlich sind wir nicht das erste Mal in einer verzwickten Lage.« Er holte seinen Notizblock aus dem Rucksack. »Was dagegen, wenn ich mal meine Rechercheergebnisse vortrage?«
»Nur zu!«, wurde er von Justus ermuntert.
»Also, ich habe gestern Abend vor dem Schlafengehen noch die Geschichte von Charles August Milverton gelesen. Der Fall dreht sich um einen Erpresser, der schließlich von einem seiner Opfer ermordet wird. Als Vorlage für die Figur des Milverton diente Sir Arthur Conan Doyle übrigens ein realer Erpresser der damaligen Zeit.«
»Danke, Bob, wir werden sehen, ob uns das weiterhilft.« Justus legte den Zettel mit der geheimnisvollen Botschaft auf den Bananenkarton, der als Tisch diente. »Ich habe heute früh noch mal darüber nachgedacht. W. nennt eine Stadt und einen Namen. Und dann redet er über einen Weg. Das könnte der Hinweis auf eine Straße sein.«
» Denk an den langen Weg «, zitierte Bob den Briefschreiber.
»Aber was soll das mit der Frau des Herzens und der Sprache von Watson?« Peter kratzte sich nervös im Nacken.
»Es könnte doch eine Freundin von dem echten Empfänger sein. Vielleicht wohnt sie in der Straße in Los Angeles.«
»Oder es ist abermals eine Person aus den Sherlock-Holmes-Geschichten«, gab Justus zu bedenken.
»Nun, Sherlock Holmes war zeit seines Lebens ein Junggeselle.« Bob sah auf seinen Notizblock. »Aber er hatte eine Gegenspielerin, die ihn zumindest sehr beeindruckt hat. Sie hieß Irene Adler. Professor Heathcliff selbst hat sich mit ihrer Rolle beschäftigt und ihre Beziehung zu Sherlock Holmes analysiert. Immerhin hat Holmes Irene Adler verehrt, schon allein deshalb, weil sie die einzige Frau war, die ihn je besiegen konnte.«
»Jeder Meisterdetektiv fällt wohl irgendwann im Laufe seiner Karriere auf eine Irene Adler rein.« Peter grinste Justus an. Der bemerkte es jedoch gar nicht. »Wenn der Briefschreiber tatsächlich Irene Adler meint, ist das aber noch kein Hinweis auf eine Straße. Mir ist zumindest nicht bekannt, dass es in Los Angeles eine Irene-Adler-Straße gibt.«
»Außerdem ist da noch das mit der Sprache von Watson.« Peter schnappte sich die
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